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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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doch«, entfuhr es ihr jetzt, »Sie sind
doch der Zahnarzt auf der Nebenstiege. Entschuldigen Sie, dass ich Sie so
anstarre, aber ich habe noch nie einen Transvestiten aus der Nähe gesehen.«
    »Aber …«, wollte Dr. Rossbach mit normaler Stimme
erwidern …
    »Nein, nein, ich finde es toll, dass Sie sich offen dazu
bekennen«, kam sie ihm zuvor. Das nun einsetzende allgemeine Gelächter konnte
sie damit aber nicht verhindern. Im Gegenteil.
    »Ehe ich noch in falschen Verdacht gerate«, warf Mario rasch
ein, »darf ich dir die Sache erklären.«
    Wenige Sekunden später waren sämtliche Missverständnisse
beseitigt worden, und Palinski spürte das erste Mal in diesem Jahr so etwas wie
weihnachtliche Gefühle aufkommen. Nun stand einem schönen und vor allem
gemeinsamen Abend mit Wilma nichts mehr im Wege.
    Man sollte sich aber nie zu früh freuen, denn oft
entwickelten sich die Dinge anders als man dachte. Das konnte mit einem
harmlosen Telefongespräch beginnen, wie jenem, das sich eben mit einer
polyfonen Version der Arie der ›Königin der Nacht‹ ankündigte.
    Es war Brandtner, der völlig fassungslos war. »Gutenbrunner
ist angeschossen und schwer verletzt worden. Er befindet sich im Spital in
Klosterneuburg.« Seine Stimme überschlug sich fast. »Die Ärzte sind nicht
sicher, ob er durchkommen wird. Und Garber ist verschwunden. Können Sie
versuchen, Wallner zu erreichen? Und es würde mir sehr helfen, wenn Sie nach
Klosterneuburg kämen. Ich bin im Krankenhaus.«

     
    *

     
    Dank eines offenen Kamintürls war Garber
zumindest akustisch Zeuge dessen geworden, was sich in dem Raum über ihm
abgespielt hatte. Zunächst hatte Franz Gutenbrunner beharrlich bestritten, dass
außer ihm noch jemand im Hause war. »Thie lügen«, hatte eine fremde männliche Stimme
behauptet. »Ich frage Thie jettht nur noch ein Mal, wo itht der Mann?«
    Dann hatte der Banker nur mehr zwei klatschende Schläge
gehört, ganz so, als ob sich beide geohrfeigt hätten. Oder einer der beiden den
anderen zweimal. Dann waren zwei Schüsse zu hören gewesen, und ein Körper war
zu Boden gefallen. Die fremde Stimme hatte gerufen: »Scheithe, ich bin
verletzt!« Da hatte der Banker gewusst, dass es seinen Hausherrn erwischt haben
musste.
    Als Nächstes hatte er gehört, wie der Fremde zur Türe
gegangen war und geschrien hatte: »Tatjana, schwing deinen Arsch herein. Wir
müththen den Kerl finden, er muth doch irgendwo thein.«
    »Ich komme schon«, hatte eine tiefe weibliche Stimme
geantwortet. »Aber sei bitte nicht immer so ordinär.« Ein astreiner Alt, war es
dem Opernfan Garber durch den Kopf gegangen. Komisch, was einem in
Extremsituationen so alles auffiel.
    »Du bist ja verletzt«, hatte der Banker die Frau noch sagen
gehört, aber der Mann mit dem Sprachfehler hatte sie beruhigt. »Thieht
schlimmer auth, alth eth itht, nur ein Kratther an der Schulter. Den verbinden
wir nachher.«
    Dann hatten die beiden noch etwa 15 Minuten das ganze Haus
abgesucht, aber nichts mehr gesprochen. Garber hatte nur die gelegentlichen
Flüche des ›Th-Mannes‹ gehört. Dann war die Türe zugeschlagen worden, und es
war wieder still gewesen.
    Zehn Minuten später hatte sich der Direktor aus seinem
Versteck gewagt. Oben im Zimmer hatte er den schwerverletzten Gutenbrunner
vorgefunden, bewusstlos, aber mit erfreulich regelmäßigem Puls. Gott sei Dank
hatten sich die beiden Täter nicht auch am Telefon vergriffen, sodass Garber
keine Probleme hatte, die Polizei zu verständigen. Dann war er in den Anorak
geschlüpft, hatte die festen Schuhe angezogen und war in den Wald gerannt.
Sicher war sicher, man konnte ja nicht wissen, ob die beiden Wahnsinnigen nicht
noch einmal zurückkamen.
    Jetzt, etwas mehr als eine Stunde später, gewann die Kälte
Oberhand gegenüber der Vorsicht. Langsam ging er zurück zu dem Haus, vor dem
schon zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei warteten. Im Hause angelangt, stellte
er sich dem Leiter der Spurensicherung vor und machte ihn darauf aufmerksam,
dass auch der Täter verletzt sein musste. Dann bat er ihn, Major Brandtner
anzurufen.

     
    *

     
    Spät in der Nacht traf Palinski mit Brandtner, Wallner
und Hans Garber in seinem Büro ein.
    Wilma war nicht sehr erfreut gewesen, dass sie ihn gleich
wieder ›verloren‹ hatte, nachdem er ihr gerade erst wieder ›zugewachsen‹ war.
Aber sie hatte Verständnis gehabt. In wenigen Tagen war das alles ohnehin vorüber.
    Im

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