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Flitterwochen zu dritt

Flitterwochen zu dritt

Titel: Flitterwochen zu dritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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seinem Apartment, den Kopf in ihren, Julias, Schoß gebettet, hatte Ben erzählt: “Das Problem war, dass sie keine Ahnung hatten, was sie da eigentlich unternahmen. Sie dachten, sie würden zu einem hübschen Blockhaus an einem See kommen, umgeben von majestätischen Bäumen. Stattdessen fanden sie eine Baracke aus Teerpappe vor, mit einem Plumpsklo und einem Brunnen, dessen Pumpe schon Jahre zuvor hätte ausgewechselt werden müssen. Das nächste Gewässer war ein Sumpfloch, das acht Monate im Jahr zugefroren war. Im Sommer plagten sie Mücken und Schwarze Fliegen.”
    “Aber sie waren glücklich”, hatte sie hoffnungsvoll gesagt, denn sie hatte die Geschichte so romantisch gefunden.
    “Wohl kaum! Sie hatten keine Vorstellung von der eisigen, Mark und Bein durchdringenden Kälte in Nordkanada. Und sie wussten überhaupt nicht, wie man eine Farm bewirtschaftet. Wir haben diese frühen Jahre nur durch das Mitleid und die Großzügigkeit unserer Nachbarn überlebt. Sie haben uns unzählige Male gerettet.”
    “Aber am Ende hatten sie Erfolg?”
    “Am Ende verloren sie alles, auch ihr Leben. Ich war damals zehn, und der Winter war in dem Jahr außergewöhnlich streng.
    Bei dem Versuch, das Haus warm zu halten, hat mein ahnungsloser Vater zu viel Holz in den Ofen gepackt, und alles brannte ab. Die Nachbarn kamen angelaufen - wieder einmal -, aber man konnte nichts mehr tun. Das Haus brannte wie Zunder.”
    Ben setzte sich hin und umfasste seine Knie, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte, und seine Stimme war rau, als er weitersprach. “Er hatte mich nach draußen geschickt, damit ich noch mehr Holz hole. Ich werde nie die Hitze und das Krachen vergessen, als die jämmerliche Baracke in Flammen aufging, oder das Zischen der Funken auf dem gefrorenen Schnee.” Er atmete tief ein. “Und auch nicht die Schreie meiner Eltern, die noch im Haus waren.”
    Julia legte die Arme um ihn. Ihre Tränen liefen über seinen Nacken. “O Ben! Das tut mir so Leid für dich!”
    “Die Träume meiner Mutter von einem glücklichen Leben wurden immer wieder zunichte gemacht, weil mein Vater nicht in der Lage war, für seine Familie zu sorgen. Er war ein Träumer, ein Dichter, der so wenig in diese Ecke der Welt passte wie eine Palme auf einen Eisberg. Sie liebte ihn dennoch bedingungslos und wäre ohne ihn verloren gewesen. Es war gut, dass sie beide gleichzeitig gehen mussten.”
    “Aber was war mit dir? Du warst noch ein Kind. Wer hat für dich gesorgt?”
    “Dieselben Leute, die für uns alle gesorgt hatten, seit wir in die Gegend gekommen waren. Für die nächsten sechs Jahre wurde ich von einer Familie zur anderen gereicht, es kam darauf an, wo gerade ein Bett frei war und wer noch einen weiteren hungrigen Mund stopfen konnte.”
    “Gab es keine Verwandten, die dich hätten aufnehmen können?”
    “Nein. Und es war in dieser engen Gemeinschaft auch eine Frage des Stolzes: Man wollte zeigen, dass man sich umeinander kümmern konnte, ohne auf staatliche Unterstützung oder so etwas zurückgreifen zu müssen.”
    Sie hatte sich verzweifelt bemüht, einen Lichtblick in dieser Geschichte zu finden. “Aber das war doch gut, oder? Besser, als wenn du weggeschickt worden wärst, um bei Fremden zu leben?”
    “Ich nehme es an. Aber ganz egal, was diese guten Leute versucht haben, ich habe nie so ganz in ihre norwegische Gemeinde gepasst. Trotz meiner blauen Augen und meiner Größe war ich ein Fremder, ich hätte genauso gut vom Mars stammen können. Da machten sich die Gene meines Vaters bemerkbar, ich ähnelte ihm und war keinen Deut weniger unfähig als er. Egal, wie sehr ich mich bemühte, ob ich von frühmorgens bis spätabends auf dem Feld arbeitete oder das entscheidende Tor für das Eishockeyteam schoss, ich war immer noch der Sohn des lebensuntauglichen Carreras, der zu sehr damit beschäftigt gewesen war, Verse über das Nordlicht zu schreiben, und deswegen keine Zeit gehabt hatte, die lebensnotwendigen Dinge zu lernen.”
    Ben hatte sich zu ihr umgedreht und sie lange und ernst angesehen. “Ich habe die Schule verlassen, als ich sechzehn war, Julia. Eines Tages habe ich den Greyhound-Bus genommen und Saskatchewan verlassen. Ganz egal, wohin, so weit ich für das Ticket kam, das ich mir leisten konnte. Also landete ich in Vancouver. Ich komme nicht aus einer reichen Familie, habe keinen Universitätsabschluss und nicht genügend einflussreiche Verwandte, um mir automatisch Zutritt zu den besten Clubs zu

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