Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
Vom Netzwerk:
meinte Dr. Linsinger. »Das kann sich auf
die verschiedensten Arten manifestieren. Als eine Art Wettstreit, wer cleverer
ist. Auch, dass einer den anderen hineintheatert, also ihm einen Streich
spielt. Natürlich in der Hoffnung, dass der andere rechtzeitig draufkommt und
den Fehler gar nicht begeht oder zumindest wieder korrigiert.«
    Sie nahm wieder einen Schluck Wasser zu sich. »Trockene Luft
hier, Chefinspektor«, meinte sie, »Sie sollten sich einen Luftbefeuchter
zulegen.«
    Also hatte sich sein Karrieresprung auch schon hier
herumgesprochen, ging es Wallner durch den Kopf. Was letztlich auch kein Wunder
war, immerhin ging die Beförderung ja auch von hier aus.
    »Das eröffnet natürlich auch Chancen, dass die beiden Fehler
machen«, knüpfte Dr. Linsinger an ihren letzten Gedanken an. »Und dass Sie sie
bei so einer Gelegenheit erwischen.«
    »Ist anzunehmen, dass die
Sache mit Ablauf der morgigen Fallfrist erledigt sein wird?«, wollte Palinski
jetzt wissen. »Oder müssen Garber und Rossbach auch nächste Woche oder in zwei
Monaten noch damit rechnen, erschossen oder sonst wie ins Jenseits befördert zu
werden? Von unserem Täter, meine ich natürlich.«
    »Gute, vor allem wichtige Frage«, lobte die Psychologin, und
Mario freute sich über das Lob wie ein Taferlklassler. Na ja, dachte er,
schließlich hatte sie es ja studiert. »Das kommt ganz auf das zugrunde liegende
Motiv an. Falls der Täter den Koffer oder seinen Inhalt als Bedrohung empfunden
hat und diese Bedrohung nach dem 22.12. nicht mehr existiert, dann wird nichts
mehr zu befürchten sein. Falls er die ›Sieben‹ dagegen als eine Art Todesliste
ansieht, die es nach guter Samurai-Tradition abzuarbeiten gilt, egal, was sonst
passiert, dann gute Nacht.«
    Es beutelte sie bei dem
Gedanken. »Und das gilt auch unabhängig von den beiden konkreten Herrn. So ein
Mensch könnte unter Umständen Spenden an den Tierschutzverein als persönliche
Bedrohung auffassen und beginnen, alle Spender umzubringen. Oder er hört
Stimmen, die ihm den Auftrag geben, alle Spieler des FC Haudrauf zu
eliminieren. Weil sie den Rasen im Stadion kaputt machen.« Sie schüttelte
bedauernd den Kopf. »Wir wissen viel zu wenig von diesem Menschen und müssen
daher nach wie vor mit allem rechnen. Am sichersten wird es sein, Sie stellen
den Kerl und seine Freundin so rasch wie möglich und lassen die beiden einmal
gründlich untersuchen.«
    Der gute, alte Binsen lebe hoch, dachte Palinski, die letzten
Weisheiten der Frau Doktor waren wahrhaftig inspirierend gewesen.
    Wallner dankte der Psychologin für ihre bemerkenswerten
Ausführungen und betonte, wie wichtig diese für die aktuellen Ermittlungen
waren. Dann wandte er sich an die übrigen Anwesenden und fragte ihre Meinungen
dazu ab.
    »Wenn ich das richtig verstanden habe«, meinte Palinski,
»dann schränkt das Profil in Verbindung mit dem erforderlichen Insiderwissen
die Zahl der infrage kommenden Personen sehr stark ein.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Mario.« ›Fink‹ Brandtner
schloss sich der Einschätzung an, ging aber noch ein Stück weiter. »Ich habe
auch schon einen ganz konkreten Verdacht und eine Idee, wie wir in der Sache
weiter vorgehen sollten.«

     
    *

     
    Nachdem Anni Enigler den ganzen Tag vergeblich
versucht hatte, Palinski zu erreichen, hatte sie beschlossen, nach
Arbeitsschluss ganz einfach im ›Institut für Krimiliteranalogie‹ vorbeizuschauen.
Sie wollte endlich ihre Beobachtungen von heute Morgen weitergeben, ebenso wie
den Kugelschreiber mit den neuerlichen Fingerabdrücken des zweiten Bankräubers.
Falls er es tatsächlich auch gewesen sein sollte.
    Florian Nowotny, dem die engagierte Lady schon gestern bei
ihrem ersten Besuch aufgefallen war, hörte sich ihre Geschichte ausführlich an
und nahm das Beweisstück Kugelschreiber entgegen. Nachdem er ihr im Namen
Palinskis, der Wiener Polizei und des österreichischen Rechtswesens gedankt und
ihr zugesichert hatte, sie auf dem Laufenden zu halten, stand sie auf und
wollte gehen.
    Just in diesem Augenblick kam Hans Garber, der, Langeweile
bedingt, ein ausführliches Nickerchen gemacht hatte, ins Büro.
    »Hans, was machst du denn hier?« Frau Enigler war echt
erstaunt, ihren Chef hier anzutreffen. Fast musste man ja schon sagen,
ehemaligen Chef, denn: »Der Vorstand hat dich bis zur Klärung der Vorwürfe vom
Dienst suspendiert. Keiner von uns glaubt, dass an der

Weitere Kostenlose Bücher