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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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dem ich in mein Zimmer gerannt war. Ich hatte die Tür zugeschlagen, war in mein kaltes Bett gekrochen, hatte den Rest der Nacht in der bitteren Dunkelheit gelegen und war bitteren Gedanken nachgehangen.
    Jetzt stieg meine Mutter in den Sattel und Jimmy zappelte ein wenig, während sie sich zurechtsetzte, nachdem sie ihm mit dem Peitschenstiel einen leichten Hieb auf den Widerrist gegeben hatte. Der letzte
Koffer wurde festgezurrt und Leutnant Sabre, der das Verstauen des Gepäcks beaufsichtigt hatte, stieg ebenfalls in den Sattel. Hier zeigte sich Leutnant Sabres einziger militärischer Makel: Er war ein entsetzlich schlechter Reiter. Seine Steigbügel waren viel zu kurz und seine Knie standen wie Flügel ab.
    Die Standartenträger ritten voraus, dann kam der Karren. Die Generalin reihte sich als Nächste ein. Hinter ihr ritt Leutnant Sabre. Das Gefolge trabte hinterher, die Einfahrt entlang. Weil Crackpots Haupttor sich nur schwer öffnen lässt, beschreibt die Einfahrt eine Kurve und führt hinter das Haus in Richtung Lieferanteneingang. An der Biegung zügelte Mama ihr Pferd und schaute zurück. Ich duckte mich hinter den Vorhang, obwohl sie mich aus dieser Entfernung nicht sehen konnte. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, nur die schwankenden Federn auf ihrem Dreispitz. Ein paar Sekunden lang hielt sie den Blick auf das Haus gerichtet. Dann zog sie Jimmys Kopf herum und ritt davon.
    Ich stieg wieder in mein warmes Bett, wo ich zu meiner Überraschung Valefor vorfand, der sich in die Kuhle gekuschelt hatte, die mein Körper hinterlassen hatte, und sehr selbstzufrieden wirkte. Er hatte schon schlimmer ausgesehen, aber auch schon besser. Er funkelte noch leicht, verblasste aber bereits wieder zu einem Lavendelgeist.
    »Was für ein Glück, dass Buck schon wieder abreisen musste. Das ist die Gelegenheit. Dein Zauber rumort immer noch in mir herum. Diesmal werden wir an den Fetisch herankommen, das weiß ich genau, Flora Segunda. Fangen wir an!«

    »Ich kann nicht, Valefor.« Ich zog mir meinen Morgenmantel über und suchte meine Pantoffeln. Wenn ich schon wach war, konnte ich genauso gut aufstehen.
    Udo und ich hatten beschlossen, heute die Schule zu schwänzen. Er wollte Casa Tigger zur üblichen Uhrzeit verlassen, die Kleinen in die Schule bringen und dann in eine Droschke steigen. Wenn ich mich gleich hineinlegte, hatte ich genügend Zeit für ein langes, heißes Bad, bevor er kam. Außerdem war ich zu hungrig, um weiterzuschlafen. Ich brauchte ein anständiges Frühstück, und dann musste ich Vorbereitungen treffen.
    »Warum nicht?«, fragte Valefor. »Wir verschwenden bloß unsere Zeit, und außerdem ist Buck nicht da. Wann kommt sie wieder?«
    »Morgen Nachmittag«, sagte ich. »Pünktlich zu meiner Catorcena übermorgen.«
    »Dann haben wir ja jede Menge Zeit, um …«
    »Nein, Valefor«, sagte ich und erklärte ihm die Sache mit Boy Hansgen. Als ich fertig war, runzelte Valefor so grimmig die Stirn, dass man in den Furchen Kartoffeln hätte pflanzen können.
    »Aber was ist mit mir, Flora Segunda? Hast du den armen Valefor ganz vergessen?« Tränen stiegen ihm in die Augen. Val war ein richtiger Springbrunnen; es war ein Talent, das ich mir ebenfalls aneignen sollte. Auf Kommando zu weinen, könnte einer Waldläuferin eines Tages sehr zupasskommen.
    »Nein, das habe ich nicht, aber wir müssen zuerst Boy Hansgen befreien. Er hat eine Verabredung mit dem Henker, du nicht, Valefor. Er soll morgen um
Mitternacht hingerichtet werden, also haben wir keine Zeit zu verlieren.«
    »So ein dummer Pirat bedeutet dir also mehr als deine eigene Familie?«, schluchzte Valefor.
    »Nein, sicher nicht. Sag doch nicht so etwas. Aber ich muss meine Prioritäten setzen …«
    »Deine eigene Familie!«
    »Valefor, betrachte es doch einmal von dieser Seite: Boy Hansgen ist ein Waldläufer. Er kann uns ganz sicher helfen, die Teedose zu öffnen. Und er ist auch ein Magier. Er wird genau wissen, wie du zurückgeholt werden kannst.« Das war glatt erfunden, aber während ich es aussprach, merkte ich, dass es durchaus Sinn ergab. Wenn irgendjemand wusste, wie man ein Siegelschloss öffnete, dann war es Boy Hansgen.
    Vals Schluchzen verwandelte sich in einen Schluckauf. »Ich glaube, ich erinnere mich an ihn. Boy Hansgen, sagst du?«
    »Ayah.«
    »War er Mitglied der Kapelle? Ich glaube, sie spielte an Bucks einundzwanzigstem Geburtstag, wenn ich mich recht entsinne. Die Infernalischen Triebwerke des Verlangens, das war ihr Name.

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