Flora Segundas magische Missgeschicke
ich dachte über unseren Befreiungsplan nach. Während ich mit Udo gesprochen hatte, war er mir recht vernünftig erschienen, aber mit einem Mal hielt ich ihn für undurchführbar. Aber was für eine Waldläuferin wäre ich denn, wenn ich nichts unternehmen und Boy Hansgen seinem Schicksal überlassen würde?
An Crackpots Hintertür – oder am Lieferanteneingang, wie Valefor mich korrigiert hatte – stieg ich aus. Als ich in den Stall ging, um die Pferde zu füttern, sah ich, dass sie schon ihr Futter bekommen hatten und der Stall ausgemistet war. Mein Herz sank mir in die Hose. Meine Mutter war vor mir nach Hause gekommen. Und ich konnte ihr im Augenblick einfach nicht gegenübertreten.
Obwohl ich meine Mutter Udo gegenüber sehr wohl verteidigt hatte, konnte ich ihre Handlungen vor mir selbst nicht rechtfertigen. Ich wusste, dass sie dem Warlord die Treue geschworen hatte, was bedeutete, dass sie sich unter allen Umständen an den Friedensvertrag halten musste – aber wie konnte sie es nur zulassen, dass einer der größten Helden Califas auf dem Schafott endete? Ein Mann, der einmal ihr Freund gewesen war! Sie mochte zwar ihre Gründe haben, aber ich verstand sie einfach nicht. Und ich wollte es auch nicht.
Die Hunde empfingen mich am Gartentor, verliehen ihrer Freude über meine Rückkehr lauthals Ausdruck, und Flynnie stürzte sich begeistert in die Meute. Jede Chance, sich heimlich ins Haus zu schleichen, wurde von dem Hunde-Aufruhr zunichtegemacht. Aber vielleicht schaffte ich es ja trotzdem in mein Zimmer. Ganz leise öffnete ich die Tür und versuchte hineinzuschlüpfen, bevor die Hunde sich an mir vorbeidrängen konnten, aber sie hüpften und schubsten und schoben und hätten mich beinahe umgeworfen.
»Flora?« Mamas Stimme glitt die Treppe herunter. »Bist du das?«
»Nini Mo ist es ganz bestimmt nicht«, murmelte ich. Die Hunde hasteten nach oben, was gut für sie war, denn so konnte ich mich in aller Ruhe in der Küche umsehen. Als ich das Haus verlassen hatte, um mich mit meiner Mutter zu treffen, war die Küche aufgeräumt und die Hunde in der Waschküche eingesperrt gewesen. Jetzt sah es so aus, als wären die Gehäuteten Reiter von Huitzil hier durchgestürmt,
hätten umgedreht und wären noch einmal zurückgekommen, nur so zum Spaß. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Jemand – und dieser Jemand konnte nur Poppy sein – hatte die Hunde unbeaufsichtigt in die Küche gelassen, und das war nun das Ergebnis. Zorn kochte in mir hoch, so heiß, dass er mir beinahe die Kehle verbrannte. Wenn ich einen Knüppel gehabt hätte, hätte ich irgendetwas zerschlagen. Stattdessen trat ich gegen den Kohleneimer, der inmitten verschütteter Kohle auf dem Boden lag.
»Komm bitte ins Wohnzimmer, Flora – ich möchte mit dir reden.«
Mein Herz, das schon tief genug gesunken war, rutschte mir in die Stiefel. Die Generalin redet nie wirklich mit jemandem, sie redet auf jemanden ein. Ich trottete nach oben, mit einem gläsernen Funken Schuld in meinem Magen. Hatte Leutnant Sabre mich verpetzt? Oder ahnte meine Mutter die Wahrheit? Oder vielleicht hatte sie von der Sache mit Valefor erfahren. Ich wusste nicht, was schlimmer war. Oder doch, ich wusste es. Meine Knie waren weich wie Pudding. Nini Mo hatte in einem magischen Duell gegen den Gehäuteten Priester Njal Sholto gekämpft, obwohl sie wusste, dass er ein mächtigerer Magier war als sie. Sie hatte sich ihrem eigenen Tod gestellt und sich nicht zitternd in einem Loch verkrochen. Ich würde das auch nicht tun.
Nicht zittern.
»Flora! Hopp, hopp!«
Meine Mutter saß auf dem Sofa im Wohnzimmer, umgeben von Dokumenten. Weitere Papiere lagen auf dem niedrigen Tisch vor ihr, auf dem sich auch
die Päckchen stapelten, die ich zuletzt in ihrem Büro gesehen hatte. Die Hunde hatten sich vor dem Kamin ausgestreckt, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Ich hätte ihnen allen mit Freuden eine gehörige Abreibung verpasst, einen saftigen Tritt in den Hintern. Gewalt ist keine Lösung, ich weiß, aber es ist manchmal schwer, ihren Impuls zu unterdrücken …
»Wo warst du, Flora? Ich dachte, du wolltest nach Hause fahren.« Die Generalin spähte mich durch ihren Kneifer hindurch an. Sie hatte ihre Uniform ausgezogen und trug ein dunkelrotes Seidenkleid. Ihre Haare standen nach allen Seiten ab, als wäre sie mit den Händen mehrmals hindurchgefahren.
»Tut mir leid, Mama. Ich war noch in der Apotheke. Mir geht’s immer noch nicht besonders gut.«
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