Flitterwochen
an die ich noch aus der Zeit meines lieben Vaters gewöhnt bin, und die ich viel lieber habe als aktive Teilnahme.«
»Ich verstehe gut, was du meinst«, sagte Lee. »Ich hätte jetzt schreckliches Lampenfieber, wenn ich Phöbe spielen müßte.«
»Miss Jordan kam genau im richtigen Moment«, meinte Miss Connor bedeutungsvoll. Obwohl kein weiteres Wort fiel, merkte ihre Nichte, daß Tante Hester das, was sich in den letzten paar Tagen unter der Decke abspielte, genau beobachtet hatte.
Kitty und ihre Tante kamen mit Donald und Kathleen an. Mrs. Harvey, erklärten sie, folge mit den Kindern, die schrecklich aufgeregt seien. Und behalte sie bitte etwas im Auge, Lee, wenn du kannst, denn Mutter wird bestimmt nicht mehr an sie denken.«
»Natürlich. Ich werde mich, so oft ich kann, zu ihnen setzen. Aber wo ist Mr. Macgregor?«
»Mein Onkel kommt nicht«, verkündete Kitty bereitwillig. »Er fühlt sich heute abend nicht ganz wohl.«
»O du lieber Himmel«, sagte Lee mit gespieltem Mitleid, aber geheimer Erleichterung, »hoffentlich nichts Ernstes?«
»Nur ein bißchen Magenschmerzen«, erklärte Mrs. Macgregor ruhig.
»Daran bin ich schuld. Ich hatte völlig vergessen, daß Vater keinen Schellfisch verträgt, und ich habe ihm Fischsuppe gegeben. Er hat nur ein paar Löffel gegessen, er wird sich in Kürze wieder wohlfühlen.«
Ihr Gesicht zeigte milde Zerknirschung, aber Kittys Augen blitzten, und wie Lee später zu Sally sagte, schien es ihr etwas eigenartig, wenn eine Frau nach vierzigjähriger Ehe vergaß, daß ihr Mann keinen Schellfisch vertrug.
Sally lachte. »Sie ist gerissen, diese kleine Frau. Gott sei Dank, daß sie den kleinen Propheten zu Hause gehalten hat, auch wenn sie ihn dazu ein bißchen vergiften mußte.«
Lawrence schien an diesem Abend sein Gleichgewicht wiedergewonnen zu haben. Er brachte Cynthia gleichgültige Höflichkeit entgegen, und Cynthia war so klug, sein Verhalten mit derselben Gleichgültigkeit zu beantworten. Die freundliche Gönnerhaftigkeit, die er Grant gegenüber an den Tag legte, hatte er nun auch auf Kitty ausgedehnt, und da er sich seines guten Aussehens und seines hervorragenden Schauspieltalents bewußt war, wiegte er sich in der Gewißheit, der Star des Abends zu sein.
Mrs. Harvey war ebenfalls bester Laune, bei Schauspielern wie Einheimischen, denen sie leutselig und gönnerhaft begegnete. Sie benahm sich, als sei die ganze Veranstaltung nur ihr Verdienst. Sie begnügte sich nicht damit, geschäftig an Kulissen und Kostümen herumzumachen, sondern begrüßte jeden Besucher von größerer Bedeutung persönlich. Zweifellos war es ihr Abend, wie Lee in aller Ruhe zu Sally bemerkte.
Sally selbst blieb seltsam unberührt von der Aufregung. Als Lee ihr beim Anziehen half, sagte sie nicht gerade sehr taktvoll: »Wie kannst du das nur so hinnehmen, wo du doch zwei große Rollen zu spielen hast? Bist du nicht nervös? Hast du keine Angst, deinen Text zu vergessen?«
Aber diese ungeschickten Äußerungen beunruhigten Sally nicht. Sie schien mit ihren Gedanken woanders zu sein und antwortete gleichgültig: »Na, und wenn? Der Professor wird mir schon beistehen. Nein, ich habe kein Lampenfieber. Bin wahrscheinlich schon zu lange dabei. Vergiß nicht, daß ich ein schrecklich frühreifes Schauspielkind war und in Dunedin viel Theater gespielt habe.«
Lee wurde auf einmal von unschicklicher Neugierde geplagt und sie fragte: »Sag mal, kanntest du Donald Harvey damals gut?« Entsetzt wurde sie gewahr, wie Sallys Lippen zitterten und ihre Hand einen Augenblick im Schminken innehielt.
Dann geschah etwas Seltsames. Sally, die ihren Freunden immer ein Rätsel gewesen war, die »irgendeine Liebesaffäre« gehabt hatte, die niemand kannte, und die sich nie jemandem anvertraut hatte, wandte sich plötzlich zu Lee um und sagte: »Gut? Du wärst wahrscheinlich der Ansicht, daß ich ihn gut kannte. Ich hätte ihn beinahe geheiratet.«
Lee stammelte eine lahme Entschuldigung. »Ich hätte dich nicht fragen sollen. Tut mir schrecklich leid.«
Von Sally kam das typische Achselzucken, mit dem sie über jede Gefühlsregung hinwegging, dann schien sie ihre Meinung zu ändern und sagte: »Schon in Ordnung, Lee. Du bist so gut zu mir gewesen. Dir kann ich es ruhig sagen. Ich fahre morgen sowieso weg und komme nicht wieder.« Hier hielt sie inne und lachte leise. »Andrew wird froh darüber sein. Du hast wirklich Glück, weißt du, Lee. Er ist ganz vernarrt in dich. Du wirst es gut haben«,
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