Florentinerpakt
war wirklich klasse, fand nicht nur ihr Mann. Nachdem
sich die durch Margits Ankunft entstandene Unruhe gelegt hatte, nahm sie den
Faden genau wieder dort auf, wo sie ihn vor einigen Minuten abgelegt hatte.
»Auch dazu wird die Psychologin sicher einiges sagen können.«
Sie meinte damit die wechselnden, möglicherweise von der Anzahl der Täter
abhängigen Tatmuster.
»Abgesehen davon, ergibt sich jetzt ein ganz konkretes
Problem. Nachdem sich die ›Sieben‹ auf zwei reduziert haben, sind die beiden
Überlebenden, also die Herren Rossbach und Garber, zwar noch grundsätzlich
verdächtig.« Das war den beiden bisher offenbar gar nicht bewusst gewesen, denn
sie blickten verdutzt, ja betreten zu Franca und den anderen Kriminalisten.
»Aber«, fuhr Frau Wallner fort, »ich glaube, aufgrund der jüngsten Erfahrungen
können die beiden Herren als Täter faktisch ausgeschlossen werden.«
Die ›beiden Herren‹ wirkten erleichtert und waren sowieso
dieser Meinung, aber auch die anderen schlossen sich, selbst nonverbal deutlich
erkennbar, dieser Einschätzung an.
»Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass die Frage ›Welcher
der ›Sieben‹ möchte den Koffer und seinen Inhalt ganz für sich allein haben‹
nicht mehr aktuell ist. Wie muss die richtige Frage jetzt aber lauten?«
Das war der entscheidende Punkt. Sie standen eigentlich
wieder ganz am Anfang.
Garber, dem die Sache mit der ›Siebener-Tontine‹ total
entfallen und erst im Laufe des nächtlichen Gespräches wieder in Erinnerung
gerufen worden war, wie er zumindest glaubwürdig versicherte, wollte zunächst
noch etwas anderes wissen. »Kannst du dich erinnern«, er wandte sich an
Rossbach, »was mit diesem Koffer eigentlich geschehen soll, falls keiner von
uns Anspruch darauf erhebt?«
Rossbach runzelte seine
Stirne. »Ich kann mich dunkel erinnern, dass der Vertrag den Notar in diesem
Fall ermächtigt, den Koffer bzw. seinen Inhalt zu verwerten, noch offene
Gebühren vom Erlös einzubehalten und den Rest einer karitativen Einrichtung zur
Verfügung zu stellen. Welcher, kann er sich aussuchen, glaube ich.«
Während die Gruppe weiter vor sich hin grübelte, betrat
Margit wieder den Raum und reichte Palinski ein Schreiben. »Ich glaube, wir
sollten diese Geschichte endgültig vergessen«, kommentierte sie. »Das sind doch
alles nur Ausreden. Ich habe den Eindruck, er lässt nichts unversucht, um zu
verhindern, dass wir uns das Haus ansehen. Sieht aus, als ob etwas damit nicht
in Ordnung ist.«
Mario hatte das Schreiben überflogen und nickte. »Ja, schreib
ihm, er kann uns gernhaben. Aber etwas diplomatischer.« Dann verließ Margit
wieder das Büro, nicht ohne ›Fink‹ einen kurzen Blick zuzuwerfen, wie Palinski
beobachtet zu haben glaubte.
»Ich denke, Frau Waismeier hat deine Frage gerade unbewusst
beantwortet«, meinte Helmut Wallner zu seiner Frau. »Wenn es nicht darum geht,
den Koffer und seinen Inhalt für sich allein zu bekommen, dann geht es
vielleicht um das genaue Gegenteil.« Gespannt starrten alle auf Wallner.
»Vielleicht möchte jemand um jeden Preis verhindern, dass auch nur einer der
›Sieben‹ den Koffer bekommt oder einen Blick hineinwirft.«
»Aber warum sollte das jemand tun?«, wunderte sich Palinski.
Die etwas naiv wirkende Frage war aber kniffliger zu beantworten, als man
annehmen sollte. Nach einigen Minuten konzentrierten Nachdenkens war es dennoch
so weit. Und diesmal war es einer der beiden ›Siebener‹, der den entscheidenden
Input brachte.
»Da gibt es eigentlich nur eine einzige logische Antwort
darauf und damit auch nur eine Handvoll Personen, die als Täter infrage
kommen«, meinte Hans Garber und entwickelte eine äußerst interessante, vor
allem aber logische Theorie.
*
Der Täter und seine Komplizin kannten sich schon
jahrelang. Sie hatte mit ihrem Studium eben erst begonnen, als er sich bereits
auf seine abschließenden Prüfungen vorbereitet hatte. Kennengelernt hatten sich
oder besser aufeinandergetroffen waren die beiden in der Mensa, als er
gestolpert war und ihr Fruchtsalat und Kakao relativ gleichmäßig über Pulli und
Jeans verteilt hatte.
Zunächst war Tatjana stocksauer gewesen, aber die
verzweifelten Bemühungen des um fünf Jahre älteren Mannes hatten sie rasch
versöhnt. Vor allem hatte es ihr sein, wie sie fand, entzückender Sprachfehler
angetan. Sie konnte bis heute nicht verstehen, wie man sich über diese sanfte
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