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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Vergewaltigungsgeschichte etwas dran ist, aber du weißt ja, wie unsere Herren
und Meister so sind.«
    Garber schüttelte müde den Kopf. »Da rackerst du dich
jahrelang ab für das Unternehmen, die vielen unbezahlten Überstunden und die
Wochenenden auf Seminaren, statt mit deiner Frau glücklich zu sein. Und dann
schüttet dich irgendjemand mit Dreck an, und das reicht, um dich aus purer
Vorsicht aus dem Verkehr zu ziehen. Und dich damit für alle Zeiten zu
brandmarken.«
    Frau Enigler war aufgestanden und strich ihrem Chef
mitfühlend über die Haare. »Es wird schon wieder werden, Hans, es wird schon
wieder werden«, murmelte sie fast gebetsmühlenartig.
    »Es ist schon ausgestanden«, teilte ihr Garber jetzt mit.
»Die Frau hat schon gestanden, dass sie mich fälschlich beschuldigt hat. Sie
hat 1.500 Euro dafür bekommen, um mich anzupatzen. Und weißt du, wer für dieses
Mobbing verantwortlich ist? Da wirst du nie draufkommen.«
    »Wenn du mich so fragst und Mobbing im Spiel ist, würde ich
auf Mannsbart tippen«, meinte Anni Enigler und versetzte Garber in großes
Erstaunen.
    »Das ist richtig«, bestätigte er, »aber wie bist du bloß auf
diesen Mistkerl gekommen?«
    »Erstens ist der Kollege krankhaft ehrgeizig und ausreichend
skrupellos«, erläuterte sie. »Vor allem aber hat er Winsberger, du weißt, den
Zweitplatzierten aus dem Besetzungsvorschlag, erpresst und dazu gebracht, seine
Bewerbung zurückzuziehen. Aber da sind sie ihm draufgekommen und haben ihn
fristlos
hinausgeschmissen. Ist heute Mittag bekannt geworden. Mir tun bloß die beiden
Kinder leid.«
    »Schade«, meinte Garber, »ich habe mich schon so gefreut,
dass er wegen der Sauerei, die er mir angetan hat, fliegen wird. Ich stehe
übrigens auch nicht mehr für diese Position zur Verfügung. Ich habe mich
entschlossen, zu kündigen.«
    »Ja, und was willst du in Zukunft machen? In deinem Alter
findest du doch kaum mehr einen Posten. Und schon gar keinen so guten.«
    »Geld ist nicht mein Problem«, meinte der Ex-Banker, »sondern
Lebensqualität. Da habe ich einiges nachzuholen und noch eine Menge vor.«

     
    *

     
    Der ›Wurzbacher‹ in Grinzing war einer der
schönsten und nobelsten Heurigen in Wien. Na gut, ganz stimmte das so nicht,
der ›Wurzbacher‹ war eigentlich ein Heurigenrestaurant und schon allein wegen
der Qualität seiner Küche einen Besuch wert. Natürlich hatte das alles auch
seinen Preis, aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis war in Ordnung. Also echt.
    Die altehrwürdigen, gediegen bis exquisit eingerichteten
Räumlichkeiten waren hervorragend für kleinere oder auch größere private
Veranstaltungen geeignet und wurden sehr gerne dafür benutzt.
    Helmut Wallner hatte für
seine Ausstandsparty den ›Alten Stadl‹ gewählt, einen riesigen Raum, in dem
mindestens 200 Leute Platz fanden. Das Einzige, wovor sich der unerschrockene
Kriminalist fürchtete, war, dass die rund 350 eingeladenen Gäste wirklich alle
kamen. Und das möglicherweise auch noch zur gleichen Zeit.
    Aufregend war auch die Liste der Prominenten, die ihr Kommen
zugesagt oder zumindest in Aussicht gestellt hatten. Allen voran wollte es sich
Innenminister Dr. Fuscheé nicht nehmen lassen, dem zukünftigen Chefinspektor
persönlich die Ehre zu geben. Dann waren da noch der Bürgermeister, zwei seiner
Vizes, einige Stadt- und Gemeinderäte, der umtriebige Altbürgermeister und
seine Romy und der Bezirksvorsteher an der Spitze einer Kohorte hungriger und
durstiger Bezirksgrößen.
    Weiters wurden natürlich auch die Spitzen und Zacken der
Wiener und der Bundespolizei sowie anderer befreundeter Dienststellen wie
Feuerwehr und Rettungsdienste erwartet. Dazu noch eine nicht abschätzbare Menge
von mehr oder weniger bekannten Freunden, Verwandten und sonstigen Originalen.
    Ja, selbst das Fernsehen war auf seiner ewigen Suche nach
nachrichtenwürdigen Ereignissen auf Wallners Event gestoßen und hatte eine
kurze Meldung in den Abendnachrichten platziert. Mit dem Hinweis, am nächsten
Tag in den Lokalnachrichten ausführlich über den Abschied des verdienstvollen
Kriminalbeamten aus Döbling zu berichten.
    Kurz vor 19.30 Uhr setzte der Zustrom der Gäste ein,
und nur eine halbe Stunde später wirkte der Raum voll besetzt.

     
    *

     
    Auch Winnie und Tatjana hatten die
Abendnachrichten im Fernsehen gesehen und damit auch die Kurzmeldung über
Wallners Fest vernommen.
    »Tüchtiger Mann«, murmelte Winnie

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