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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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wollen?«, fragte Udo aufgeregt. »Du hast dagestanden wie eine Maus, die nur darauf wartet, gefressen zu werden. Ich hatte nicht den Eindruck, dass …«
    »Halt den Mund«, sagte ich böse. »Halt einfach den Mund.«
    Udo versank in ein beleidigtes Schweigen und starrte aus dem Fenster. Sollte er doch schmollen. Ich würde mir etwas einfallen lassen. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Die Droschke schaukelte an Saeta House vorbei und am Pfeilturm, auf dessen Uhr ich sehen konnte, dass es schon fast drei war. Was sollten wir bloß tun?
    »Was ist mit Valefor? Kann er uns nicht helfen?«, fragte Udo, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.
    »Das glaube ich nicht. Sein Talent ist auf die Hausarbeit begrenzt – und aufs Jammern – und außerdem befindet er sich gerade im Streik, weil ich ihn hintangestellt habe und mich erst um du-weißt-schon-wen kümmern wollte«, gab ich zurück, ohne meinerseits den Blick von meinem eigenen Fenster zu wenden.
    Die Droschke fuhr jetzt am Califa-Lyceum vorbei und ich sah ein Plakat für das Theaterstück Er hätte aufhören sollen, als er vorn lag mit Relais Evengardia (Iddens ehemaligem Schwarm). Vor dem Schalterhäuschen hatte sich eine Schlange gebildet. Relais Evengardia ist der beliebteste Schauspieler von ganz
Califa, berühmt für seine Darstellung von General Harthand …
    Und dann – oh Freude! Oh, meine Klugheit! Oh, herrlicher Tag! Eine ausgewachsene Idee sprang in meinen Kopf, als ob sie immer da gewesen wäre und nur darauf gewartet hätte, dass ich ihr Gehör schenkte.
    Ich wandte mich an Udo, der immer noch beleidigt aus dem Fenster schaute. »He! Weißt du noch, als du an der Jährlichen Histrionischen Extravaganza des Warlords teilgenommen hast …?«
    Udo gab das Schmollen auf. »Ayah! Ich wurde zum besten Schauspieler für meine Darstellung von General Harthand in Ein kalter Tag in der Hölle gekürt. Ich war wirklich gut; manchmal glaube ich, ich sollte zum Theater gehen, anstatt zur See zu fahren.«
    »Weißt du noch? Du hast eine Urkunde vom Warlord bekommen – unterschrieben und besiegelt!«
    »Was soll uns das helfen?«
    »Fälschung wird uns helfen. Hör zu.« Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern und Udo rückte nah an mich heran. »Ich kann die Unterschrift des Warlords fälschen, da bin ich mir sicher. Besonders, wenn ich eine Vorlage habe. Aber das Siegel ist das Problem. Das können wir nicht fälschen.«
    »Und jetzt?«, flüsterte Udo zurück.
    »Weißt du noch, wie Nini Mo in Nini Mo und die Mechanischen Monster den Pass fälschte, mit dessen Hilfe sie Zutritt zu den Eisenminen von Arivaipa bekam?«
    »Du weißt genau, dass ich diesen Schund nicht lese, Flora.«
    »Ha! Das ist nicht mehr oder weniger Schund als
Der Schöne Jack auf großer Fahrt!, oder? Und außerdem viel nützlicher. Hör zu, sie löste das Siegel aus der Einladung, die Njal Sholto ihr geschickt hatte, um sie in eine Falle zu locken, und klebte es auf das gefälschte Dokument. Es hat funktioniert wie geschmiert. «
    »Kannst du etwa auch das Siegel von meiner Urkunde ablösen?«, fragte Udo elektrisiert.
    »Ich wette, das kann ich. Du gehst jetzt nach Hause und holst die Urkunde, und dann treffen wir uns in Crackpot Hall. Steig zum Fenster ein oder so etwas. Lass dich nicht erwischen, verstanden? Und beeile dich. Ich glaube, wir können unseren Plan immer noch in die Tat umsetzen.«
    Udo nickte eifrig. »Ich wusste, dass uns etwas einfallen würde, Flora.«
    Uns? Sofern ich nicht unter Gedächtnisschwund litt, war lediglich mir etwas eingefallen. Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt für irgendwelche Machtspielchen; die Zeit lief uns davon, und bald schon würde es Abend werden.
    »Du musst hier raus – mach schon!« Ich zog an der Glocke und die Droschke kam rumpelnd zum Stehen. Udo sprang auf die Straße.
    Zwei Stunden später, nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen hatte – mir war schon ganz schwindelig gewesen vor Hunger –, saß ich an meinem Schreibtisch. Vor mir lag die Urkunde und ich erhitzte das Messer, das Udo gerade frisch für mich gewetzt hatte. Die Kunst, ein Siegel anzuheben, liegt in der Hitze des Messers und in der Geduld des Fälschers. Man muss das Siegel ausreichend erwärmen, damit es
sich vom Papier löst, aber nicht so sehr, dass es anfängt zu schmelzen. Siegelwachs ist geschmeidiger und biegsamer als Kerzenwachs und hat einen höheren Schmelzpunkt, aber man muss trotzdem vorsichtig sein. Ich habe genug Übung darin (dies war Fälschung

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