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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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ihn sehr
traurig.
    Aber auch die Frage nach seiner Zukunft machte ihm zu schaffen.
Zwar hatte ihm dieser freundliche Major gerade vorhin versichert, dass der
Vergewaltigungsvorwurf gegen ihn bereits entkräftet und seine Unschuld bewiesen
war, aber seinen Karrieresprung konnte er trotzdem vergessen. Dem Bankvorstand
war ein geheimer Sünder allemal lieber als ein notorisch Unschuldiger, der
vorher in den Medien angepatzt worden war. Dass Mannsbart zu so etwas fähig
war, hatte er zunächst nicht glauben wollen. Aber wie es aussah, war dieser
Mensch tatsächlich ein Schwein, ein ganz mieser Opportunist, der sich offenbar
nicht scheute, auch über Leichen zu gehen. Man konnte halt in niemanden
hineinsehen.
    Da er seines Wissens nach
der einzige Erbe von Doris war, hatte er keinerlei finanzielle Probleme mehr
bis zu seinem Lebensende. Vielleicht sollte er irgendetwas unternehmen, was ihr
gefallen hätte und wo er mit ihrem Geld Gutes erreichen konnte. Früher hatte
sie sich immer vehement für junge Künstler eingesetzt und sie nach Möglichkeit
gefördert. Wie wäre es mit einem ›Doris-Garber-Stipendium‹ für begabte junge
Menschen aus Ländern, denen es nicht so gut ging wie jenen in der EU? Er musste
in Ruhe darüber nachdenken.
    Garber stand auf, um frisches Wasser für Tee aufzusetzen.
Gutenbrunner war hinter dem Haus, um etwas Holz für den Kamin zu holen. Bei den
Außentemperaturen würde sich der alte Herr sicher über ein Häferl heißen Tee
freuen, sobald er hereinkam.
    Der Banker blickte in die Dunkelheit hinaus. Das Leben auf
dem Lande hatte einen ganz besonderen Reiz. Diese Ruhe und Gelassenheit, die
die Natur vermittelte. Nicht, dass er immer hier leben wollte, aber vielleicht
sollte er sich später einmal, wenn das hier vorüber war, irgendwo auch so ein
kleines Häuschen zulegen. Für die Wochenenden und die Sommermonate. Das war
doch entschieden schöner, als sich in überfüllten Flugzeugen an ebensolche
Strände schippern zu lassen.
    Gleich nach Doris’ Beerdigung würde er beginnen, sich
umzusehen. Aber es konnte noch dauern, bis die Gerichtsmedizin die Leiche
freigab, hatte ihn Brandtner wissen lassen.
    Während er so vor sich hin sinnierte, bemerkte er, wie ein
Fahrzeug von der Hauptstraße ab und in die rund 300 Meter lange Zufahrt zu dem
Haus eingebogen war. Wie ihm Gutenbrunner für solche Fälle eingetrichtert
hatte, legte er sofort alles hin, stand auf und ging zu dem kleinen Teppich in
der Mitte des Raumes. Den hob er leicht an, wodurch sich die darunter
befindliche und mit dem Teppich fest verbundene Falltüre öffnete. Garber stieg
hinunter, griff sich die in einer Nische befindliche Taschenlampe, knipste sie
an und verkroch sich in einem hinter einem alten Kasten versteckten Verschlag.
    Franz Gutenbrunner hatte den nahenden Wagen natürlich auch
gehört und war rasch ins Haus geeilt. Er holte seinen Revolver hervor, steckte
ihn in den Hosenbund und zog den dicken Pullover darüber. Dann wartete er, bis
es an der Tür klopfte.
    »Wer ist da?«, rief Gutenbrunner hinaus.
    »Ich bin von der Potht und habe ein Eilpaket abthugeben«,
antwortete der Mann vor der Türe.

     
    *
    Das Paar
näherte sich dem Markt auf dem Sonnbergplatz und strebte direkt dem Punschstand
der ›Caracals‹ zu. Ollie, Vally und Wilma, die etliche durstige Kehlen zu
betreuen hatten, erblickten Palinski und seine Begleiterin erst, als die beiden
bereits direkt an der Bude standen. Die Reaktion der drei Frauen hätte nicht
unterschiedlicher sein können. Ollie lachte los, dass sich die imaginären
Balken bogen. Sie wusste Bescheid, hatte nichts verraten und genoss die
Situation daher umso mehr. Vally wieder hatte die dunkle Schöne an Palinskis
Seite auf die Schnelle mit einer Freundin ihres Bruders verwechselt. Sie
stammelte: »Vanessa, was machst du denn hier«, ehe sie ihren Irrtum bemerkte
und betreten lächelnd wieder schwieg.
    Wilma stand der Schreck förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie
hatte sich zwar gewünscht, Mario wiederzusehen, aber auf diese, diese …
Tussi hätte sie gut verzichten können. Ärgerlich blinzelte sie Mario an. »Was
soll das?«
    »Ich wollte dir nur meine neue Freundin vorstellen«, er hatte
Probleme damit, nicht laut loszuprusten. »Das ist ›Axel‹, sie schläft
vorübergehend im Büro.«
    Wilma blickte ›Axelin‹ genauer an, vielmehr den deutlichen
Anflug von Bart am Kinn und über der Oberlippe.
    »Aber Sie kenne ich

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