Flossen weg
denen du einen Schock verpasst hast.«
»Hab alles dabei«, sagte Amy und klopfte an die Taschen ihrer Shorts. »Außerdem bin ich hier was Besonderes, Nate. Ich möchte nicht eingebildet klingen, aber die kennen mich hier wirklich alle. Sie wissen, wer ich bin und was ich bin. Mich wird niemand belästigen.«
In genau diesem Augenblick entdeckte Nate ein Licht in der Tiefe des spiegelglatten Wassers.
»Das ist er«, sagte Amy.
»Er?«
»Clay kommt, um dich abzuholen.«
»Mich? Du meinst uns. «
»Em, lässt du uns mal kurz allein?«, fragte Amy.
»Okay«, sagte Emily 7 und schlurfte schmollend davon.
Als Emily außer Hörweite war, nahm Amy Nate in die Arnie und lehnte sich zurück, um ihm in die Augen zu sehen. »Ich kann nicht mitkommen, Nate. Ich bleibe hier.«
»Was meinst du damit? Wieso?«
»Ich kann nicht weg. Da ist was mit mir, von dem du nichts weißt. Etwas, von dem ich dir hätte erzählen sollen, aber ich dachte, du würdest nicht … na ja, du weißt schon … ich dachte, du würdest mich dann nicht lieben.«
»Bitte, Amy, bitte sag nicht, dass du lesbisch bist. Denn das habe ich schon einmal durchgemacht, und ich glaube nicht, dass ich es ein zweites Mal überleben würde. Bitte.«
»Nein, nichts dergleichen. Es geht um meine Eltern … na ja, eigentlich um meinen Vater.«
»Den Navigator?«
»Äh, nein, nicht wirklich. Nate, das hier ist mein Vater.« Sie holte ein kleines Probenglas aus ihrer Tasche und hielt es hoch. Es war eine rosige, geleeartige Substanz darin.
»Sieht aus wie –«
»Das ist es auch, Nate. Es ist das Goo. Meine Mutter hatte in den ersten drei Jahren, die sie hier war, weder zu ihrem Navigator noch zu sonst irgendwem eine intime Beziehung, aber eines Morgens wachte sie auf und war schwanger.«
»Und du bist sicher, dass es das Goo war und sie nicht einfach zu viele Mai Tais im Gooville-Cabana-Club hatte?«
»Sie weiß es, und ich weiß es, Nate. Ich bin irgendwie nicht normal.«
»Du fühlst dich normal an.« Er zog sie näher heran.
»Bin ich aber nicht. Erstens sehe ich nicht nur erheblich jünger aus, als ich in Wahrheit bin, sondern ich bin auch um einiges kräftiger, als ich aussehe, besonders beim Schwimmen. Erinnerst du dich an den Tag, als ich das Buckelwalschiff durch seine Laute gefunden habe? Ich kann tatsächlich unter Wasser hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Und mein Muskelgewebe ist anders. Es speichert Sauerstoff, wie bei den Walen, und ich kann über eine Stunde unter Wasser bleiben, ohne Luft holen zu müssen. Sogar noch länger, wenn ich mich nicht überanstrenge. Ich bin die einzige meiner Art, Nate. Ich bin nicht wirklich, du weißt schon … menschlich.«
Nate hörte zu, versuchte abzuwägen, was es bedeutete, wenn man den größeren Rahmen betrachtete, aber ihm fiel nichts ein, nur dass er sie bei sich haben wollte, ganz egal, wer oder was sie war. »Ist mir egal, Amy. Macht nichts. Hör mal, ich bin über all das hier hinweggekommen« – er machte eine ausladende Armbewegung – »und auch über den Umstand, dass du vierundsechzig Jahre alt bist und deine Mutter eine berühmte, tote Fliegerin ist. Solange du nicht anfängst, Mädchen zu mögen, ist alles gut.«
»Das ist nicht der Punkt, Nate. Ich kann hier nicht weg, zumindest nicht lange. Keiner von uns. Nicht mal diejenigen, die nicht hier geboren sind. Das Goo wird zu einem Teil von dir. Es kümmert sich um dich, aber du bist daran gebunden, buchstäblich. Wie eine Sucht. Es dringt bei Kontakt in dein Gewebe ein. So hat meine Mutter mich empfangen. Ich war in diesem Jahr schon eine lange Zeit weg. Wenn ich jetzt gehen würde oder wenn ich länger als ein paar Monate am Stück weg wäre, würde ich krank werden. Wahrscheinlich müsste ich sterben.«
In diesem Moment blubberte ein gelbes Forschungstauchboot an die Oberfläche der Lagune und leuchtete die Grotte mit zahlreichen Scheinwerfern aus.
»Also gut. Ich bleibe hier. Es macht mir nichts, Amy. Ich bleibe bei dir. Wir können hier leben. Ich könnte mein ganzes Leben damit verbringen, das alles zu erforschen. Das Goo.«
»Das geht auch nicht. Es würde ein Teil von dir werden. Wenn du zu lange bleibst, könntest du selbst nie wieder weg. Du hast doch bestimmt gemerkt, wie schnell du dich von deinem Kater erholt hast, als wir uns an diesem ersten Abend betrunken haben, oder?«
Nate dachte daran, wie schnell seine Wunden verheilt waren – Wochen, vielleicht Monate des Heilens in einer Nacht. Es gab keine
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