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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einfach skizzierte Professor Meredith die Handlung von Wie es Euch gefällt , und dann teilte sich der Vorhang und zeigte die drei Schauspieler vor einem Hintergrund ungewöhnlicher Phantasiebäume und mit einem Vordergrund aus Aspidistras und Topfpflanzen. Lebhafter Applaus wurde laut, dazu Bemerkungen und Gelächter; die Tatsache, daß die Mädchen Wams und Hose trugen, fand natürlich großen Anklang im hinteren Teil des Saales, aber die Brautwerbeszene mit Rosalindes Schüchternheit und Orlandos Hartnäckigkeit belustigte alle, sogar die Kinder schauten zwar verwirrt, doch vergnügt zu. Am Ende dieser fröhlichen Szene erschien der Professor vor dem Vorhang und erklärte, daß die notwendige Pause mit einigen Shakespeare-Liedern ausgefüllt würde, gesungen von ihrem schottischen Gast, Miss Kitty Macfarlane.
    Lee machte sich für eine Minute von ihrer Arbeit hinter den Kulissen frei, um zu sehen, was Robin und Joan trieben, und war dankbar, sie in der strengen Obhut des Pfarrers zu entdecken, der Joan auf dem Schoß und Robin an der Hand hielt. Dann vergaß sie sie, als eine schlanke Gestalt auf der Bühne erschien und sich sehr anmutig vor dem Publikum verbeugte. Kitty trug ein einfaches weißes Kleid, und hatte, um das ihrem Onkel gegebene Versprechen zu halten, ihre Schultern mit einer blauen, zu ihren Augen passenden Stola bedeckt. Sie sah hinreißend aus und lächelte nur, als gierige Pfiffe sie begrüßten, hob dann halb im Scherz ihre kleine Hand, um sie zu beruhigen und begann lieblich »Komm denn Liebchen, küß mich herzig«. Das Publikum war hingerissen, und der Applaus so anhaltend, daß Kitty sich nach den Shakespeare-Liedern immer wieder verbeugen mußte. Schnell lief sie hinter die Bühne, wo Sally sie mit einem barschen Befehl empfing: »Geh zurück und sing weiter. Der verdammte Reißverschluß steckt.«
    Gehorsam trat Kitty wieder auf, hielt inne, lächelte das Publikum an und sagte ganz bescheiden: »Von Shakespeare kann ich keine Lieder mehr, aber wenn Sie möchten, singe ich Ihnen ein schottisches Lied, das Sie alle kennen«, und im nächsten Augenblick lauschte der überfüllte Saal begeistert »Loch Lomond«. Wenn die Gebildeteren über diese Shakespeare nicht unbedingt angemessene Einlage auch leicht belustigt waren, so brachte Kittys liebliche Stimme und ihre treuherzige Erklärung alle Kritik zum Schweigen. Das Klatschen und Stampfen am Ende der alten Ballade war sogar noch ungestümer als nach den anspruchsvolleren Liedern.
    Die Krise hinter den Kulissen war überwunden. Der Reißverschluß funktionierte wieder, und Sally war bereit, in den Wald zu eilen und die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Das Vergnügen der Zuschauer war ungeteilt, und als die ganze Schauspieltruppe sich zum Schluß bei den Händen nahm und vergnügt die ersten Schritte eines Bauerntanzes tanzte, erhob sich alles und jubelte ihnen zu. Sogar gebildete Besucher stimmten mit ein, als die Schauspieler immer wieder gedrängt wurden, vor dem Vorhang zu erscheinen, und als er sich dann doch schloß, wurde das allgemeine Urteil ganz wahrheitsgemäß, wenn auch nicht ganz formvollendet von einem leicht angetrunkenen Mann ausgesprochen, der darauf bestand, der entsetzten Mrs. Harvey die Hand zu schütteln und lauthals zu verkünden »das war ein verdammt gelungener Abend, mit Pfarrer, Polizist und allem Drum und Dran«.
     

16
     
    Alle waren müde, als die Vorstellung zu Ende war, offensichtlich außer Mrs. Harvey. Sie verursachte eine beträchtliche Verzögerung, da sie darauf bestand, die Schauspieler den berühmteren Besuchern vorzustellen, deren Bekanntschaft zu machen ihr irgendwie gelungen war. In all das wurden Lee und Andrew einbezogen, und Miss Connor wurde besonders nachdrücklich erwähnt.
    »Miss Connor, unser englischer Gast, die Tochter eines unserer hervorragendsten Diplomaten. Und ihre Nichte, Mrs. Marsden, die diesen Sommer ihren akademischen Freunden Tür und Tor geöffnet hat und unsere Aufführung so ermöglichte. O ja, und das ist ihr Mann, der, der...«
    »Der sich damit begnügte, hinter den Kulissen zu wirken und trotzdem der beste aller Gastgeber war«, warf Tante Hester höflich ein.
    »Nett von dem alten Mädchen«, sagte Andrew später zu seiner Frau. »Ich wollte gerade sagen: >ihr Mann, der die Schafe schlachtete, von denen sich die Gäste nährten, die das Haus heimsuchten, das Lee füllte<.«
    Alle waren sehr freundlich und des Lobes voll und sagten das Übliche, daß sie zum Beispiel nie

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