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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ich schnell wieder von mir warf. Ich wischte mir die Hände an meinem Kilt ab.
    »Na, mach schon, Valefor«, sagte Udo ungeduldig. Er fing die Kadettenjacke auf, die Valefor durch die Luft segeln ließ, und auch die Kappe, die folgte.
    Valefors Antwort war unverständlich. Er hatte sich so weit in die Truhe gebeugt, dass er Gefahr lief, ganz hineinzufallen. Ich packte ihn am Kragen und zog ihn heraus. Als er aus der Truhe auftauchte, stotterte er erregt: »Ich hab’s! Ich hab’s!«
    »Ein Schuhkarton?«, fragte Udo.
    »Kein Schuhkarton – eine Teedose«, sagte ich enttäuscht. Irgendwie hatte ich erwartet, dass Valefors Fetisch etwas aufregender sein müsste als eine Teedose. Oder wenn es schon eine Teedose sein musste, dann wenigstens eine, die mit Silber oder Gold besetzt war. Die hier war aus schmucklosem Holz.
    »Das ist nicht mein Fetisch! Mein Fetisch ist da drin!«, rief Valefor. »Ich weiß es, ich bin mir ganz sicher – könnt ihr es nicht fühlen? Aufmachen! Macht es auf!«

    Wir nahmen Valefor die Teedose aus der Hand und betrachteten sie eingehend, aber sie schien nichts anderes zu sein als das, was sie zu sein vorgab – eine Teedose, leicht verkratzt, aus dunklem, rötlichem Holz. Ich schüttelte sie leicht und im Inneren raschelte etwas – flüsternd, wie Sand.
    »Schlag sie auf«, sagte Udo.
    »Das könnt ihr nicht machen!«, sagte Valefor entsetzt. »Ihr könntet mich zerbrechen, innerlich …«
    »Könnten wir nicht das Schloss aufbrechen? Gibt es im Eschatonomikon ein Kapitel darüber?«, fragte Udo. »Gesilher hat eine Sammlung Dietriche zu Hause, die er sich aus einer Zeitschrift bestellt hat. Ich könnte sie ihm heimlich stehlen.«
    Das Eschatonomikon behandelt gleich in mehreren Kapiteln die Frage, wie man Schlösser aufbricht, aber das Problem war – wie ich meinen Begleitern klarmachte – , dass es gar kein Schloss gab, das man hätte aufbrechen können. Oder besser gesagt, es war schon ein Schloss da, aber es hatte kein Schlüsselloch, in dem man irgendwelche Werkzeuge hätte einsetzen können. Es bestand nur aus einer flachen, runden Platte.
    »Wie schließt man die Dose auf, wenn kein Schlüsselloch da ist?«, fragte Udo.
    »Es ist ein Siegelschloss«, erklärte ich. Ich hatte noch nie eins gesehen, weil sie sehr alt und selten sind, aber in Nini Mo und der Verrückte Puppenmopp kam eine Kassette mit einem Siegelschloss vor. »Das Schloss ist mit einem Siegel verbunden. Um es zu öffnen, muss man das Siegel gegen das Schloss drücken. «

    »Was für ein Siegel?«, wollte Udo wissen. »Das Siegel der Fyrdraacas?« Er und Valefor beugten sich über meine Schulter. Beide atmeten schwer und störten erheblich meine Konzentration.
    Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, das Muster des Siegels zu erkennen. Die Linien auf dem Schloss waren sehr dünn, fast unsichtbar.
    »Es ist nicht das Siegel der Fyrdraacas. Ich kann es kaum sehen, aber es ist nichts, was ich wiedererkennen würde. Es könnte ein Bär sein, der einen Stab hält. Schaut ihr mal.«
    Udo erklärte, das Siegel zeige einen Bären, der einen Papageien in der Tatze hielt, aber Valefor, der sein Gesicht so nahe an das Schloss brachte, dass er anfing zu schielen, meinte, es sei ein Falke mit ausgebreiteten Schwingen. Ich schaute noch einmal hin und diesmal kam es mir so vor, als könnte ich eine Hand erkennen, die eine kurze Peitsche mit tentakelartigen Schnüren hob.
    In der Ferne schlug eine Uhr und ihr Klang riss Udo und mich aus unseren Überlegungen.
    »Schweinebacke! Ich muss gehen«, sagte Udo. »Wir müssen ein andermal weitermachen. Ich werde sicher was zu hören kriegen, aber das war es mir wert. Gute Arbeit, Flora.«
    »Ich war derjenige, der den Fetisch gefunden hat«, protestierte Valefor.
    »Ayah, aber Flora war diejenige, die den Zauber gewirkt hat, mit dem du ihn finden konntest.«
    »Ich muss auch gehen, Valefor. Wir werden das nächste Mal überlegen, wie wir weitermachen.« Ich hatte keine Zeit mehr, mich umzuziehen, wenn
ich die Droschke noch erwischen wollte, und meine Mutter würde wahrscheinlich ärgerlich sein, dass ich nicht pünktlich kam, aber in dem warmen Glühen meines Erfolges kümmerte mich das nicht. Mein Zauber hatte funktioniert und wir hatten den Fetisch gefunden. Wir würden auch das Siegel finden, und dann konnten wir Valefor befreien!

Kapitel 12
Das Präsidium. Ein Imbiss. Anschleichen. Noch ein Faktotum.
    A ls Flynn und ich vor dem Eingang zum Offiziersklub aus der Droschke stiegen,

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