Flitterwochen auf Dream Island
mit dir in diese Nussschale, wenn du betrunken bist”, warnte Isabel ihn.
“Ich auch nicht. Wenn ich das Gefühl habe, nicht mehr steuern zu können, lassen wir uns von einem Angestellten zurückbringen”, versprach Rafe.
“Einverstanden.” Isabel nickte. “Und bitte verführ mich nicht dazu, mit dem Alkohol zu übertreiben. Ich habe meinen letzten Rausch noch allzu gut in Erinnerung.”
“Aber da hast du ja auch starke Drinks getrunken. Ein paar Gläser Wein werden dir sicher nicht schaden.”
“Das sagst du jetzt so. Wahrscheinlich willst du nur, dass ich mich betrinke, damit du nachher mit mir machen kannst, was du möchtest.”
Rafe lachte. “Darling, dafür brauche ich dich nicht betrunken zu machen.”
Isabel zuckte ein wenig zusammen. “Diese Bemerkung habe ich ja geradezu herausgefordert, stimmt’s?”
Rafe drückte ihr sanft den Arm. “Mach dir nichts draus. Ich mag dich so, wie du bist.”
Das bezweifele ich nicht, dachte Isabel ironisch. Die meisten Männer hatten eine Schwäche für Flittchen. Bei dem Gedanken zog sich ihr der Magen zusammen. Möglicherweise benahm sie sich in Rafes Augen wirklich wie ein Flittchen. Vielleicht aber auch nicht. Schließlich war er nicht so engstirnig und maß nicht mit zweierlei Maß wie viele andere Männer, die Frauen ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Sexualität einreden wollten.
Ihre, Isabels, Mutter würde jedoch nicht begeistert über das Verhalten ihrer Tochter sein. Isabel seufzte. Warum musste sie ausgerechnet jetzt daran denken? Ihre Mutter hatte völlig veraltete Vorstellungen von vielen Dingen. Sie begriff einfach nicht, dass die Welt sich geändert hatte. Man konnte sich nicht mehr darauf verlassen, dass Ehen hielten – und auf Männer konnte man sich erst recht nicht verlassen!
“Du bist ja so schweigsam”, sagte Rafe ein wenig besorgt.
“Ich denke nur nach.”
“Nachdenken ist manchmal gar nicht gut.”
“Was empfiehlst du mir stattdessen?”
“Sich zu unterhalten tut gut. Und manchmal auch Wein trinken. Heute Abend solltest du beides tun.”
“Du willst mir ja nur alle meine Geheimnisse entlocken.”
“Hast du denn welche?”
“Haben wir das nicht alle?”
“Ich nicht – in mir kann man doch lesen wie in einem offenen Buch.”
“Tatsächlich? Ein Mann, der einen Gespensterohrring und einen Dreitagebart trägt, muss doch irgendetwas zu verbergen haben.”
“Nein”, widersprach Rafe ruhig. “Bei mir weiß man immer, woran man ist. Du täuschst dich, wenn du mich für einen Möchtegern-Bohemien mit Allüren hältst. Das Gespenst hat früher meinem Vater gehört. Ich trage es immer, um mich an ihn zu erinnern, wenn ich in den Spiegel sehe. Und ich rasiere mich nicht jeden Tag, weil ich sonst Ausschlag bekomme. Was mein Outfit angeht – ich trage immer Dinge, in denen ich mich wohl fühle, in möglichst unempfindlichen Farben. Ich bin, wer ich bin, Isabel. Und ich bin zufrieden mit mir. Kannst du das auch von dir behaupten?” Er blieb stehen. “Ah, wir sind da. Hier ist das ‘Hibiskus’.”
10. KAPITEL
Das “Hibiskus” war wirklich so beeindruckend schön, wie man Rafe und Isabel gesagt hatte. Da die Wände des Restaurants auf drei Seiten aus Glas bestanden, blickte man von sämtlichen Tischen aus auf den riesigen tiefblauen Swimmingpool. Da es ein angenehm warmer Abend war, freuten sie sich, dass man sie zu einem Platz auf der Terrasse führte.
Die Tischplatte bestand aus Glas. Darauf lagen mit Hibiskusblüten bedruckte Sets und edles Silberbesteck. Es gab unterschiedliche Kristallgläser für die verschiedenen Weinsorten. Die Speisekarte war in Silber geprägt.
Der junge, gut aussehende Ober reichte Rafe die Weinkarte und zündete dann die Kerze an, die sich in einer Vertiefung in der Mitte des Tisches befand. Während Rafe einen Champagner von der kleinen, aber exquisiten Weinkarte aussuchte, sah Isabel sich schweigend die Speisekarte an. Auch nachdem der Ober gegangen war, hob sie nicht den Blick und sagte kein Wort. Rafe bereute schon seine Bemerkung darüber, dass sie sich vielleicht selbst nicht mochte, denn Isabel wirkte seitdem sehr niedergeschlagen. Doch wenn sie ihm gegenüber kein Blatt vor den Mund nahm, durfte sie selbst auch nicht so empfindlich sein. Trotzdem gefiel es Rafe nicht, dass sie traurig war. Was sollte er nur tun?
“Hast du etwas gefunden, worauf du Appetit hast?”, fragte er betont gelassen und warf ebenfalls einen Blick auf seine Speisekarte. Es gab jeweils drei
Weitere Kostenlose Bücher