Florentinerpakt
in einem großen Schneehaufen geendet hatte,
hatte Wilma mit einem liebevoll-resignierenden »So ein alter Depp« kommentiert.
Und Margit Waismeier hatte ihr mit einem
freundschaftlich-respektlosen »Er ist manchmal halt ein Riesenkasperl, aber ein
ganz lieber« sekundiert.
Alles in allem war es doch ein sehr netter Abend gewesen,
fand Palinski und nuckelte an seinem zweiten Cappuccino.
*
Dr. Franz Jacomi telefonierte eben mit dem Hotel
in Saalbach, in dem er seit Jahren Weihnachten und die darauffolgende Woche bis
zum neuen Jahr verbrachte. Er besuchte das Haus in der Hinterglemm bereits seit
einem Vierteljahrhundert und gehörte schon so gut wie zur Familie. Wie sehr,
wussten nur die Frau des Hoteliers und der Notar selbst. Ob und wann sie ihren
zweiten Sohn über die Person seines biologischen Vaters aufklären würde, das zu
entscheiden, hatte sich Erna Nageller ganz allein vorbehalten. Aber je mehr
Zeit verging, desto schwerer fiel es ihr, Ferdinand die Wahrheit zu sagen.
»Guten Morgen, Erna!« Endlich hatte Jacomi die gewünschte
Gesprächspartnerin erreicht. »Wie ist das Wetter bei euch?«
Das war gut, ja hervorragend, aber Erna war in Eile.
Wenn man sich so lange kannte, spürte man das. So beschloss der Notar, sich auf
das Wesentliche zu beschränken. »Ich komme wahrscheinlich doch schon heute Nachmittag
aus Wien weg und kann so gegen 20 Uhr bei euch sein. Geht das mit dem
Zimmer in Ordnung?«
»Jo mei, Fronz«, meinte die Wirtin, »fia di hamma do imma no
a Platzl ghobt.« Sie kicherte gerade das für sie so typische Kichern, als Dr.
Erwin Jacomi das Büro seines Onkels betrat.
»Also dann bis später«, der Seniorpartner würgte das Gespräch
ab und legte auf. »Fährst du jetzt los?«, wollte er dann von seinem Neffen
wissen.
Der nickte mit dem Kopf. »Ja, ich fahre jetzt, damit ich
rechtzeitig wieder zurück bin. Die Kunden kommen um 11 Uhr?«
»Ja, Dr. Rossbach und Direktor Garber haben sich für
11 Uhr angekündigt und bringen noch einen Sicherheitsmann mit«,
bestätigte Dr. Franz. »Angeblich hat es in den letzten Tagen einige
Ungereimtheiten in Zusammenhang mit der ›Siebener-Tontine‹ gegeben. Hast du
etwas davon gehört?«
»Ich? Nein, ich habe keine
Ahnung.« Dr. Erwin deutete einen militärischen Gruß an. »Ich bin dahin.«
Dann holte er aus seinem Büro noch eine dieser großen,
schmalen Taschen, die zum Transport von Bildern, Skizzenblöcken oder Ähnlichem
dienten, und verließ das Büro, um zur ›Safe and Deposit‹ am Handelskai zu
fahren, wo die Kanzlei ein Tresorabteil gemietet hatte. Für aufzubewahrende
Wertgegenstände, die zu groß und sperrig für den Safe in der Kanzlei waren.
»Da hat der Junior wahrscheinlich wieder irgendwo günstig
eine Grafik abgestaubt«, meinte die Chefsekretärin zu ihrer Kollegin.
»Ththth«, meinte diese, und beide lachten.
*
Palinski hatte eben noch mit Wallner
telefoniert, der mit Brandtner und den beiden Überwachungsteams dabei war, in
Stellung zu gehen.
»Wir müssen in zehn Minuten los«, informierte er Garber und
Rossbach, die noch einträchtig beim Kaffee saßen.
Ȇbrigens habe ich eben die neuesten Untersuchungsergebnisse
erhalten. Die Kugel, mit der Gutenbrunner angeschossen worden ist, ist
ebenfalls eine 9 mm. Genau wie die, mit denen die Dudeks und Rutzmann
getötet worden sind«, betonte Palinski. »Es ist auch so gut wie sicher, dass
immer dieselbe Waffe im Spiel gewesen ist. Das kann aber nur ein Schusstest
beweisen, und für den brauchen wir die Waffe.«
Dank Anni Eniglers
Initiative stand jetzt auch eindeutig fest, dass der zweite Weihnachtsmann,
der, dem die Flucht gelungen war, identisch mit dem Mann war, der die
Gasleitung in Garbers Haus, also in seinem ehemaligen Haus, manipuliert hatte.
»Einige Abdrücke auf der Leitung im Keller haben die Explosion Gott sei Dank
überlebt. Aber auch auf der Plastikflasche mit dem Brandbeschleuniger waren
Fingerprints.«
Dieselben Fingerabdrücke waren aber auch im Wagen gefunden
worden, mit dem Magister Blum ›verunglückt worden war‹, ebenso auf dem
Fläschchen mit ›Aconitum‹.
»Das beweist, dass nicht nur die falsche Krankenschwester,
sondern auch der ›Lispler‹ das Gift in der Hand gehabt haben muss. Gut, dass
das Schwein nichts von Handschuhen zu halten scheint.«
Eine Viertelstunde später brachen die drei Männer auf, um
pünktlich um 11 Uhr in der Notariatskanzlei Jacomi &
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