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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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und ihre Züge wurden plötzlich hart, so daß Lee fragte: »Und du? Du — du machst dir noch immer nichts aus ihm?«
    Sally sah in den Spiegel und trug ihre Lidschatten sorgfältig auf, bevor sie antwortete: »Und wenn, was würde das ändern?«
    »Sehr viel, weil ich sicher bin, daß er dich auch gern hat. Was ist damals passiert, Sally?«
    »Ich war ein Narr. Er schien auf eine so phantastische Karriere loszusteuern — — damals hielt ich das für sehr wichtig.«
    »Aber jetzt?«
    »Jetzt verstehe ich, glaube ich, daß er zurückgehen und tun mußte, was er getan hat — die Farm wieder hochbringen und für seine Mutter sorgen, und dann später für Kathleen und ihre Kinder. Aber damals hielt ich ihn für verrückt, weil er allem, worauf es ankam, den Rücken kehrte. Ich war durch und durch ein kleiner intellektueller Snob, und das um so mehr, als ich selbst nicht überragend bin. Wir haben uns gestritten.«
    »Nur darüber?«
    »Damit fing es an, und dann kamen noch viele andere Dinge. Er kritisierte die Jungens, mit denen ich befreundet war, und war eifersüchtig auf sie. Oh, und dann sagten wir einander Unverzeihliches, und ich ging weg von Dunedin. Es war ihm schrecklich, auf seine Karriere zu verzichten, und er dachte, ich würde ihn verstehen und mit ihm fühlen — und das habe ich nicht getan.«
    »Ja — und jetzt?«
    »Jetzt ist es zu spät. Jetzt ist er endgültig an seine Familie gebunden. Selbst wenn er — wenn er noch dieselben Gefühle hätte, wäre es nicht möglich.«
    Gerne hätte Lee jetzt die Sache in die Hand genommen. »Natürlich wäre es möglich. Mrs. Harvey würde woanders hinziehen. Sie sagt immer, daß sie hier in einer kulturellen Wüste lebe.«
    »Dann bleibt immer noch Kathleen.«
    »Nicht mehr lange. Hast du Kathleen und dem Pfarrer nichts angemerkt?«
    »Was ist mit ihnen? Sie scheinen fast nie miteinander zu sprechen.«
    »Das mag schon sein, aber trotzdem ist da etwas — ich glaube, Mutter nannte es >Verstehen< oder so ein ähnliches altmodisches Wort.«
    »Schön für Kathleen. Er ist nett. Sie hat Glück. O je, der Shakespeare macht mich ganz weich und sentimental«, und Sally schminkte sich weiter und beendete das Thema.
    Und Lee? Natürlich brannte sie darauf, zu Donald zu eilen und ihm zu erzählen, daß Sally ihn noch liebte, aber dann fiel ihr Andrew ein und was er wahrscheinlich von einer solchen Einmischung halten würde. Mit einem Seufzer über die Dummheit der anderen wechselte sie zu Kathleen über, die sich für die Gerichtsszene fertigmachte.
    Als Lee das klare schöne Gesicht eifrig über den Schminktisch gebeugt sah, überkam sie eine große Zuneigung für diese neue Freundin und überstürzt sprudelte sie hervor: »Kathleen, wirst du immer so weiterleben?«
    Kathleens feine dunkle Brauen, die sie gerade mit einem schwarzen Stift bearbeitete, gingen in die Höhe, und sie wandte sich ab von dem Spiegel, den sie in der Hand hielt. »Wie >so weiterleben    »Mit deiner Mutter. Nicht wirklich leben. Wirst du nie wieder heiraten?«
    Es entstand ein kurzes Schweigen, und Lee blickte verzweifelt um sich. Was war mit ihr los? Das war schrecklich ungehörig, Kathleen gegenüber durfte man sich so eine Frage nicht herausnehmen. Jetzt würde sie streng zurechtgewiesen werden.
    Und dann geschah erneut das Unerwartete. War es möglich, fragte sich Lee automatisch, daß Theaterspielen die Menschen dazu brachte, sich gegen ihre Gewohnheiten zu verhalten? Kathleen lächelte und drückte Lee eine Minute lang die Hand. »Liebe kleine Lee. Du möchtest alle glücklich machen, nicht wahr? Du hast alle möglichen Paare dir ausgedacht — und alles geht daneben. Ich glaube, du wolltest sogar den Professor und Miss Connor zusammenbringen — gräßlich von dir«, und sie gab ein vergnügtes, glucksendes Lachen von sich. »Ja, ich weiß, du meintest auch, der nette Grant Lawton wäre etwas für mich. Aber siehst du, Hugh Knight und ich, wir lieben uns schon lange, und wir warten mit der Hochzeit nur, bis er eine andere Gemeinde bekommt — eine, die weit weit weg ist von der armen guten Mutter.«
    Das war die längste Rede, die Lee je von Kathleen gehört hatte; ja, heute abend lag zweifellos etwas in der Luft. Sie drückte sie schnell an sich und sagte: »Du bist ein Engel, daß du es mir erzählt hast, aber ich bin nicht so dumm, wie du denkst. Ich habe es gestern abend gemerkt, bei eurem Spiel — und ich wünsche so sehr, ich hätte es Andrew gesagt, statt mich mit ihm zu

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