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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sahen wir Dutzende von Feldwebeln, die geschäftig Kanonen polierten, das Gras schnitten und Eukalyptusblätter zusammenfegten. Vielleicht stand eine Inspektion bevor, vielleicht versuchten sie auch, der Generalin um einen Schritt voraus zu sein. Ich bin nur froh, dass meine Mutter zu Hause andere Maßstäbe anlegt als bei der Arbeit. Ansonsten würde Crackpot ihren hohen Erwartungen in Sachen Ordnung und Disziplin niemals standhalten, zumindest nicht ohne Valefor.
    Meistens bin ich froh, wenn Mama heimkommt, weil das bedeutet, dass alles wieder so weit normal funktioniert, wie es in unserer Familie möglich ist. Während die Arbeit zwar nicht weniger wird, muss ich mich wenigstens nicht mehr um Poppy kümmern. Sie war zwei Wochen lang in Angeles gewesen, eine lange Abwesenheit, selbst für ihre Verhältnisse. Aber diesmal wünschte sich ein Teil von mir, dass sie noch ein paar Tage länger weggeblieben wäre, weil
ich dann mehr Zeit für Valefor gehabt hätte. Jetzt, da wir den Fetisch hatten, brauchten wir nur noch herauszufinden, wie man die Teedose öffnete. Wenn wir das richtige Siegel nicht fanden, gab es bestimmt noch andere Wege, um das Schloss zu knacken. Wenn du nicht durch die Tür gehen kannst, sagt Nini Mo, dann steige durch das Fenster. Valefors Wiederherstellung war so gut wie erledigt.
    Das Präsidium ist ein hübscher Ort mit weißen Gebäuden, die von hohen Bäumen beschattet werden. Im Süden und Osten wird das Gelände von Sanddünen eingefasst, auf denen Seegras wächst, im Norden und Westen stößt es an die glitzernden blauen Wellen der Bucht von Califa. Obwohl es an diesem Ort ausschließlich um Krieg geht, kommt er mir immer sehr friedlich vor.
    Das Gebäude Nr. 56, das Hauptquartier der Armee von Califa, steht am Kopfende des Paradeplatzes und überragt den langen, schrägen Abhang hinunter zur Bucht. Der Paradeplatz ist riesig, groß genug, dass zehn Regimenter gleichzeitig auf ihm marschieren könnten, obwohl ich nie mehr als sechs gesehen habe. Das war vor drei Jahren, anlässlich des vierzigsten Jubiläums der Eroberung der Stadt durch den Warlord. In der Mitte des Paradeplatzes bewachen vier Kanonen den Fahnenmast, wo die Flagge von Califa und die des Warlords im immerwährenden peitschenden Wind flattern.
    Truppen von Soldaten versammelten sich vor dem Büro des Generaladjutanten und machten sich bereit für den nachmittäglichen Zapfenstreich. Ich hastete vorbei und zog den hechelnden Flynn hinter mir
her. Hält man sich zufällig in Reichweite der Flagge auf, wenn der Zapfenstreich einsetzt, muss man so lange strammstehen, bis die Fahnenwache herausmarschiert kommt, der Flagge salutiert, sie einholt, zusammenfaltet, verschnürt und wegbringt. Dabei spielt die Kapelle »Califa Immerdar« und die Kanonen verkünden das Ende des Tages. Ich habe den Zapfenstreich schon hundertmal erlebt, und ich lege keinen Wert auf ein weiteres Mal.
    Vor dem Gebäude Nr. 56 stehen Tag und Nacht Wachen, aber sie lassen mich immer passieren. Sie salutieren mir zwar nicht, doch damit kann ich leben. Wenn sich irgendetwas zusammenbraut oder ein hohes Tier einen Besuch abstattet, wimmelt es im Eingangsbereich von Beratern, Wachen und Leibwächtern und vor dem Gebäude steht ein Haufen Pferde, die einander beißen oder an ihren Zügeln zerren. Heute war die vordere Veranda still und menschenleer, genauso wie das Wartezimmer. Nur Leutnant Botherton stand hinter dem Empfangstisch und sortierte die Post.
    Mit scharfem Ton sagte er: »Lassen Sie nicht die Tür zufallen – oh, ave, Madama Fyrdraaca Segunda.«
    Es war zu spät, um die Tür festzuhalten, die mit einem lauten Knall zuschlug, also lächelte ich liebenswürdig und sagte: »Ave, Leutnant Botherton.«
    Leutnant Botherton warf Flynnie einen misstrauischen Blick zu. Hunde sind eigentlich in öffentlichen Gebäuden nicht erlaubt, aber ich ging jede Wette ein, dass der Leutnant darüber kein Wort verlauten lassen würde. Ein hoher Rang, selbst wenn man ihn nicht selbst bekleidet, hat seine Vorteile.

    »Ist meine Mutter schon da?«
    »Die Fähre der Generalin hat am frühen Nachmittag angelegt, aber die Generalin ist noch nicht von ihrer Audienz beim Warlord in Saeta House zurückgekehrt. « Leutnant Botherton zog seinen Rockzipfel von Flynnies freundlicher Nase weg und schnitt mit dem Brieföffner einen weiteren Umschlag auf. Kläffer, wie die Stabsoffiziere insgeheim von jedermann genannt wurden, sind immer ziemlich eingebildet. Ihre Kilts sind länger

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