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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Palinski.
Zunächst waren insgesamt neun Notarztwägen notwenig gewesen, um 23 mehr oder
weniger fest schlafende Gäste von Wallners Party zur Untersuchung und
Beobachtung ins AKH zu bringen. Dann waren die diensthabenden Kollegen von der
Spurensicherung angerückt, um zu sehen, ob und welche forensischen Beweise sich
für das, was hier geschehen war, finden ließen.
    Und last, but not least war dann, sozusagen als krönender
Höhepunkt eines einmaligen Abends, auch noch Inspektor Musch aufgetaucht, um
die wenigen Gäste, die sich nicht mehr wohlgefühlt und daher hatten gehen
wollen, am Verlassen der Lokalität zu hindern. Mit Müh und Not konnte der
sonderbare Kriminalbeamte daran gehindert werden, den ihm unbekannten
Gemeinderat Helmberger und seine Gattin zu verhaften, weil sie sich einer spontanen
Befragung in der Grinzinger Allee widersetzt hatten.
    Während also rundum
geamtshandelt wurde, dass St. Bürokratius seine Freude daran gehabt hätte,
einigten sich Wallner und die Spitzen der Polizei darauf, den Vorfall bis auf
Weiteres als etwas aus dem Ruder gelaufenen ›Abschiedsscherz‹ einiger Kollegen
zu behandeln, um unnötige Ausweitungen und Spekulationen in der Öffentlichkeit
zu verhindern. Dann wurde weiter gefressen und getschechert, was das Zeug
hielt.
    Am späten Abend waren noch drei weitere Personen
eingeschlafen, allerdings nicht aufgrund chemischer Einwirkungen, sondern
ausschließlich dank des süffigen Heurigen.
    Am lustigsten hatte
Palinski allerdings die Szene gefunden, als Musch Hans Garber unter den Gästen
an Wallners Tisch entdeckt und seine Chance gesehen hatte. Dieser Unglücksfall
eines Kriminalbeamten hatte sich doch tatsächlich vor dem Ex-Banker aufgebaut,
ihn scharf fixiert und mit den forschen Worten »Herr Garber, ich verhafte Sie
wegen des dringenden Verdachtes, in der Nacht von 17. auf
18. Dezember eine Frau vergewaltigt zu haben. Bitte folgen Sie mir!«, zur
allgemeinen Heiterkeit beigetragen. Auch Wallner und Brandtner hatten den
Auftritt zunächst für einen missglückten Versuch Muschs gehalten, etwas
Lustiges zur Gestaltung des Abends beizutragen.
    Als der Inspektor aber Handschellen herausgeholt und diese
Garber unbedingt auch hatte anlegen wollen, war Helmut Wallner schließlich der
Kragenknopf geplatzt.
    »Jetzt ist aber genug, Musch«, donnerte er seinen Nachfolger
an. »Die Anschuldigung gegen Herrn Garber ist längst entkräftet, wie Sie
eigentlich auch schon bemerkt haben müssten. Gegen die anderen Beteiligten
läuft bereits eine Untersuchung wegen Falschaussage und Anstiftung zu
beziehungsweise Vortäuschen einer Straftat. Also entweder Sie geben jetzt Ruhe,
setzen sich zu uns und trinken etwas, oder Sie haben morgen eine
Dienstaufsichtsbeschwerde am Hals, die Sie Ihr Leben lang nicht vergessen
werden.«
    »Aber Garber hat sich der Verfolgung entzogen«, hatte
der kleine Reflexbeißer aufbegehrt, »und dafür werde ich ihn …«
    »Kusch, Musch«, war dann plötzlich von einem Tisch weiter
hinten zu hören gewesen. Wer diesen Beitrag zu verantworten hatte, hatte später
nicht mehr festgestellt werden können.
    »Das trifft nicht zu«, nun hatte sich auch Major Brandtner in
den Diskurs eingemengt. »Herr Garber war die ganze Zeit über in meinem
Gewahrsam, als wichtiger Zeuge in einem Mordfall. Also, Herr Musch, nehmen Sie
Platz oder Sie bekommen auch noch eine Beschwerde vom LK Niederösterreich an
den Hals, die sich gewaschen hat.«
    Musch hatte zunächst noch trotzig vor sich hingeblickt. Dann
hatte er resignierend mit den Achseln gezuckt, sich gesetzt und ein Glas Wein
genommen.
    »Aber das nächste Mal kommen Sie damit nicht durch, Garber«,
hatte er dann noch unbedingt loswerden müssen, was mit einem neuerlichen
»Kusch, Musch« quittiert worden war.
    Dieses Mal allerdings schon vierstimmig.
    Später war Palinski von einer ungeheuren Lebenslust erfüllt
worden, wahrscheinlich eine Reaktion auf das nicht ungefährliche Erlebnis am
Vormittag. Es war wohl so wie nach einer mittelalterlichen Schlacht, als die
Überlebenden feierten, als wär’s ihr letzter Tag. Zumindest stellte sich Mario
dieses Gefühl so vor.
    Zweifellos war gestern
aber auch ein gewisser Alkoholmissbrauch verantwortlich für sein ausgelassenes
Treiben gewesen. Seinen plötzlichen Versuch, mit zwei jungen Mitarbeiterinnen
des Bundeskriminalamts im Hof des Heurigen Kasatschok zu tanzen, der für die
drei schließlich kindisch kichernd

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