Flitterwochen
sie werden glücklich sein, wenn sie nur nicht immer zanken würden«, sagte sie, aber Miss Connor antwortete beschwichtigend, daß manche Menschen die bedauerliche Angewohnheit hätten, ihre tiefsten Gefühle unter dem Deckmantel des Streitens zu verbergen — eine Angewohnheit, die Sally zweifellos bald aufgeben würde.
»Und nun meine liebe Nichte und mein lieber Neffe, muß auch ich mich auf meine Reise machen. Ich sehe, daß Mr. Major oder Dennis, wie er von mir genannt werden möchte, meine Koffer freundlicherweise schon in den Wagen geladen hat. Ich beginne schon, die moderne Gewohnheit anzunehmen, Vornamen mit einer Leichtfertigkeit zu gebrauchen, die mein lieber Vater nie geduldet hätte. Nichtsdestoweniger, wenn der Papst — etc., etc. Auf Wiedersehen Lee! Ich hoffe, ich werde vor deiner Abreise noch einmal mit dir zusammensein. Schöner als dieses Zusammensein kann es gar nicht mehr werden, und ich freue mich sehr darauf. Andrew, du warst so gut zu mir, du hast meine altjüngferlichen Gepflogenheiten toleriert, hast sogar Parsival toleriert. Das war sehr freundlich von dir. Auf Wiedersehen, mein lieber Junge«, und Tante Hester streckte zum Abschied eine behandschuhte Hand aus.
»Aber nicht doch, meine liebe Tante Hester«, sagte Andrew, und ohne Umschweife gab er ihr einen herzlichen Kuß und einen vertraulichen Klaps auf die Schulter, was die Dame mit äußerster Befriedigung entgegennahm.
Dennis drückte Lee die Hand und versicherte ihr, es sei eine herrliche Zeit gewesen, und er könne gar nicht glauben, daß er auf diese Weise nun noch zu dieser phantastischen Reise kommen werde. Andrew klopfte er herzlich auf die Schulter und meinte, jetzt wisse er wenigstens, wie man ein Loch fachmännisch aushebe, rief Grant »Auf Wiedersehen« zu, legte vorsichtig den Gang ein und fuhr unter wahnsinnigem Gekläffe von Parsival und dem lauten Beifall der drei auf der Veranda zurückgebliebenen davon.
»Du lieber Himmel«, sagte Lee, »das ist ein komisches Gefühl. Nur noch du und Grant sind übriggeblieben. Wahrscheinlich wartet Kitty schon am Zaun.«
Bei diesen Worten wurde Grant verlegen und richtete plötzlich eine unzusammenhängende Dankesrede an sie beide. »Die schönsten Ferien meines Lebens... Eine schreckliche Belastung für dich, Lee... Soviel Glück hätte ich mir nie träumen lassen... Das verdanke ich nur euch beiden... Ich werde euch immer dankbar sein«, und dann machte er sich irgendwie schließlich doch auf den Weg, murmelte noch immer stammelnd Dankesworte und hörte erst damit auf, als Andrew ihn erinnerte, daß er in der Nähe blieb und man sich nicht für immer trennte.
Lee lachte, als sie die gedrungene Gestalt über dem Hügelrücken verschwinden sah. »Tja, es kann wohl niemand sagen, daß diese Ferien nicht viel Gutes getan haben. Donald und Sally. Lawrence und Cynthia. Grant und Kitty. Tante Hester und Dennis.«
»Jetzt hör aber auf. Die letzten beiden kannst du nicht als ein Paar in Verbindung bringen. Das ist unanständig.«
»Sei nicht albern. Ich meine nur, daß sie zusammengebracht wurden und nun herrliche Ferien verbringen. Das war die viele Arbeit und die Theaterstücke und Mrs. Harvey und alles wert.«
»Jetzt muß ich dir schon sagen, mein Kind, daß das alles nicht wirklich dein Verdienst ist. Deine ganze Heiratsvermittlung ist daneben gegangen. Nicht ein einziges Paar entspricht deinen Absichten. Hör also auf, dir etwas darauf einzubilden, zieh lieber deine Reithosen an, und dann machen wir einen herrlichen Ritt.«
Als sie an einem Gatter hielten, kam Lee auf ihr Thema zurück.
»Ist es nicht schade, wenn alte Leute einsam sind? Weißt du, beide, Tante Hester und der Professor, werden früher oder später einsam sein. Ist es nicht ein Jammer, daß sie sich dessen nicht bewußt sind und...«
»Jetzt dreh es nicht noch so, daß du sagen kannst >Ist das nicht alles mein Verdienst?< Mein liebes Kind, sie haben beide mehr gesunden Menschenverstand. Tante Hester ist ein guter Kamerad, aber als Frau eines Professors in einer Stadt, die sie als Provinz betrachten würde, wäre sie völlig fehl am Platz. Dem Professor würde es auch nicht gefallen. Er liebt seine Freiheit, und er würde sie nicht um alles in der Welt aufgeben.«
»Ich meine, ich hätte mehr tun können, sie mehr zusammenbringen, oder vielleicht etwas nachhelfen können...«
Andrew sah seine Frau entsetzt an. »Nachhelfen? Was hast du bloß vor? Diese Dinge spuken dir ständig im Kopf herum. Ich mache
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