Flossen weg
gesehen, seit ich wieder da bin. Ich war doch bis vor ein paar Stunden weg.«
»Na, dann gehörte es von Anfang an zum Plan: Soll Amy den Biologen dazu verleiten, dass er bleiben will?«
»Nate, sieh mich an.« Sie nahm sein Kinn in die Hand und sah ihm offen in die Augen. »Ich bin aus freien Stücken hergekommen, ohne Anweisung von Ryder oder sonst wem. In Wahrheit weiß niemand, wo ich bin, außer vielleicht das Goo – da kann man nie sicher sein. Ich bin hergekommen, um dich zu sehen, ohne Maskerade, ohne Rollenspiel.«
Nate machte sich von ihr los. »Und du dachtest nicht, dass ich wütend wäre? Und was war das mit dieser ›Guck mal, wie knackig ich bin‹-Nummer?«
Sie senkte den Blick. Verletzt, dachte Nate. Oder sie spielte die Verletzte. Es würde keinen Unterschied machen, ob sie gleich weinte oder nicht. Er konnte sie nicht trösten.
»Ich wusste, du würdest wütend werden, aber ich dachte, du kommst vielleicht darüber hinweg. Ich wollte mich nur offenherzig geben. Tut mir Leid, wenn ich es nicht so gut beherrsche. In einer Stadt unter dem Meer kann man so was nicht sehr oft üben. Ehrlich gesagt, ist der Männermarkt hier in Gooville etwas mau. Ich wollte nur sexy tun. Ich habe nie gesagt, ich wäre ein gutes Flittchen.«
Nate nahm ihre Hand und tätschelte sie. »Nein, du bist ein prima Flittchen. Das wollte ich damit nicht sagen. Ich habe nicht deine … äh, Flittchenhaftigkeit bezweifelt. Ich habe nur deine Aufrichtigkeit in Frage gestellt.«
»Aber, ich war aufrichtig. Ich mag dich wirklich. Ich bin hierher gekommen, um dich zu sehen, um bei dir zu sein.«
»Ehrlich?« Was war die biologische Analogie dazu? Ein Schwarze-Witwe-Männchen, das auf das Weibchen reinfällt, obwohl es instinktiv weiß, was passieren wird. Das tief in seiner DNS weiß, dass sie ihn töten und fressen wird, sobald sie sich gepaart haben, aber darüber würde er sich später Gedanken machen. Und immer wieder hat Mr. Schwarze Witwe seine dämlichen, sexsüchtigen Gene an die nächste Generation dämlicher, sexsüchtiger Männchen weitergegeben, die auf den immer gleichen Trick reinfiel. So entspinnt sich ein nettes Gespräch: Interessanter Name, Schwarze Witwe. Wie sind Sie dazu gekommen? Erzählen Sie mir von sich. Ich? Ach, ich bin nur ein einfacher Bursche. Ich bin von meinem männlichen Wesen dazu verdammt, meiner kleinen Spinnen-Libido ins Nirwana zu folgen. Sprechen wir doch von Ihnen. Ich liebe die rote Sanduhr auf Ihrem Hinterteil.
»Ehrlich«, sagte Amy. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hob seine Hand an ihre Lippen und küsste sie sanft.
»Amy, ich möchte nicht hier bleiben. Ich bin nicht … ich möchte … ich bin zu alt für dich, selbst wenn du keine niederträchtige, verlogene, destruktive –«
»Okay.« Sie hielt seine Hand an ihre Wange.
»Was meinst du mit ›okay‹?«
»Du musst nicht hier bleiben. Aber darf ich heute Nacht bei dir bleiben?«
Er riss seine Hand zurück, aber sie hielt seinem Blick stand. »Dafür muss ich noch um einiges betrunkener sein«, sagte er.
»Ich auch.« Sie ging zu dem unheimlichen Kühldings hinüber. »Hast du noch mehr Wodka?«
»Da ist noch eine Flasche in diesem Ding – diesem anderen Ding, vor dem ich mich fürchte.« Er erwischte sich dabei, wie er ihren Hintern betrachtete, während sie die Flasche suchte. »Du hast ›okay‹ gesagt. Willst du damit sagen, dass du einen Weg nach draußen weißt?«
»Halt den Mund und trink. Willst du trinken oder quatschen?«
»Das ist nicht gesund«, bemerkte Nate.
»Danke, Dr. Erbsenzähler«, sagte Amy. »Schenk ein.«
»Hübsche, rote Sanduhr.«
»Bitte?«
In seinem Bungalow, unten in Papa Lani, saß Clay auf dem Bett, mit dem Kopf in den Händen, während ihm Clair die Verspannung aus den Schultern knetete. Er hatte ihr die Geschichte der Komischen Alten erzählt, und sie hatte schweigend zugehört und nur ein paar Fragen gestellt.
»Also glaubst du ihr?«, fragte Clair.
»Ich weiß überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll. Aber ich glaube, sie glaubt, dass sie die Wahrheit sagt. Sie hat uns ein Boot angeboten, Clair. Ein Schiff. Sie hat angeboten, uns ein Forschungsschiff zu kaufen, eine Mannschaft anzuheuern und sie zu bezahlen.«
»Wieso?«
»Um Nate und ihren James zu finden.«
»Ich dachte, sie ist pleite.«
»Sie ist nicht pleite. Sie ist stinkreich. Ich meine, das Schiff wird gebraucht sein, aber … ein Schiff! Das geht immer noch in die Millionen. Sie möchte, dass ich eins
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