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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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daß Donald Harvey von seiner Schwester auch überredet worden war zu erscheinen.
    Wenig später fuhr Kitty mit Onkel und Tante vor, und die kleine Gruppe versammelte sich auf der Koppel vor dem Saal.
    »Wie gut, daß wir alle gekommen sind«, fand Lee, »denn sonst ist kaum jemand da. Oh, ich habe vergessen, daß ihr Sally nicht kennt. Sie konnte gestern abend nicht kommen. Ich habe euch von ihren schrecklichen Zahnschmerzen erzählt. Was für ein Segen, daß es von selbst wieder gut geworden ist, denn wer weiß, wo wir einen Zahnarzt gefunden hätten«, damit drehte sie sich um, um Sally den Geschwistern vorzustellen, und fragte sich dann, ob die Zahnschmerzen wirklich ganz vorbei seien. Sally sah sehr blaß aus.
    Sie begrüßte Kathleen jedoch herzlich und gab einen lebhaften Bericht ihrer Leiden, und nur Lee hörte, wie sie beiläufig zu Donald Harvey sagte: »Oh, guten Tag. Lange her, seit wir uns gesehen haben.«
    »Ihr kennt euch doch nicht etwa? So ein Zufall!« rief Lee und fand dann einen Augenblick lang keine Worte mehr, denn Donald Harvey starrte Sally mit einem Gesichtsausdruck an, der Lee rätselhaft war.
    »Doch«, sagte er kurz. »Miss Curtis und ich, wir haben uns in Dunedin kennengelernt — vor wieviel Jahren? Aber vielleicht sagen wir das besser nicht.« Nach diesen wenig zuvorkommenden Worten drehte er sich um und begrüßte zwei Damen, die in einem alten Wagen vorgefahren waren und außer ihnen die einzigen Mitglieder der kleinen Gemeinde zu sein schienen.
    »Aber Sally«, murmelte Lee vorwurfsvoll, »du hast mir nichts davon erzählt, daß du Donald kennst. War das während seines Studiums?«
    »Ja, vor Jahren. Ich habe dir natürlich nichts davon erzählt, weil ich mich an den Namen nicht erinnerte. Er ist nicht selten. Harveys gibt es in rauhen Mengen«, erläuterte Sally, aber in ihrer Stimme war eine gewisse Unsicherheit, und ihr Gesicht hatte noch immer diesen angestrengten Ausdruck.
    In diesem Augenblick wurden sie jedoch durch die Ankunft einer kleinen Maorigruppe und dann einer Wagenladung von Frauen und Kindern aufgeheitert. »Wenigstens jemand, der singt«, stellte Lee erleichtert fest. »Ich hatte schon Angst, ich müßte das tun. Da kommt der Pfarrer.«
    Hugh Knight fuhr in seinem alten Wagen vor, winkte zur Begrüßung allen freundlich zu und eilte mit seinem Talar über dem Arm in den Saal. Ein paar Minuten später wurde ein kleiner Maori-Junge, der fast vor Stolz platzte, herbeigerufen, um eine große Glocke — offensichtlich ein Überbleibsel von irgendeinem alten Schiff — zu läuten und von der Türe aus die Besucher hereinzubitten. Lee bemerkte erstaunt, daß Mrs. Harvey nicht gekommen war, aber ihre Abwesenheit wurde durch die Lebhaftigkeit ihrer Enkelkinder mehr als ersetzt, die sich mit den Maori-Kindern an einem wilden Fangspiel erfreuten. Beim ersten Klang der warnenden Glocke wurden die Maoris jedoch ganz sittsam, ihre strahlenden Gesichter feierlich und ihr Betragen erstaunlich demütig.
    Geschlossen begab sich die Gemeinde in den kleinen Saal. Zwei Dinge fielen Lee auf. Es gab keinerlei Instrumente, und Sitzgelegenheiten waren offensichtlich knapp. Ein halbes Dutzend Bänke ohne Rückenlehne war für die Gemeinde bereitgestellt, und zweifellos würden diese mehr als besetzt sein.
    Der kleine Saal war offensichtlich schon Schauplatz vieler harmloser Vergnügen gewesen, denn an der Wand waren Kartons mit leeren Limonadeflaschen gestapelt, daneben fanden sich Schachteln mit dickem Steingut und Gläsern, darauf eine riesige Emailleteekanne und der unerläßliche Petroleumbrenner zum Wasser heißmachen.
    Rasch wollte sich Lees Gesellschaft mit Miss Connor in der Mitte auf eine Bank drängen. Wie sie bald erkennen sollten, mit dem Ergebnis, daß jede individuelle Bewegungsfreiheit ausgeschlossen war. Gemeinsam erhoben sie sich auf ein gebieterisches Zeichen von Tante Hester, gemeinsam setzten sie sich, gemeinsam knieten sie, und es muß befürchtet werden, daß sie auch gemeinsam unziemlicher Fröhlichkeit erlegen wären, hätten sie nicht Miss Connors Gegenwart und die Schlichtheit und der Ernst des Pfarrers, die sogar auf die leichtfertige Sally Eindruck machten, daran gehindert.
    Die beiden Harveys saßen getrennt, und Kathleen brauchte bald alle Kräfte, um die plötzlichen Regungen von Robin und Joan unter Kontrolle zu halten. Sie hielt beide fest an der Hand, aber es dauerte nicht lange, da entwand Robin sich seiner Mutter, um das aufregende Spiel mit den kleinen

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