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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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streiten, denn dann hätte er mich ausgelacht, und heute abend hätte ich sagen können: >Siehst du, ich habe es gleich gewußt<.«
    Kathleen aber fuhr verträumt fort: »Wir sind schon lange befreundet, weißt du. Er war mit meinem Mann bei der Luftwaffe, und ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte, als es — es passierte. Aber es ist jetzt drei Jahre her, und nun soll Hugh versetzt werden, und er wird für uns sorgen und es vielleicht fertigbringen, die Kinder richtig zu erziehen.«
    In diesem Augenblick trappelten kleine Füße über die Bühne, und dann erklang Robins Stimme: »Uuh, Joan, komm und guck mal, wie ich meinen Fuß durch das alte Bild stecke. Oh, da ist Mammi, und sie hat das ganze Gesicht voll mit komischer Schminke, und...«
    Lee und Kathleen sahen sich an. Kathleen packte den kleinen Fuß, der neben der Kulisse hin und her pendelte, und sagte ruhig: »Es wird höchste Zeit für diesen Umzug, meinst du nicht?« und dann streng: »Robin, du mußt das hier in Ruhe lassen. Es ist ein römischer Turm. Nein, stimmt nicht; es ist eine Kommode — und auf jeden Fall darfst du nicht mit den Füßen danach treten.«
    Lee war ganz stolz. Heute wurde sie von allen ins Vertrauen gezogen. Um ein Haar wäre sie zu Donald gegangen und hätte ihm befohlen, sich mit Sally zu versöhnen, und am liebsten hätte sie Hugh nochmals bewegen wollen, bei seinem Bischof um eine Versetzung einzukommen. Statt dessen beschloß sie zum Glück, einen Blick durch den Vorhang zu werfen. Ein aufregendes Bild bot sich ihr. Jeder Platz war besetzt, außerdem waren Bretter über Petroleumkanister gelegt worden, um zusätzliche Sitzgelegenheiten zu schaffen. Joe Frost, der sich liebenswürdigerweise als Türhüter betätigte, dirigierte die Kinder nach vorne. »Ihr dürft ganz alleine da vorne sitzen. Da seht ihr gut und hört, was sie sagen. Nicht daß ihr es versteht«, fügte er pessimistisch hinzu, »ist nicht wie ein guter Western.«
    Um acht Uhr wurden die Türen abgeschlossen, und Mrs. Frost spielte drei dröhnende Akkorde auf dem Klavier. Dann ging der Vorhang auf und gab die Sicht auf Mrs. Harvey frei, die — ihrer Bedeutung voll bewußt — in einem hautengen Abendkleid glücklich lächelte.
    »Ich wurde gebeten, ein paar Worte zu sprechen«, begann sie nicht ganz wahrheitsgetreu, denn abgesehen von sich selbst hatte sie niemand gebeten. Es handelte sich jedoch wirklich nur um ein paar gut gewählte Worte, und wenn auch bei den etwas rücksichtsloseren Hinterbänklern die Neigung bestand, sie auszuzählen, so wurde dieser Versuch vom Rest des Publikums schnell unterdrückt. Sie dankte den Anwesenden für ihre Aufmerksamkeit, den »begabten Amateuren von unserer Universität« für ihre Hilfe und bat Professor Meredith, »unseren prominenten Gast«, einen kurzen Überblick über das erste Stück zu geben. Als sie sagte, sie wolle sie nicht länger warten lassen, ertönte heftiger Applaus, und in dem darauf folgenden Schweigen hörte man, wie Robins Stimme fragte, ob seine Schwester nicht glaube, daß Großmamas Kleid platzen würde.
    Professor Merediths Darstellung war kurz und sachlich, und das Publikum hörte ihm aufmerksam zu. Nachdem er die Handlung von Der Widerspenstigen Zähmung mit wenigen Worten skizziert hatte, zog er sich unter Applaus zurück, um seinen Platz als Souffleur einzunehmen.
    Während der ersten Szene wurden seine Dienste nicht in Anspruch genommen. Sally und Lawrence kannten ihre Rollen in- und auswendig, und wenn sie mit dem Text gelegentlich etwas großzügig verfuhren, so saßen im Publikum keine Puristen, die sich dagegen gewehrt hätten. Vom ersten Augenblick an, als der Vorhang aufging und Sally in einem großartigen Kleid aus der damaligen Zeit sich zeigte und in ebenso großartiger Wut auf den äußerst höflichen und hübschen Lawrence in Wams und Hose losfuhr, ging sogar der lahmere Teil des Publikums mit. Nach geschickter Kürzung war nun der Ablauf der Szene ausgesprochen spritzig und wurde sozusagen von tosendem Gelächter begleitet. Beim letzten Satz Petruchios »Und kurz und gut: Wir stimmen so zusammen, daß nächsten Sonntag unsre Hochzeit ist«, auf den Katharina mit wütenden Gebärden und einem entrüsteten Abgang reagierte, brach nicht endenwollender Applaus los, bis der Vorhang fiel.
    Laute Pfiffe und Schreie wie »Komm schon, Käthchen«, und »Gib’s ihr, Petruchio, alter Junge«, veranlaßten das lachende Paar, noch einmal kurz zu erscheinen, und ihr endgültiger

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