Flitterwochen
offensichtlich gewöhnt und schien es zu genießen, obwohl es höhnte: »Gib’s ihr, Joe.«
»Jetzt reicht’s aber mit dem Geknutsche.«
»Mach weiter.« Joe erschien völlig gelassen auf der Bühne vor der leeren Leinwand und rief: »Hab’ sie abgestellt, Jungs. Ihr wißt, wie sie heißläuft. Machen wir lieber ein kleines Tänzchen; bis ihr fertig seid, geht’s wieder.«
Sie nahmen ihn beim Wort, standen ohne weiteren Protest auf und machten die Saalmitte frei. Mrs. Joe stimmte ein altes Tanzlied an, und sie begannen, auf dem begrenzten Raum langsam und sittsam zu tanzen. »Komm mit«, sagte Lee und nahm ihren Mann bei der Hand. »Weißt du, daß wir erst dreimal miteinander getanzt haben?«
Sie sah sich um und machte vergeblich den Versuch, ihre Gesellschaft so hinzumanövrieren, daß Grant mit Kathleen Estrade und Kitty mit Donald Harvey tanzte. Trotz ihrer Bemühungen sah sie zu ihrem Erstaunen, daß der sonst so langsame Grant seinen Arm um Kitty legte, und Lawrence, um die Partnerin seiner Wahl gebracht, gnädig lächelte, als er Kathleen auf die Tanzfläche führte. Dennis hatte keine Sekunde verloren und die Hand eines hübschen Mischlingsmädchens ergriffen, und Donald Harvey schien damit zufrieden, sich an der Tür mit einigen Männern zu unterhalten und dem improvisierten Tanz zuzuschauen. Lee seufzte. Ihre Gäste fanden sich nicht so zusammen, wie sie es sich wünschte.
Zehn Minuten brauchte die veraltete Maschine anscheinend, um sich zu erholen, und am Ende der Pause stieg Joe wieder auf die Bühne, das Gesicht war dunkelrot, weil er sich so angestrengt hatte, dem Ungeheuer gut zuzureden, aber er strahlte, als er verkündete: »Alle an Bord, Jungs. Sie ist wieder flott.« Sofort ließen die Männer eilig ihre Partnerinnen stehen, trugen ihre Stühle zurück und bereiteten sich erneut darauf vor, die verzögerte Umarmung des Helden zu genießen.
Es war elf Uhr vorbei, als der Film schließlich seinem Happy End entgegenzitterte und — taumelte, aber niemand schien gelangweilt, und eine gut gelaunte Menschenmenge kletterte die Stufen hinunter und schlenderte am Strand entlang.
»Da ist noch so eine Milchbar offen«, wußte Lawrence und bestand darauf, daß alle mitkamen, um auf seine Kosten zweifelhaften Kaffee zu trinken und stark gefärbten Kuchen zu essen, so daß es fast Mitternacht war, als sie sich schließlich alle auf den Heimweg machten. »Wir sehen uns morgen in der Kirche«, rief Lee den Harveys zu, aber Kathleen rief zurück: »Donald sagt, er habe noch Arbeit mit den Schafen. So ist das bei Farmern immer. Aber ich komme.«
»Seid ganz leise«, flüsterte Lee, als die drei Männer zu ihrem Zelt gingen. »Wir dürfen die anderen nicht wecken. Die arme Sally liegt wahrscheinlich ohnehin vor Zahnschmerzen schon stundenlang wach.«
In Sallys Zimmer regte oder bewegte sich jedoch nichts, und wie ein Wunder erschien sie am nächsten Morgen geheilt, obwohl sie etwas skeptisch blickte, als vom Kirchgang um elf Uhr die Rede war.
Andrew, der selbst verschiedene Aufgaben auf der Farm vorzuschützen versuchte, sagte boshafterweise: »Komm nur mit, mein Kind. Dein Zahn wird eine Stunde Kirche schon überstehen. Wenn ich es mir überlege, dann ist es eigentlich komisch, daß er von selbst wieder gesund geworden sein soll. Ich bin Zahnschmerzen immer nur losgeworden, wenn ich zum Zahnarzt ging.«
»Reg dich nicht auf, mein Schatz. Natürlich kannst du das nicht verstehen«, antwortete seine Kusine schnippisch. »Nun zu der Kirche, Lee. Erzähle mir was davon. Wie ist der Pfarrer? Verheiratet? Wenn ja, dann wird er eine lange, langweilige Predigt halten.«
»Er ist nicht verheiratet, obwohl ich nicht weiß, was das mit seiner Predigt zu tun hat«, erwiderte Andrew. »Und er ist nicht langweilig«, und er begann, seiner Kusine einen farbigen Bericht von dem Empfang zu geben, den Lee ihrem ersten Besucher hatte zuteil werden lassen. Sally lachte, sah aber noch immer skeptisch aus.
»Müssen wir wirklich hingehen? Erscheinen da nicht die ganzen Einheimischen? Uns vermißt bestimmt niemand. Was ist mit deinen Freunden? Harvey, so heißen sie doch? Gehen sie zur Kirche?«
»Kathleen sagte, sie würde gehen, und ich glaube, ihre Mutter auch, aber ihr Bruder versucht, sich zu drücken, wie Männer das machen. Nein, Andrew, du mußt einfach mitkommen. Ich habe es dem Pfarrer versprochen.«
Sally suchte keine weiteren Ausflüchte, und als sie zu dem kleinen Saal fuhren, war Lee erstaunt zu sehen,
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