Flitterwochen auf Dream Island
verschiedene Gerichte für jeden Gang.
“Eigentlich habe ich gar keinen Hunger”, erwiderte Isabel leise und hielt den Blick noch immer gesenkt.
Rafe legte die Speisekarte auf den Tisch. “Isabel, es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Das war nicht meine Absicht.”
Endlich sah sie ihn an. “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast ja Recht. Ich bin nicht zufrieden mit mir und meinem Leben. Das war schon immer so.”
“Aber warum denn? Das Einzige, was mir an dir nicht gefallen hat, war die Art, wie du dir die Haare hochgesteckt hast. Es hat nicht zu dem gepasst, was du wirklich bist.”
“Und was bin ich in Wirklichkeit? Eine Schlampe?”
Einen Moment lang war Rafe wie vor den Kopf gestoßen. Dann wurde er wütend. “Sag nie wieder so etwas über dich! Du bist eine sinnliche Frau, die gern Sex hat. Dafür brauchst du dich wirklich nicht zu schämen!”
“Wenn du meinst”, sagte sie unglücklich.
“Du solltest stolz auf dich sein”, fuhr Rafe energisch fort. “Die meisten Frauen wären zusammengebrochen, wenn sie dasselbe durchgemacht hätten wie du. Aber du hast dich nicht unterkriegen lassen. Ich bin zwar nicht mit deiner Entscheidung einverstanden, allein ein Baby aufzuziehen, aber ich bewundere deinen Mut.”
Sprachlos sah Isabel ihn an. Offenbar mochte Rafe sie wirklich – und nicht nur, weil sie gut im Bett war.
“Du darfst dich selbst nicht so herabsetzen, Isabel. Du bist eine der faszinierendsten Frauen, die ich kenne. Also Schluss mit diesem Blödsinn! Such dir etwas Schönes zu essen aus, oder ich werde die Geduld verlieren und heute Nacht nicht mit dir Scheich und Haremsdame spielen.”
Isabel lachte, und ihre Augen glänzten. “Es war wirklich eine sehr gute Idee, dich mit auf die Reise nach Dream Island zu nehmen. Du bist so …”
“Vernünftig?”, vervollständigte Rafe den Satz.
Sie lächelte. “Ich dachte mehr an etwas wie ‘erfrischend’.”
“Das hat mir noch nie jemand gesagt.”
“Ich meine es durchaus als Kompliment.”
“Vielen Dank.”
Isabel neigte den Kopf zur Seite und sah ihn an. “Du bist wirklich sehr nett, Rafe Saint Vincent. Außerdem hast du einen guten Geschmack, was Kleidung angeht. Dieses schwarz-weiße Hemd finde ich toll. Darf ich es mir mal ausleihen?”
“Du kannst dir alles ausleihen, was du möchtest. In deinen Sachen würde ich wohl nicht besonders gut aussehen.”
Sie lächelten sich an, als der Ober den Champagner brachte. Der junge Mann füllte ihre Gläser und fragte, ob sie sich bereits für etwas entschieden hätten. Isabel bat Rafe, für sie etwas auszusuchen. Sämtliche Gerichte auf der Speisekarte klangen köstlich, und sie konnte sich einfach nicht entscheiden.
Rafe lächelte schalkhaft und bestellte ein thailändisches Nudelgericht mit Rindfleisch als Vorspeise, gegrillten Barramundi mit Salat als Hauptgericht und zum Dessert Mango-Käsekuchen.
“Wir werden zu den einzelnen Gängen verschiedene Weine bestellen. Können wir auch halbe Flaschen bekommen?”, fragte er den Ober.
“Nein, Sir, ich bedauere. Sie können aber Gläser bestellen.”
“Tatsächlich? Und was geschieht mit dem restlichen Wein aus der Flasche?”
Der Ober lächelte geheimnisvoll. “Er wird jedenfalls nicht weggegossen, das kann ich Ihnen versichern.”
“Das glaube ich ohne weiteres”, sagte Rafe, nachdem der junge Mann sich entfernt hatte. “Ich würde ja zu gern wissen, was in der Küche abends vorgeht, wenn das Restaurant geschlossen hat.”
“Tja, in jedem Beruf gibt es bestimmte Privilegien”, stellte Isabel fest.
“Und worin bestehen die Privilegien, wenn man als Empfangssekretärin in einem großen Architekturbüro arbeitet?”
Isabel runzelte die Stirn. “Woher weißt du, was ich früher beruflich gemacht habe?”
“Ich habe es von Les gehört, als ich ihm erzählte, dass die Hochzeit geplatzt ist. Wir haben uns eine ganze Weile über dich unterhalten. Er findet dich ganz entzückend und wollte wissen, was ich von dir halte.”
“Und was hast du geantwortet?”
“Ich habe mich sehr anerkennend geäußert, war aber natürlich absolut diskret und habe keine Silbe über unseren kleinen Ausflug nach Dream Island gesagt. Das hielt ich für ratsam, da er ja offenbar deine Familie kennt.”
“Das ist ja mal etwas ganz Neues”, sagte Isabel. “Rafe Saint Vincent – das Muster an Diskretion.”
“Ich habe viele verborgene Talente.”
“Einige sind nicht ganz so verborgen”, erwiderte sie
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