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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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angewidert auf die Tischplatte geworfen worden wären, und in der Mitte stand ein wunderschönes großes Tintenfass in der Form einer Schildkröte. Es war halb leer.
    Die Dokumente waren mit breiten schwarzen Schriftzeichen bedeckt, die man Prachtschrift nennt.
Es ist eine alte und sehr dekorative Schrift, mit vielen langen, schnörkeligen Kurven und Spiralen ober-und unterhalb der Buchstaben. Früher war es die offizielle Handschrift für alle wichtigen Dokumente, wie Gesetzestexte, Bekanntmachungen und Erlasse gewesen. Heute gilt die Schrift als altmodisch und wird nur noch selten benutzt. Sie ist sehr schwer zu lesen, und ich konnte nicht ein einziges Wort entziffern.
    »He, Finger weg!«, zischte eine Stimme in mein Ohr.
    Mein Herz wäre mir beinahe aus der Brust gesprungen. Mit einem Ruck zog ich die Hand von dem Buch weg, das ich gerade hatte aufnehmen wollen, und drehte mich um.
    Vor mir stand ein Junge. Er funkelte mich an und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er war hochgewachsen und verbarg seine schlaksige Gestalt unter einem abgetragenen schwarzen Gewand mit langen, eingerissenen Ärmeln. Gräuliche Haare hingen um ein schmales, hungriges Gesicht; farblose Augen blickten über eine spitze, schniefende Nase hinweg.
    »Das Buch ist älter als die Stadt und viel zerbrechlicher«, sagte er, »also nimm deine schmutzigen Finger weg.« Der Junge erschauerte und kauerte sich in einen dicken schwarzen Wollschal, an dem überall Papierschnipsel hafteten.
    »Wer sagt das?«, wollte ich wissen. »Wer zum Teufel bist du? Und was machst du hier?«
    »Das ist meine Bibliothek«, sagte der Junge drohend. Er weitete seine hellen Augen und knurrte: »Ich sollte besser dich fragen, was du hier machst!«
    »Nayah«, antwortete ich. »Dies hier ist mein Haus,
besser gesagt: das Haus meiner Mutter, und daher gehört ihr auch die Bibliothek. Und auch dieses Buch.«
    Das Gesicht des Jungen verzog sich zu einer wütenden Fratze. »Deine Mutter wohnt nur in diesem Haus, weil ich es erlaube.«
    »Ayah? Und wer behauptet das?«
    Der Junge blies sich auf wie ein Auerhahn und bellte: »Ich behaupte es – ich, Valefor, Faktotum des Hauses Fyrdraaca. Ich sage es und so ist es!«
    Wenigstens glaube ich, dass er versuchte zu bellen. In Wahrheit trötete er lediglich mit einer lauten, dünnen Stimme, die zu guter Letzt noch in einen spuckenden Hustenanfall überging. Die Arme, die so aussahen wie Windmühlenflügel, und das struppige Haar waren bei seinen Bemühungen, beeindruckend zu wirken, auch nicht besonders hilfreich.
    Obwohl ich mich schäme, es zuzugeben: Ich lachte. Er wollte so bedeutend aussehen und war doch einfach nur lächerlich. Ich bemühte mich, mein Lachen zu verschlucken, während er den Kopf hob und mir einen Blick zuwarf, mit dem man Glas hätte schneiden können.
    »Du bist gemein, Flora Fyrdraaca.« Wieder hustete der Junge, ein übles Geräusch, bei dem ich aus lauter Mitleid unwillkürlich selbst ein Kratzen im Hals verspürte.
    »Du bist nicht unser Butler«, sagte ich. »Mama hat unseren Butler verbannt.«
    Der Junge hob sein spitzes Kinn hoch in die Luft. »Ha! Ich bin ein Egregor der fünften Klasse – ich kann schwerlich verbannt werden! Buck hat zwar versucht, mich loszuwerden, aber weiter als hierher konnte sie
mich nicht verteiben, hierher in die Bibliotheca Major. Wenn sie mich gänzlich verbannt hätte, würde das Haus schon längst in Trümmern liegen.«
    Konnte dies wirklich Valefor sein, unser Butler? Meine Erregung wurde durch erhebliche Zweifel gedämpft. Egregore, also Wesenheiten, die von menschlichen Gedanken und menschlicher Willenskraft erschaffen wurden, wie zum Beispiel ein Faktotum – auch Butler genannt –, sind meines Wissens nach atemberaubend beeindruckend. Der Erzengel Bob, Faktotum der Sanctuary School, ist weit über zwei Meter groß und seine purpurroten Flügel flattern hinter ihm wie zwei riesige Flaggen. Der arme Furfur von Saeta House wird zwar von den unzähligen Höflingen und Kriechern des Warlords bis zur Erschöpfung überbeansprucht, aber er hat trotzdem den Kopf eines edlen Jagdhundes und ist immer piekfein gekleidet. Und obwohl Bilskinir House seit Jahren verschlossen ist, sagt man, dass der beharrliche Paimon riesengroß und durchscheinend sei, und immer hungrig. Dieser Junge aber sah ganz und gar nicht fantastisch aus, nur zerlumpt. Wenn er tatsächlich unser Butler war, dann machte er wohl schwere Zeiten durch, wie wir anderen in Crackpot Hall auch. Aber

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