Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
ersten bösen Streit gehabt hätten. Sie hatte ihn wirklich als kleinlich und albern bezeichnet. Wie schrecklich von ihr. Sie weckte ihn, um es ihm zu sagen und wunderte sich, als er lachte, Kater wie üblich vom Bett stieß und sofort wieder einschlief. Für sie war es nicht zum Lachen gewesen.
    Lee schlief lange am nächsten Morgen, und Andrew dachte, daß sie, wie sie so dalag, sehr klein und hilflos aussah. Warum sollte sie sich so aufopfern? Tante Hester war fast die einzige, die Rücksicht auf sie nahm. Nach diesen ungerechten Gedanken war es wie ein Vorwurf, als er Sally sehr geschickt das Frühstück zubereiten sah.
    Später schlug Lee vor, daß er Sally auf einen Ritt mitnehmen sollte. »Weil ich mich heute faul fühle und Sally außerdem von der Gegend gar nichts hat.«
    »Aber Sally macht sich nichts aus dem Farmerleben«, bemerkte ihr Vetter.
    Zu seinem Erstaunen wurde Sally rot und sagte gereizt: »Wie ich Menschen hasse, die sich ständig für ihre Lebensweise entschuldigen. Wer sagt, daß ich mir daraus nichts mache?«
    »Eigentlich niemand, aber Donald redet immer so, als ob…«
    »Dieser Idiot. Er setzt sich etwas in den Kopf und reitet darauf herum. Er hätte besser etwas mehr Verstand.«
    Das schien Andrew aufzuregen. »Er hat sehr viel Verstand. Er hätte das, was er geleistet hat, nie fertiggebracht, wenn er seine Intelligenz nicht auf das Land angewandt hätte.«
    »Wieso? Was hat er denn geleistet? Die Familienfarm geerbt und weitergeführt. Ziemlich einfach und günstig für ihn.«
    »Es war weder einfach noch günstig für ihn. Die Farm stand vor dem Bankrott, sie war auf dem absteigenden Ast, als sein Vater ums Leben kam. Der alte Mann war ein guter Mensch, aber als Farmer hoffnungslos. Donald hat etwas daraus gemacht. Es hat fünf Jahre gedauert und viel harte Arbeit gekostet. Natürlich würde ein Mädchen wie du ihn lieber Atombomben oder sonst etwas machen sehen. Du meinst, eine hervorragende Intelligenz ist auf dem Land Verschwendung, aber ich bin nicht dieser Meinung. Ich finde, das Land ist wichtig.«
    »Warum regst du dich denn so auf? Ich habe nie gesagt, daß das Land nicht wichtig ist. Ich habe die Arbeit des Farmers nie schlecht gemacht. Das Schlimme an euch Landmenschen ist nur, daß ihr Minderwertigkeitskomplexe habt. Ihr fühlt euch immer herabgesetzt, wollt den Intellektuellen immer angreifen, viel eher als die Intellektuellen euch.«
    Der Kampf hätte wohl wirklich begonnen, wäre Miss Connor nicht dazwischengetreten. »Mein lieber Vater war immer der Auffassung, daß der intellektuelle und der praktische Mensch Hand in Hand arbeiten sollten. Einer sollte den anderen ergänzen. In diesem Fall scheint der junge Mr. Harvey sein Wissen unter großen Opfern selbst angewendet zu haben. Man sollte ihm Mitgefühl für sein Opfer und Hochachtung vor dem Ergebnis bezeugen.«
    Sally brach in Gelächter aus. »Wie schön Sie das sagen und wie Sie der kleinen Sally die Leviten lesen. Natürlich haben Sie recht. Gut, Andrew, hol den lahmsten Esel aus dem Stall und nimm mich mit, damit ich staunen und bewundern kann.«
    Als sie gegangen und Lee mit ihrer Tante allein war, sagte sie: »Ich frage mich nur, warum Sally sich so über Farmen und Farmer aufregt. Sie ereifert sich richtig.«
    Hester jagte Parsival von der Tür, wo er wie ein Wahnsinniger versuchte, Kater den Eintritt zu verwehren, und äußerte weise: »Menschen wie Sally werden immer heftig, wenn sie in ihrem Innersten wissen, daß sie eine verlorene Schlacht kämpfen. Mein lieber Vater pflegte zu sagen, daß es nichts Aufregenderes gebe als eine Frau, die weiß, daß sie im Unrecht ist.«
    Lee fragte sich nicht zum ersten Mal, ob ihr Großvater je etwas anderes als gottgleiche Äußerungen getan habe. Mit ihm zusammenleben, mußte gräßlich langweilig gewesen sein. Aber Tante Hester war wahrhaftig nicht dumm. Lee neigte sogar zu der Annahme, daß sie weiter sah als sie alle.
     

15
     
    Obwohl es noch nicht sieben Uhr war, als »Die Shakespeare-Amateurtruppe« durch die Stadt fuhr, herrschte bereits Betriebsamkeit und Aufregung. Die Leute kamen vom Strand geeilt; zwei der Geschäfte hatten schon geschlossen, statt jede Verkaufschance zu nutzen; Kinder wurden von ihren Müttern gerufen zu »kommen und sich waschen und anziehen zu lassen, sonst würde es zu spät«.
    Lee verspürte eine gewisse Aufregung und stimmte Tante Hester vollauf bei, als diese feststellte, daß sie sich im Ruhm der anderen sonnten. »Eine Situation,

Weitere Kostenlose Bücher