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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Viertel vor acht erwischt. Vielleicht hätte Erzengel Bob nicht bemerkt, dass ich zu spät zur morgendlichen Versammlung geschlichen kam. Ich bin sehr gut im Schleichen, obwohl es keine zu unterschätzende Herausforderung ist, ungesehen an einem ewig wachsamen Faktotum vorbeizukommen.
    Aber der dumme Fahrstuhl brachte mich nicht zum Korridor des Fleißigen Verlangens. Nein, der dumme Fahrstuhl schwebte langsam und geräuschlos nach oben, so sanft wie eine Sommerbrise, und obwohl ich brüllte und gegen das Gitter hämmerte, fuhr er weder langsamer noch hielt er an. Am zweiten Stock fuhr er vorbei und auch am dritten – dabei hatten wir vorher gar keinen dritten Stock gehabt –, höher und immer höher fuhr er, weich und unbeirrt,
bis er mit einem quietschenden Knirschen anhielt. Die goldenen Außentüren öffneten sich und ich sah nur undurchdringliche Dunkelheit.
    In meiner Depeschentasche lagen Streichhölzer (neben anderen nützlichen Dingen). Sei stets auf alles vorbereitet, sagt Nini Mo, aber warum einen Handgriff machen, wenn es andere, raffiniertere Methoden gab, um sich Licht zu verschaffen?
    , sagte ich. Der Entflammungsspruch war die einzige Grammatica, die ich bisher aufsagen konnte. Diesen Spruch aber konnte ich gut, und sofort entzündete sich ein Funkeln magischen, kalten Feuers wie eine Wunderkerze in der Dunkelheit und erleuchtete die Schwärze vor mir, jenseits der verschlossenen Gittertüren des Fahrstuhls. Das schwache Licht ließ die hohlen Schatten von massig wirkenden Möbeln hervortreten, verlassen und einsam.
    »Das hier ist nicht der Korridor des Fleißigen Verlangens«, sagte ich verärgert.
    Der Fahrstuhl gab keine Antwort.
    Handele, als ob es dir ernst ist, und es wird dir ernst sein, sagt Nini Mo. Entschlossen sagte ich: »Ich will zum Korridor des Fleißigen Verlangens. Und ich habe es eilig, also keine Diskussionen bitte.«
    Keine Reaktion.
    »Ich werde es Mama sagen.«
    Ein leeres Versprechen, denn die Generalin würde mir die Haut abziehen und sie in ihrem Büro an die Wand nageln, wenn sie herausfand, dass ich ihr nicht gehorcht hatte. Aber ein Bluff ist immer einen Versuch wert. Allerdings machte die Drohung keinerlei
Eindruck auf den Fahrstuhl. Er verharrte in störrischem Schweigen.
    »Also, wenn du mich schon hier absetzt, mach wenigstens ein bisschen mehr Licht.« Honig ist die süßeste aller Fallen, sagt Nini Mo. Daher fügte ich honigsüß hinzu: »Bitte. Bitte, bitte, bitte, lieber, schöner Fahrstuhl.«
    Fehlanzeige. So viel zu dem Thema »gute Manieren«. Ich verpasste dem goldenen Gitter einen anständigen Tritt, öffnete es dann und trat hinaus auf einen knarrenden Holzfußboden und hinein in eine dicke Dunkelheit, die nach Staub roch, nach Moder und der weit entfernten See. Der schmollende Fahrstuhl klappte die Gittertüren hinter mir zu. Ich wirbelte herum und packte die Stäbe, aber sie entzogen sich meinem Griff, und der Fahrstuhl verschwand im Irgendwo. Ich saß fest.
    Ich hielt meine Hand unter den kalten Lichtfunken und konzentrierte meine ganze Willenskraft auf seinen nebligen, kalten Schein. Ein stecknadelkopfgroßer Punkt aus Schmerz prickelte über meinem rechten Auge, aber das Licht zwinkerte und verstärkte sich. Jetzt konnte ich die unförmigen Möbelstücke sehen, die man unter zerknitterten Überwürfen verborgen hatte und die weiß in der Dunkelheit schimmerten wie uralte, vernachlässigte Gespenster.
    Der einzige Weg führt hindurch, sagte Nini Mo, als sie sich im Irrgarten aus Jammer und Düsternis verirrt hatte, der in dem Roman Nini Mo und die Fleischfressenden Edeltannen vorkommt.
    Vorsichtig machte ich einen Schritt. Es musste irgendwo eine Treppe geben, die nach unten führte –
und hinaus. Ich musste sie nur finden. Meine Füße rührten einen Wirbel aus Moder und schaumigem Dreck auf, der im Licht des kalten Feuers glitzerte, das ich jetzt – schwebend über meiner Handfläche – vor mir hertrug.
    Ich hatte immer geglaubt, dass es in unseren Zimmern unordentlich war! Meine Mutter hatte einfach zu viel zu tun, um sich um den Haushalt zu kümmern, und obwohl es mir normalerweise gelang, den schlimmsten Dreck zu beseitigen, schaffte ich es einfach nicht, wirklich sauber zu machen, nicht bei all dem Staub, den Spinnen und vor allem den Hunden. Neben der Wäsche, dem Kochen, dem Ausmisten der Ställe und meinen Hausaufgaben blieb mir nicht mehr allzu viel Zeit, und daher waren unsere Zimmer immer grauenvoll unordentlich. Wenn man unseren Teil des

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