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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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geizig, dass er sein Geld (wenn er mal welches hatte) in einen Strumpf steckte. Dort kommt man schwer heran, was es leichter macht, andere Leute dazu zu bringen, für einen zu bezahlen.
    »Nun gut, ich habe euch mit dem Warlord zusammen gesehen und ich habe euer Gespräch mit angehört. Es war ziemlich clever, wie ihr ihn weichgeklopft habt. Ich habe gesehen, dass er euch ein Dokument gab«, sagte das Mädchen. »Jetzt gebt ihr es mir.«
    »Das ist gar nichts wert«, sagte ich betont abfällig. »Nur ein Stück Papier. Hier, du kannst meinen Schleier haben. Udo gibt dir noch seinen Hut. Beides ist ziemlich viel wert. Mehr als fünf Divas und ein Stück Papier.«
    »Den Teufel werde ich«, versetzte Udo. »Hör zu, du Mistkäfer, ich verliere gleich die Geduld und dann gnade dir die Göttin! Also mach kehrt, marsch, marsch, und lass uns in Ruhe. Du hast unser ganzes Geld und mehr kriegst du nicht.«
    »Ich will das Dokument«, sagte das Mädchen dickköpfig. »Ich habe gesehen, wie der Warlord es unterschrieben hat, und seine Unterschrift ist eine ganze Menge wert. Dafür kriege ich eine schöne Stange Geld. Deinen hässlichen Hut kannst du behalten, aber das Papier will ich haben.«
    »Und ich will einen Mantel aus Büffelleder und einen blau getupften Hut – du hast alles, was du von uns bekommst.« Udo wandte sich ab und das diebische Mädchen entsicherte die Pistole. Das Geräusch des Hammers, der einrastete, war ohrenbetäubend laut.

    »Ich erschieße dich und dann nehme ich mir das Dokument einfach.«
    Udo erstarrte, griff langsam in seinen Kittel und zog die Begnadigung hervor. Das Mädchen riss ihm das Papier aus der Hand.
    Meine Brust hatte sich vor lauter Panik schmerzhaft verengt, aber ich versuchte, das Gefühl wegzuschlucken.
    Handle überlegt, schnell und vernünftig, sagt Nini Mo. Das Räubermädchen hatte zwar eine Waffe, aber ich besaß noch meinen Verstand und meine Überzeugungskraft.
    »Hör zu«, sagte ich. »Das Papier ist völlig wertlos. Mein Freund dagegen hat zu Hause dreiundneunzig Divas, in bar. Wenn du uns dorthin begleitest, soll es …«
    »Hältst du mich für ein ringelschwänziges Baby, das gerade Milch genascht hat? Darauf lasse ich mich nicht ein. Wozu brauche ich dreiundneunzig Divas, wenn ich das hier habe?«
    Jemand stieß mir den Ellbogen in die Seite und hätte mich beinahe von den Gehplanken in den Abgrund aus Müll geworfen, aus dem die Straße bestand: ein grobschlächtiger Kerl auf dem Weg in die Azurlagune, die Kneipe, vor der wir standen.
    »Hallo, Ringie«, sagte der Mann im Hineingehen.
    »Hallo, Cake«, erwiderte das Räubermädchen, und in dem Moment der Ablenkung entschied sich Udo zu handeln. Er sprang vor. Das Mädchen war klein, aber nicht dumm, und Udo wurde durch seinen engen Kittel behindert. Sie kämpften miteinander und das Bettelmädchen ließ die Pistole fallen, die ich
rasch mit einem Fußtritt von der Gehplanke auf die Straße beförderte.
    Jetzt scharten sich alle Leute, die unsere missliche Situation bislang ignoriert hatten, um uns und schauten dem Gerangel zu. Schnell hatte sich eine Menschenmenge um uns versammelt. Udo brüllte und es sah so aus, als ob das Bettelmädchen ihn beißen würde. Ich versuchte, einen von ihnen zu packen, bekam aber als Dank nur einen Ellbogenstoß in die Brust. Es war ein heilloses Durcheinander. Udo und das Mädchen traten und schlugen um sich, brüllten sehr, sehr unanständige Worte, während die Menge johlte und grölte und sie anfeuerte. Und das Papier? Wer hatte das Papier? Wo war es?
    Da – etwas Weißes flatterte zu Boden. Das Bettelmädchen hatte es fallen lassen. Ich griff danach und hätte beinahe einen Tritt ins Gesicht bekommen; das Mädchen streckte die Hand aus und wurde von Udo zur Seite gezerrt. Das Blatt Papier schwebte in der Luft, ich warf mich nach vorn, gleichzeitig mit Udo, und unsere Köpfe stießen in einem grellen Blitz aus Schmerz gegeneinander. Benommen streckte ich mich und hätte es fast gehabt – da riss mir ein Windstoß das Dokument aus den Fingerspitzen und wirbelte es in die Höhe. Ein Mann in einem blaugrünen Anzug aus Segeltuch versuchte es zu packen, verfehlte es aber.
    Udo stieß mich zur Seite, grapschte hektisch mit beiden Händen danach und bekam es auch beinahe zu fassen. Aber dann tauchte aus dem Nichts das kämpferische Mädchen auf und versetzte ihm mit voller Wucht einen Stoß. Er verlor das Gleichgewicht
und fiel über mich – während das Papier aus unserer Reichweite

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