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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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flatterte, weg vom Gehweg, hinaus in den schlammigen Unrat auf der Straße, wo es prompt von einem Wagen mit Kohlköpfen überrollt wurde.

Kapitel 21
Gegenseitige Beschuldigungen. Zusammenraufen. Ein heißes Messer. Poppy.
    I n der Droschke, auf dem gesamten Heimweg, beschimpfte ich Udo und Udo beschimpfte mich, aber keine noch so wütende Schimpftirade änderte etwas an unserer Situation oder führte dazu, dass wir uns besser fühlten. Aber wir fühlten uns dadurch auch nicht schlechter. Dem Ziel so nahe gewesen zu sein und es doch nicht erreicht zu haben, war bitter, sehr bitter.
    Sobald der Karren davongerumpelt war, waren Udo und ich auf die schlammige Straße gesprungen. Aber alles, was unsere unappetitlichen Ausgrabungsversuche zutage förderten, waren unappetitliche Fetzen, und dann wären wir selbst beinahe von einem Eiswagen überfahren worden. Wir mussten unsere Niederlage eingestehen. Das Bettelmädchen hatte das Ergebnis unserer Suchaktion nicht abgewartet, sondern sich in Windeseile davongemacht, natürlich mit meinen fünf Divas und Udos Hut, den er in dem Handgemenge verloren hatte.
    Obwohl ich normalerweise nichts davon halte, Leute
zu verprügeln, hätte ich in diesem Moment für Udo liebend gerne eine Ausnahme gemacht und ihn windelweich geschlagen. Wenn er bloß nicht so aufsässig gewesen wäre – ich war mir sicher, dass ich die Situation mit Verhandlungsgeschick in den Griff bekommen hätte. Oder ich hätte dem Mädchen das Papier überlassen und ihr kurz darauf selbst aufgelauert. Oder irgendetwas anderes. Aber nein, Udo musste sich aufspielen und sich wie ein Esel benehmen, und jetzt hatten wir die Sache gründlich vermasselt.
    Selbstgerecht sagte Udo: »Ich hab’s dir ja gesagt – wenn du ihr nicht auf den Leim gegangen wärst und wenn du ihr kein Geld gegeben hättest, hätte sie uns nicht für leichte Beute gehalten.«
    »Sie hat uns für leichte Beute gehalten, Udo, weil wir genau das waren! Und du hättest nicht so aufmüpfig sein müssen.«
    »Sie war bloß ein Kind …«
    »Nicht so laut!«, zischte ich. Vor uns saß eine alte Frau und um ihre Haube – die mit einer riesigen orangefarbenen Spinne besetzt war – waberte eine Aura aus Aufmerksamkeit. Ich war mir sicher, dass sie uns angestrengt belauschte.
    »Wenn du mir nicht in den Arm gefallen wärst, hätte ich es gehabt«, raunte Udo wütend. »Ich musste doch irgendetwas tun – sie wollte damit abhauen, und ich hatte nicht den Eindruck, dass du irgendeinen Geistesblitz hattest.«
    Diese Bemerkung war so absurd, dass ich mir nicht einmal die Mühe machte, darauf zu antworten. Stattdessen presste ich die Lippen so fest zusammen, dass
es wehtat, und starrte aus dem Fenster. Ich war so wütend, dass jedes weitere Wort meine Freundschaft mit Udo in Flammen hätte aufgehen lassen.
    Nicht dass es mich in diesem Moment gekümmert hätte.
    Waldläufern ist nicht immer Erfolg beschieden, aber sie lassen sich durch eine Niederlage nicht aufhalten. Sie formieren sich neu und entwickeln einen neuen Plan. Natürlich hätte sich ein Waldläufer nie im Leben ausrauben lassen wie ein blutiger Anfänger. Grüble nicht über Vergangenes nach, sagt Nini Mo.
    Ein Waldläufer denkt nach und versucht es noch einmal.
    Ich dachte und dachte, aber meine Gedanken wollten sich nicht neu formieren. Stattdessen drehten sie sich im Kreis und verweilten bei der Gewissheit, dass Nini Mo ein furchtbar kluger Plan eingefallen wäre, der die ganze Sache bereinigt hätte. Sie hätte das Bettelmädchen in eine Brezel verwandelt oder ihr die Nase eingetreten. Sie hätte ihr ein anderes Stück Papier untergeschoben oder sie mit Schmeicheleien überschüttet. Aber solche geschickten Waldläufertricks fallen einem immer erst hinterher ein. Erst wenn es, verflixt noch mal, zu spät ist.
    »Und ich sage, dass wir es jetzt mit meinem Plan versuchen«, erklärte Udo. Die alte Frau war in der Tradis Street ausgestiegen und wir saßen jetzt allein im hinteren Teil der Droschke. »Wir haben ja gerade erlebt, wie wirksam eine geladene Pistole sein kann. Machen wir es genauso.«
    »Es mit deinem Plan versuchen, Udo?«, sagte ich ungläubig. »Du musst verrückt sein. Nach dem, was gerade passiert ist, würde ich deinen Plan nicht einmal
dann in Erwägung ziehen, wenn es der einzige Plan in der gesamten Geschichte der Menschheit wäre. Im Gegenteil – ich überlege, ob ich dich nicht ganz von der Sache abziehen soll. Du bist ein Risiko.«
    »Was hättest du denn noch machen

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