Flitterwochen auf Dream Island
vielsagend.
“Du bist ein böses Mädchen”, schalt er sie schalkhaft. “Aber jetzt zurück zu meiner Frage: Was hat dir an deiner Arbeit gefallen – abgesehen davon, dass du dort millionenschwere junge Männer kennen gelernt hast?”
“Eigentlich nicht viel. Und dass ich Luke dort getroffen habe, zählt nicht – schließlich haben wir uns getrennt. Was dir an
deiner
Arbeit gefällt, brauche ich gar nicht erst zu fragen. Die Fotos in deinem Wohnzimmer sprechen für sich.”
Rafe runzelte die Stirn. “Was meinst du?”
“Diese Bilder tragen den unsichtbaren Titel ‘Vorspiel’.”
“Du glaubst, ich hätte mit all diesen Frauen geschlafen?”
“Hast du das etwa nicht?”, fragte Isabel und trank einen Schluck Champagner.
“Natürlich nicht. Mindestens eine oder zwei habe ich nicht herumgekriegt.”
Isabel verschluckte sich und fing an zu husten.
“Aber es lag daran, dass sie lesbisch waren.”
“Hör auf!” Isabel presste sich lachend die Serviette auf den Mund.
“Soll ich dich auch mal so fotografieren?”, fragte Rafe sanft.
Sie schluckte. “Du meinst nackt?”
“Nein, natürlich nicht. Du hast doch meine Fotos gesehen. Die Frauen, die ich fotografiere, sind nie ganz nackt. Du kannst zum Beispiel Ohrringe tragen, oder diese Schuhe.” Er lächelte zweideutig und blickte durch die Glasplatte des Tisches auf ihre Füße, die in den hochhackigen Sandaletten steckten.
“Du willst mich doch nur aufziehen.”
“Stimmt. Ich habe meine Kamera nämlich gar nicht mitgebracht – leider.”
Zum Glück, dachte Isabel insgeheim. Denn ganz sicher hätte sie es zugelassen, dass Rafe sie nackt fotografierte. Seit sie auf Dream Island angekommen waren, kannte sie sich selbst nicht wieder.
Sie hob ihr Glas und trank noch einen Schluck Champagner. “Weshalb missfällt dir eigentlich meine Entscheidung, allein ein Kind aufzuziehen?”, fragte sie.
Rafe lächelte. “Du möchtest also das Thema wechseln? Vielleicht ist das keine schlechte Idee.” Allein der Gedanke daran, Isabel mit nichts als ihren Ohrringen und Schuhen zu fotografieren, erregte ihn unglaublich.
Er trank ein paar Schlucke Champagner und überlegte, wie er die Frage beantworten konnte, ohne neugierig oder taktlos zu wirken. Hätte Isabel das Thema nicht selbst angesprochen, hätte er es früher oder später getan. Rafe beschloss, ihr nicht zu sagen, was er von ihrem Plan hielt, sich künstlich befruchten zu lassen. Isabel war ohnehin entschlossen, das zu tun. Sie würden sich also nur streiten. Doch er musste unbedingt wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass Isabel heute von ihm schwanger geworden war.
“Ich glaube, es war eine etwas voreilige Entscheidung, weil du Luke noch nachgetrauert hast. Du bist eine junge Frau, Isabel. Du hast noch zehn Jahre Zeit, um dir einen geeigneten Vater für dein Baby zu suchen. Ich finde, du solltest nichts überstürzen. Warte lieber ab, bis der Richtige vorbeikommt.”
“Ich habe es dir doch schon einmal erklärt”, sagte Isabel ungeduldig. “Ich habe auf beide Arten versucht, den richtigen Mann zu finden – mit meinem Herzen und mit meinem Verstand. Es hat nicht funktioniert. Nein”, fügte sie energisch hinzu, “ich kann nicht länger warten. Mir bleibt nicht so viel Zeit, wie du denkst. Theoretisch können Frauen bis zu den Wechseljahren Kinder bekommen. Aber die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Baby ohne Komplikationen zur Welt zu bringen, sinkt bei über dreißigjährigen Frauen rapide. Meine biologische Uhr tickt, Rafe. Ich muss
jetzt
handeln, bevor es zu spät ist.”
Rafe versuchte, sich nichts anmerken lassen. Wenn Isabel wüsste, dass
er
am Nachmittag bereits gehandelt hatte …
“Ich verstehe”, sagte er leise und senkte einen Moment den Blick. “Dann hattest du mit Luke also geplant, nach der Hochzeit so bald wie möglich schwanger zu werden?”
Isabel seufzte wehmütig. “Ja.”
“Während der Flitterwochen auf Dream Island?”
“Genau. Ich hatte mir bis auf die Stunde genau ausgerechnet, wann der günstigste Zeitpunkt sein würde.”
“Kann man überhaupt so genau sagen, wann der Eisprung stattfindet?”
“Ja, wenn man einen so regelmäßigen Zyklus hat wie ich. Außerdem hatte ich vorher drei Monate lang täglich meine Temperatur gemessen.”
“Und?”, fragte Rafe betont gelassen. “Wann wäre der große Augenblick gewesen?”
Isabel überlegte. “Ich glaube, morgen”, sagte sie. “Bei mir passiert nämlich alles donnerstags: der Eisprung
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