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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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können kleine Ohren alle möglichen interessanten Informationen erlauschen, wenn sie sich nicht erwischen lassen.
    »… ich habe es in der Califa Police Gazette gelesen …« Das war Crackers. Er ist der Privatsekretär des diplomatischen Geschäftsträgers und kann die Unterschrift jedes ranghöheren Offiziers fälschen. Ein sehr nützliches Talent, das ihn leider auch vor ein Erschießungskommando bringen könnte und das ich in meiner Freizeit ebenfalls kultiviere.
    »Dieses Schmierblatt! Die Gazette hat seit hundert Jahren kein wahres Wort mehr berichtet.« Das war Sergeant Seth. Sie ist Kopistin, was vermutlich der langweiligste Job ist, den man sich vorstellen kann. Alle Dokumente, die Mama aufsetzt, müssen in dreifacher Ausfertigung verschickt werden und eine Kopie muss im Archiv des Kommandierenden Generals verbleiben. Das ist es, was Seth tut: Sie sitzt an ihrem Tisch und kopiert, tagaus, tagein. Ich würde mich lieber von Bären auffressen lassen.
    »Vielleicht, aber sie haben Zeugen. Es gibt keinen Zweifel, das Paimon irgendetwas vorhatte.«
    Heute waren Bilskinir House und Paimon, das dortige Faktotum, das Tagesgespräch – in der Schule hatte man von nichts anderem geredet, der Kutscher hatte sich darüber ausgelassen und jetzt die Angestellten. Angeblich hatte eine Gruppe von Radikalen Chaotisten, die irgendeinen obskuren Feiertag
am nahe gelegenen Strand feierten, helle Lichter in den Fenstern von Bilskinir gesehen und gedämpftes Brüllen gehört. Das waren wahrhaftig bemerkenswerte Neuigkeiten, weil das Haus vor vierzehn Jahren verschlossen worden war.
    Sergeant Seth sagte: »Diese Chaotisten waren vermutlich betrunken, und die Lichter, die sie gesehen haben, kamen aus ihren Flaschen.«
    »Du kannst nicht leugnen, dass im letzten Jahr ein paar Kinder dort verschwunden sind und dass es keine Erklärung für ihr Verschwinden gibt, außer, dass Paimon sie verspeist hat. Nachdem er so lange allein war, muss er wirklich sehr hungrig sein. Es wäre verständlich, wenn er sich ein paar Snacks greifen würde, die vor seiner Nase herumhüpfen.«
    Im letzten Jahr war eine Schulgruppe auf einem Angelausflug verschollen. Man fand das Wrack ihres Bootes später auf den Felsen vor Bilskinir House. Mama schickte einen Trupp hin, der den Vorgang untersuchen sollte, aber er konnte sich dem Haus nicht nähern. Ein paar Wochen später wurden die Schüler einer nach dem anderen auf den Pacifica-Strand gespült, in angeknabberten Einzelteilen, versteht sich. Haie? Oder ein hungriges Faktotum? Niemand konnte das mit Sicherheit beantworten, aber in der Gerüchteküche brodelte es und das Faktotum bekam eindeutig mehr Stimmen.
    Seth sagte verächtlich: »Es ist vierzehn Jahre her, seit Butcher Brakespeare starb und Bilskinir verschlossen wurde. Ein Faktotum kann nicht so lange allein überleben. Wovon hätte sich Paimon die ganze Zeit ernähren sollen?«

    »Paimon ist kein gewöhnliches Faktotum. Er ist ein Makelloser; er ist unabhängig. Er muss überlebt haben. Waren die Körperteile nicht angefressen?«
    »Das Boot zerschellte an den Felsen vor Bilskinir. Diese Kinder sind ertrunken und wurden von Haien aufgefressen.«
    »Das sagst du, aber zeig mir mal einen Hai, der sein Abendessen kocht, bevor er es verspeist. Die Knochen waren schwarz verkohlt …«
    »Ach, da bist du, Flora.« Sergeant Carheña, der mehrere Päckchen trug, blieb im Türrahmen von Mamas Büro stehen und enttarnte mich. Laut sagte er: »Macht die Kippen aus, bevor die Generalin euch sieht, oder sie wird euch Dampf machen.«
    Crackers und Seth verzogen sich wie der Blitz. Der Abend hatte von Mamas Büro Besitz ergriffen und mein Bauch knurrte und grollte. Sergeant Carheña legte die Päckchen auf den Schreibtisch und zündete die Lampen an, die ein sonniges Licht in den dämmrigen Raum warfen. Er war Mamas Sekretär, solange ich denken kann, und er kann ganz entzückende Hüte aus Leinenpapier und rotem Klebeband basteln.
    »Wie geht es dir, Flora?«
    Ich lehnte mich in dem Drehstuhl zurück und wirbelte einmal um die eigene Achse, nur um zu überprüfen, ob es noch so viel Spaß machte wie früher, als ich noch klein war. »Gut.«
    »Wie läuft’s in der Schule?«
    »Gut«, sagte ich wieder. Das Kreiseln machte keinen Spaß. Im Gegenteil: Jetzt war ich hungrig und mir war übel.

    »Freust du dich schon auf deine Catorcena?«
    »Oh ja, entsetzlich.«
    »Das wird ein schöner Tag werden, und du wirst deine Sache gut machen, hoffe ich.«
    »Oh ja,

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