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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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eines Kätzchens gewesen. »Bin ich nicht der Warlord dieser Republik? Ist nicht mein Wort Gesetz? Wenn du nicht selbst vor ein Erschießungskommando gestellt werden willst, dann tust du jetzt gefälligst, was ich dir sage!« Obwohl sein Zorn nicht gegen mich gerichtet war, erzitterte mein Inneres. Im besten Mannesalter musste der Warlord eine echte Naturgewalt gewesen sein. Wenn er wütend war, konnte er es immer noch sein. Ich erkannte einen Schimmer jener Kraft, die seinen Ruf und seine Macht gefestigt hatte.
    »Ich habe hier Papier, Euer Gnaden«, sagte Udo eilfertig. »Und auch Feder und Tinte.«
    Es war ein ganz gewöhnliches Stück Papier und eine ganz gewöhnliche Schreibfeder. Aber die Tinte im Tintenfass war außergewöhnlich: Sie ließ sich löschen. Unser Plan sah vor, dass wir zu Hause alles Geschriebene löschen würden, bis auf die Unterschrift des Warlords, und dann die Begnadigung für Boy Hansgen einsetzen würden. Es war ein raffinierter Trick, den Nini Mo in Nini Mo und der Ringelschwänzige Alphabetjunge benutzt hatte, und sie war so freundlich
gewesen, das Rezept für die Tinte im Eschatonomikon niederzuschreiben. Überraschenderweise bestand sie aus ganz gewöhnlichen Koch- und Backzutaten, die allesamt in Crackpot vorhanden waren.
    Der Warlord setzte sich wieder hin und ich achtete darauf, dass ich außerhalb seiner Reichweite blieb. Er legte das Blatt Papier vor sich auf den Tisch und fegte die Karten und die Geldstapel aus dem Weg. Udo schraubte das Tintenfass auf und reichte ihm die Feder.
    »Meine Brille, wo ist sie?«
    »Sie hängt um Euren Hals, Euer Gnaden. An der Kette«, antwortete Udo.
    »Ach ja, danke, du bist ein guter Junge. So, jetzt lasst mir einen Moment Zeit.« Der Warlord setzte sich die Brille auf und rieb sich die Nase. Dann schob er die Brille auf die Stirn und rieb sich wieder die Nase. Setzte die Brille auf und tauchte die Feder ins Tintenfass. Wischte sie an seinem Ärmel ab und tauchte sie erneut ein. Seufzte und tippte sich mit dem Fingernagel gegen seinen goldenen Schneidezahn und dann, gerade als ich vor lauter Ungeduld anfangen wollte zu schreien, setzte er zum Schreiben an.
    Er schrieb ein paar Zeilen und signierte sie mit seiner schwungvollen Unterschrift. Dann tauchte er wieder die Feder in die Tinte und zog sein Siegel aus der Westentasche. Der hilfreiche Udo gab ihm einen Wachsstock und ein Streichholz. Sekunden später tropfte ein schöner runder Fleck Siegelwachs auf das Papier und wurde mit dem persönlichen Siegel des Warlords versehen: mit dem Hammer.
    »So, hier hast du es, meine Liebe. Mitleid ist eine
Tugend des menschlichen Herzens, nicht wahr? Und man soll Florian Abenfarax de la Carcaza nicht nachsagen, dass er hartherzig ist. Pusten, bitte.«
    Ich blies auf das Papier, das er daraufhin zusammenrollte und mir überreichte. »Jetzt will ich keine Tränen mehr sehen, verstanden?«
    »Oh nein, Euer Gnaden, Ihr seid so freundlich. Wie kann ich das jemals wieder gutmachen?«
    Der Warlord grinste und kniff mich in die Wange. »Oh, darüber können wir später noch reden, meine Liebe. Vielleicht bei einer Austernsuppe.«
    »Euer Gnaden, wir müssen dieses Dokument schleunigst ins Präsidium bringen«, sagte Udo. »Aber danach würde sich meine Schwester sehr geehrt fühlen, eine Austernmahlzeit mit Euch gemeinsam einzunehmen. «
    Dafür hätte ich ihn gern getreten, aber er war zu weit weg. Ich lächelte bloß und presste zwischen den Zähnen hindurch: »Natürlich, Euer Gnaden. Es wäre mir ein Vergnügen.«
    »Ich werde zu dir kommen. Wo wohnst du, Liebchen? «
    »Oh, es wäre mir peinlich, wenn Euer Gnaden sich zu mir begeben müsste. Das wäre nicht angemessen. Ich werde nach Saeta House kommen.«
    »Nein, nein, meine Liebe«, sagte der Warlord schnell. »Treffen wir uns doch im Hotel Empire an der State Street, um zehn Uhr heute Abend.«
    »Euer Gnaden«, flötete ich knicksend und Udo knickste auch, und dann knicksten wir uns unseren Weg aus der Kneipe hinaus, so schnell es knicksend eben ging.

    Als wir draußen waren und uns gerade jubelnd und vor Freude auf und ab hüpfend auf den Heimweg machen wollten, ließ uns eine Stimme das Blut in den Adern gefrieren: »He, ihr da!«
    Unser Fluchtweg wurde von einer riesenhaften, bulligen Gestalt in der Livree des Warlords versperrt und unser Blickfeld von Rezaca, der sich vor uns aufbaute und in dem ich mit einem Mal den Stabschef des Warlords erkannte.
    Hatte man uns durchschaut? Mein Magen sank mir in

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