Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Maori-Kindern wieder aufzunehmen. Dort traf er jedoch auf eisiges Schweigen, worauf er sich damit begnügte, eine Limonadenflasche aus dem Karton zu entwenden und die letzten Tropfen zu genießen. In diesem Augenblick schaltete sich sein Onkel ein, und Robin wurde an die Seite seiner Mutter zurückgebracht und erneut energisch festgehalten.
    Das erste Lied versprach eine Qual zu werden. Da keinerlei Instrument vorhanden war, fiel es Hugh Knight zu, die »Melodie anzustimmen«. Er gestand später, daß er für diese Aufgabe besonders ungeeignet sei, denn die einzigen beiden Melodien, die er auseinanderhalten konnte, seien »Gott schütze die Königin« und »Die Stunde ist gekommen«. Trotzdem brachte er einen herzhaften Anfangsschrei zustande, und dann wurde die Situation von Kitty gerettet, die alle überraschte mit ihrem reinen, herrlichen Sopran, sowie von den Maoris auf der Hinterbank, deren Stimmen harmonisch einfielen und es dem Rest der Gemeinde ermöglichten, nun dem Gesang zu folgen.
    »Aber was geschieht, wenn sie nicht einfallen?« fragte Sally den Pfarrer später beim Mittagessen, und dieser schüttelte traurig den Kopf.
    »Dann brülle ich mich eben durch, und die Gemeinde von vier oder fünf Leuten hört in qualvollem Schweigen zu«, sagte er niedergeschlagen. »Ich kann nur hoffen, daß es ausreicht, um die sogenannte >Freude vor Gott< zu bekunden.«
    Von Kitty geführt und von den Maoris unterstützt, machte die Gemeinde das Beste aus den Liedern. Lawrence vergaß, eine überhebliche Miene aufzusetzen, und sang einen klangvollen Bariton; Kathleen Estrade begleitete ihn mit einer klaren Altstimme; Lee, die musikalisch nicht begabt war, gelang es, sich selbst zu vergnügen, ohne andere zu stören, und Miss Connor sang einen meisterhaften Alt. Mit einem Seufzer der Erleichterung konnte Hugh Knight aufhören und die Sache in andere Hände legen.
    Als Kathleen die Hand ihres Sohnes für einen Moment losließ, um ihr Portemonnaie zu suchen, denn der Opferteller näherte sich gerade, erlangte Robin seine Freiheit wieder. Der Versuch seiner Mutter, ihn zu erwischen, kam zu spät, und sein Onkel, der eben den Opferteller auf einen kleinen, als Altar dienenden Tisch stellen wollte, bemühte sich vergebens, ihn aufzuhalten. Robin rief laut: »Pfennige, so viel Pfennige«, und streckte eine räuberische Hand in den Teller.
    Einen Augenblick lang herrschte Verwirrung, dann packte Grant puterrot im Gesicht mit festem Griff das Handgelenk des Kindes, befreite die entwendete Münze und trug es entschlossen zu seiner Mutter zurück. Lee stieß Andrew leicht an, und ihr Gesichtsausdruck sagte ganz deutlich: Da siehst du, was für einen phantastischen Stiefvater er abgeben würde.
    Die Predigt war kurz, einfach und wirklichkeitsnahe, frei gesprochen, nicht geschraubt und ohne den Anspruch, tiefgründig oder scharfsinnig zu sein. Der Pfarrer sprach bescheiden und ruhig, übertrug seinen Glauben auf den Alltag der Menschen auf dem Lande, und sogar Lawrence war beeindruckt. Wie er später sagte, war es nicht leicht, zu einer so gemischten Gemeinde zu sprechen.
    Kaum hatte der Pfarrer geendigt und wollte soeben das Schlußlied ansagen, da ereignete sich hinten im Saal eine Sensation, ein lautes schrilles Bellen, ein Scharren von aufgeregten Krallen auf dem nackten Boden: Parsival trat geräuschvoll in Erscheinung, eine zerrissene Leine hinter sich herziehend. In wahnsinniger Aufregung und Erleichterung warf er sich auf sein entsetztes Frauchen.
    Es entstand eine kleine Verlegenheitspause, und dann kündigte der Pfarrer, mit begreiflicher Erregung in der Stimme, die Nummer des Liedes an. Miss Connor erhob sich unter Schwierigkeiten, aber mit unverminderter Würde, machte eine leichte, entschuldigende Verbeugung in seine Richtung und schritt majestätisch, den kleinen wimmernden Hund auf dem Arm, zur Tür.
    Bevor sie sie jedoch erreicht hatte, kam es zu einem noch schlimmeren Zwischenfall. Durch den offensichtlich erfolgreichen Einzug Parsivals verleitet, beschloß ein kleiner, nicht ganz reinrassiger Terrier, der den Maoris gehörte und bisher artig draußen gewartet hatte, sein Glück zu versuchen, und stürmte in den Saal. Das war zuviel für Parsival, der vom Arm seines Frauchens sprang und sich auf den Eindringling stürzte.
    Von seinem Erfolg bei Robin ermutigt, machte Grant den Versuch, sich einzuschalten, scheiterte aber. Zwischen den Hunden begann ein wilder Kampf. Die Gemeinde ihrerseits gab ihre Suche nach dem Lied

Weitere Kostenlose Bücher