Flitterwochen auf Dream Island
Boutique an der Gold Coast angestellt und habe italienische Schuhe verkauft. Eines Tages kam ein Kunde in den Laden, der sehr kultiviert und gebildet wirkte. Er hat gleich sechs Paar Schuhe gekauft, um möglichst viel Zeit mit mir zu verbringen, wie er sagte. Natürlich hat mich das sehr beeindruckt.”
“Ist es nicht ein bisschen naiv, auf so etwas hereinzufallen?”
“Natürlich ist es das. Aber ich bin einfach naiv, wenn ich mich verliebe.”
“Bei mir war das aber nicht der Fall.”
“In dich habe ich mich ja auch nicht verliebt. Ich finde dich nur attraktiv, das ist alles.”
Großartig, dachte Rafe ironisch. Doch er wusste, dass er diese Antwort selbst provoziert hatte.
“Und was ist dann passiert?”
“Was glaubst du denn? Hal hat mich noch am selben Abend zum Essen eingeladen. Danach hat er mich mit zu sich nach Hause genommen – und dann ins Bett.”
Rafe beschloss, nicht weiterzufragen. Er war schon jetzt unglaublich eifersüchtig auf Hal, dem es gelungen war, Isabel gleich am ersten Abend zu verführen. Mich hat sie nur verächtlich angesehen, dachte er. Aber natürlich war sie damals noch mit Luke verlobt gewesen – und nach den Erfahrungen mit Hal sicher besonders vorsichtig.
“Wie ist das Ganze ausgegangen? Hat er dich verlassen?”, fragte er.
“Nein. Ich glaube sogar, dass Hal mich auf seine ganz eigene Art wirklich geliebt hat. Nein, es ist etwas Schwerwiegendes vorgefallen. Danach konnte ich mir nicht mehr einreden, dass Hal der ideale Mann für mich sei.”
“Hast du etwa herausgefunden, dass er verheiratet war?”
Sie lachte. “Ach, wenn es nur das gewesen wäre …”
“Jetzt bin ich aber wirklich neugierig. Was ist passiert?”
“Er ist für fünfzehn Jahre ins Gefängnis gekommen, weil er Drogenhandel im großen Stil betrieben hat.”
“Du meine Güte! Und du hast nichts davon geahnt?”
“Überhaupt nichts. Hal selbst nahm keine Drogen, und natürlich hat er das alles vor mir geheim gehalten. Sogar als er häufiger geschäftlich nach Bangkok reiste, wurde ich nicht misstrauisch. Er hatte mir erzählt, er würde Schmuck importieren.” Sie lächelte traurig. “Auf Grund meiner reichhaltigen Erfahrungen hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass Hal zu perfekt war. Aber wie du schon gesagt hast: Liebe macht blind. Damals dachte ich, all meine Träume wären wahr geworden. Hal war ein attraktiver, erfolgreicher, faszinierender Mann. Auch materiell konnte er mir alles bieten, was das Herz begehrte. Ein riesiges Haus am Meer, eine Limousine, eine eigene Jacht. Hal hat mir ständig Liebeserklärungen gemacht und wirklich den Kopf verdreht. Ich rechnete damit, dass er mir einen Heiratsantrag machen würde. Kurz gesagt, ich schwebte im siebten Himmel, bis ich eines Tages dieses Bild von seiner Verhaftung auf der Titelseite einer Zeitung sah.”
“Es war sicher eine schwere Zeit für dich”, sagte Rafe mitfühlend.
“Das ist stark untertrieben. Ich war todunglücklich.”
“Musstest du vor Gericht gegen ihn aussagen?”
“Zum Glück nicht. Und glücklicherweise ist das Ganze in einem anderen Bundesstaat passiert. Ich hatte meinen Eltern noch nicht von Hal erzählt. Das wollte ich nach der Verlobung tun. Es sollte eine schöne Überraschung für sie werden, nach all den Enttäuschungen, die ich vorher mit Männern erlebt hatte.”
“Dann war es wahrscheinlich wirklich besser, dass er rechtzeitig überführt wurde”, sagte Rafe.
“Vermutlich.” Isabel zuckte die Schultern. “Aber damals habe ich es natürlich anders gesehen.”
“Das verstehe ich. Mir ist ja auch erst im Nachhinein klar geworden, dass ich ohne Liz besser dran war – genauso wie du ohne Luke, auch wenn du mir darin nicht zustimmen kannst. Er hat dich nicht geliebt.”
“Auf Liebe kann ich wirklich gut verzichten.”
Rafe sah sie eindringlich an. “Das sehe ich anders. Mir bedeutet Liebe noch immer etwas.”
“Ich verstehe nicht, warum. Wer verliebt ist, handelt oft dumm und irrational.”
“Da könntest du allerdings Recht haben.” In den nächsten zwei Tagen werde ich mehr dumme, irrationale Dinge tun als je zuvor, dachte Rafe zufrieden.
“Wann kommt denn endlich das Essen?”, fragte Isabel nun ungeduldig.
“Es wird sicher jeden Moment gebracht. Bis dahin können wir noch etwas Champagner trinken.” Er füllte ihr Glas auf. “Er ist ausgezeichnet, stimmt’s?”
“Ja. Aber wenn ich nicht bald etwas esse, wird er mir in den Kopf steigen. Von Champagner bekomme ich
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