Flossen weg
Straße bereit, sobald der Stuhl hindurchgeflogen wäre. Was nicht passierte. Er prallte ab und flog ins Zimmer zurück.
Dann suchte er etwas Scharfes, mit dem er Löcher in die Scheibe bohren konnte, aber ihm fiel nur der Badezimmerspiegel ein, und obwohl dieser zersprang, als er darauf einschlug – mit der Faust in einem Handtuch – blieben die Scherben doch an der Wand kleben. Er hatte nur ein glitzerndes Mosaik zustande gebracht. Nach drei frustrierenden Stunden wirkungsloser Attacken auf das Fenster beschloss er, mit dem Schwersten darauf einzuschlagen, was sich in der Wohnung befand: mit seinem eigenen Körper. Rückwärts ging er ins Schlafzimmer, rannte durchs Wohnzimmer, sprang etwa auf halbem Weg in die Luft, rollte sich zusammen und machte sich für den Aufprall bereit. Die Scheibe wölbte sich gut einen Meter nach außen, bis es den Walbengeln draußen so vorkam, als versuche drinnen jemand, einen Ballon aufzublasen, und dann knallte sie zurück, schleuderte Nate durchs Zimmer an die gegenüberliegende Wand. Ans untere Ende der Wand hatte jemand für solche Notfälle ein Sofa gestellt, auf das er langsam hinunterglitt.
»Na, das war wohl ziemlich dämlich«, sagte er laut.
»Junge, war das dämlich«, sagte Cielle Nuñez. Sie kam ins Wohnzimmer spaziert und setzte sich auf einen Sessel, dem Sofa gegenüber, auf dem Nate nun lag. »Wollen Sie mir vielleicht erzählen, was zum Teufel das hier soll?«
»Wie sind Sie reingekommen? Da ist kein Türknauf mehr.«
»Von außen schon. Kommen Sie, Nate. Was haben Sie nur getan? Seit drei Tagen sind alle Menschen in Gooville eingesperrt. Wäre ich nicht Kapitän auf einem Walschiff, hätte ich auch nicht herkommen können.«
»Ich hab überhaupt nichts gemacht, Cielle, ehrlich. Wo ist Amy?«
»Niemand weiß es. Glauben Sie mir, zu ihr sind sie zuerst gegangen.«
»Wer?«
»Was meinen Sie wohl? Die Walbengel. Die haben alles übernommen. Menschen dürfen nicht mal mehr in die Nähe der Schiffe. Und alles, seit jemand gehört hat, wie Sie geschrien haben, Sie würden die Navy holen.«
»Allerdings. Das habe ich getan. Er hat Amy in seiner Gewalt, Cielle. Ich wollte sie nur zurückholen.«
»Er? Der Colonel? Wozu sollte er Amy entführen? Sie gehört zu den wenigen, die ihn überhaupt jemals gesehen haben. Sie ist eine Auserwählte.«
»Nun, inzwischen hat er keine Auserwählten mehr.« In diesem Moment traf Nate eine Entscheidung. Allein würde er nie entkommen können, und der einzige Mensch, den er zumindest im Ansatz als seinen Verbündeten betrachten konnte, saß dort vor ihm. »Cielle, der Grund, wieso der Colonel alle Schiffe zurückbeordert hat, wieso niemand den Hafen verlassen darf, liegt darin, dass er euch alle hier unten haben will, wenn der ganze Laden hochgeht. Er hat so einen Plan, die U.S Navy oder irgendeine andere Navy herzuholen, damit sie Gooville mit Nukleartorpedos angreift. Er glaubt, dass das Goo die menschliche Rasse auslöschen wird, wenn er es nicht vorher vernichtet. Er wollte, dass ich zur Navy gehe. Er dachte, ich könnte sie aufgrund meiner Glaubwürdigkeit als Wissenschaftler überreden, aber ich habe abgelehnt. Da hat er Amy mitgenommen.«
»Das ganze Geschrei, das ich von Ihnen im Amphitheater gehört habe … da haben Sie also nicht davon gesprochen, dass Sie die Navy holen wollen? Da wollten Sie nur Amy zurückhaben?«
»Ja. Er ist ein Irrer, Cielle. Ich habe kein Interesse daran, hier alles zu zerstören. Er glaubt, dass da ein gewaltiger Krieg zwischen Genen und Memen im Gang ist und die Menschen und das Goo gegeneinander kämpfen.«
Die Walschiffkapitänin stand auf und nickte, als reiche ihr, was sie gehört hatte. »Okay. Das wollte ich nur wissen. Deshalb hat man mich hierher geschickt. Ich will versuchen, sie dazu zu bringen, dass man Ihnen was zu essen schickt.«
»Helfen Sie mir lieber, hier rauszukommen!« Plötzlich hatte Nate ein schlechtes Gefühl, was dieses Gespräch anging.
»Tut mir Leid, Nate. Sie haben Cal. Die Walbengel haben ihn in ihrer Gewalt. Sie wissen ja, wie sich das anfühlt. Man hat mir gesagt, ich sollte rausfinden, ob Sie ein Komplott gegen den Colonel planen. Vielen Dank, dass Sie es mir erzählt haben. Ich glaube, jetzt wird man Cal freilassen.«
Sie ging zur Tür, und Nate folgte ihr. »Holen Sie mich hier raus, Cielle, wenigstens irgendwohin, wo –«
»Nate, es gibt kein Irgendwo. Nur die Walschiffe können einen nach draußen bringen, und nur die Walbengel können sie
Weitere Kostenlose Bücher