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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Schule absetzte, um die Mutter abzulenken, warfen sich die anderen abwechselnd dem Kalb auf den Rücken, um es zu ertränken, obwohl die Mutter mit ihrem mächtigen Schwanz schlug und umkehrte, um ihr Kalb zu schützen. Die ganze Jagd hatte über sechs Stunden gedauert, und am Ende stürzten sich die Killerwale in Formation nacheinander auf das erschöpfte Kalb und rissen große Fleischstücke aus dem noch lebenden Tier. Als nun die Killerwalbengel in diesem Amphitheater näher kamen – mit blitzenden Zähnen – und Luft aus ihren Atemlöchern schnaubten wie Dampfmaschinen, dachte der Biologe, dass ihm vermutlich das Gleiche widerfahren würde, was dem Grauwalkalb bei dieser schaurigen Jagd passiert war. Nur dass Nate natürlich Sneakers trug, was Grauwale so gut wie niemals taten.
    Der Raum war groß. Er hatte Platz, sich zu bewegen. Er musste nur an ihnen vorbei. Seine Sneakers quietschten auf dem Boden, als er die Treppe hinunterging, rechts antäuschte und dann in vollem Sprint nach links ausscherte. Die Walbengel mochten zwar unter Wasser erstaunlich agil sein, aber an Land wirkten sie irgendwie plump. Die Hälfte von ihnen fiel dermaßen auf den Trick herein, dass man ihnen eine Postkarte würde schreiben müssen, um ihnen zu sagen, wie die Sache ausgegangen war. Unten vor der Treppe rempelten sie sich gegenseitig um.
    Die anderen drei Verfolger wollten eine neue Formation bilden, wobei das Alpha-Weibchen noch am ehesten zwischen Nate und den Ausgang gelangen würde. Nate rannte in weitem Bogen um das Amphitheater und wusste, dass er bei seiner Geschwindigkeit mindestens zwei der Killer abhängen konnte, aber das Alpha-Weibchen würde ihn abfangen, bevor er in Sicherheit war. Sie wog bestimmt dreimal so viel wie er, also konnte er sie unmöglich mit einem gekonnten Rempler aus dem Weg schaffen. Auf Schlittschuhen hätte er es vielleicht versucht: sein angeborenes, kanadisches Eislauftalent gegen ihren armseligen Zetazeen-Jagdinstinkt zum Einsatz bringen und die Schlampe ins Perlmutt rammen. Aber hier gab es weder Schlittschuhe noch Eis, und so täuschte Nate in letzter Sekunde eine Wende an, als die Kuh ihn eben mit knochenberstender Gewalt gegen eine der Bänke an der Wand rempeln wollte, was das große Weibchen über eine Bank stolpern ließ, dass es schwarz und weiß und elfenbeinern vor seinen Augen blitzte, wie ein schnaufendes Klavier, das vom Reck fiel. Nate stolzierte die letzten zwanzig Meter zur Tür und dachte: Yeah, drei Millionen Jahre aufrechter Gang waren nicht umsonst. Anfänger. Stümper.
    Ungefähr nach dem dritten Schritt seiner Jubelfeier hörte Nate, wie rechts neben ihm mächtig Luft ausgeblasen wurde, dann ein feuchtes Platschen. Plötzlich sah er seine Sneakers direkt vor seinen Augen. Er spürte die Freiheit der Schwerelosigkeit, das Hochgefühl des Fliegens, und dann war alles weg, als er am Boden aufschlug, was ihm glatt die Luft nahm. Schlitternd landete er in einer riesigen Lache aus Walrotz, die ihm einer der Bullen vor die Füße geschnoddert hatte. Hätte er Luft bekommen, hätte er vielleicht »Foul« gerufen, doch stattdessen kämpfte er sich auf die Beine, während die beiden Bullen näher kamen und ihm ihr Dolchzahngrinsen zeigten. O mein Gott, sie wollen mich fressen! , dachte er, doch dann sah er, dass sie beide ihre langen, rosigen Penisse gezückt hatten und mit einigem Hüftschwung liefen. O mein Gott, sie wollen mich ficken!, dachte er. Doch als sie bei ihm ankamen, hob ihn der eine an den Armen hoch und beugte ihn vor, und er spürte, wie die großen Zähne über seine Kopfhaut kratzten, als sein Kopf im Maul des Walbengels verschwand. Nein, sie wollen mich definitiv fressen, dachte Nate. Und in diesem Moment, kurz vor dem finalen Knirschen, mitten in der Zeitlupe eines unendlich langen, letzten Augenblicks, wurde ihm alles klar, während er noch schrie, und er dachte: Das wird wohl nicht so gut ausgehen wie beim letzten Mal, als ich gefressen wurde. Diesmal wartet am Ende bestimmt kein Mädchen auf mich.
    Und dann stieß die Kuh einen schrillen Pfiff aus, und der Bulle hörte auf, zuzubeißen. Seine Zähne hatten sich bereits in Nates Wangen geschnitten. Der beißende Bulle wich zurück und wischte verlegen Blut und Speichel aus Nates Gesicht, dann setzte er ihn ab und schüttelte ihn etwas auf, als wollte er zeigen, dass dieser Mensch so gut wie neu war. Nate wurde noch immer von dem anderen Bullen festgehalten, aber der Beißer lächelte peinlich berührt zum

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