Flossen weg
andere Erklärung. Er dachte an ein Leben mit nur flüchtigen Blicken ins Sonnenlicht, und er sagte: »Ist mir egal. Ich bleibe.«
»Nein, das tust du nicht. Ich werde es nicht zulassen. Du hast noch so viel zu tun.« Sie schob das Probenglas in seine Tasche, dann küsste sie ihn wild. Er erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich.
Die Klappe oben am U-Boot ging auf, und Clay kam heraus und sah Nate und Amy zum ersten Mal, seit die beiden verschwunden waren.
»Das ist unprofessionell«, sagte er.
Amy unterbrach den Kuss und flüsterte: »Geh. Nimm es mit.«
Sie klopfte an seine Tasche. Dann drehte sie sich zu Clay um, wobei sie schon wieder auf ihre Uhr sah. »Du bist spät dran!«
»Hey, Kleine, ich habe angekündigt, wann ich bei den Koordinaten sein würde, die du mir geschickt hast – sechshundertdreiundzwanzig Fuß unter dem Meer –, und ich war da. Du hast kein Wort davon gesagt, dass ich noch kilometerweit unterirdische Höhlen vor mir hatte, mit den furchteinflößendsten Felsformationen, die ich je gesehen habe.« Er blickte zu Nate. »Die sahen aus, als würden sie leben.«
»Das tun sie auch«, erwiderte Amy.
»Sind wir nah an der Oberfläche? Der Luftdruck ist –«
»Erklär ich dir unterwegs«, sagte Nate. »Wir sollten lieber los.« Nate stieg auf das Tauchboot, während sich Clay nach innen gleiten ließ, um ihm Platz zu machen. Nate kletterte hinein und sah sich nach Amy um, bevor er die Luke schloss.
»Ich würde bleiben, Amy. Ich liebe dich. Das weißt du, oder?«
Sie nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ja«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und machte sich auf den Weg. »Pass gut auf dich auf, Nathan Quinn«, rief sie über die Schulter hinweg, und Nate hörte, wie ihre Stimme brach, als sie seinen Namen sagte. Er stieg in das Tauchboot hinab und sicherte die Luke über seinem Kopf.
Clay beobachtete durch die große Plexiglasblase vorn am Bug, wie Amy fortging.
»Wohin will Amy denn?«
»Sie kann nicht mit nach Hause kommen, Clay.«
»Aber es geht ihr gut?«
»Es geht ihr gut.«
»Und dir?«
»Ging schon mal besser.«
Sie schwiegen auf der langen Fahrt durch die Kompressionsschleusen ins Meer hinaus, nur mit dem Brummen elektrischer Motoren und dem tiefen Summen der Instrumente um sie herum. Die Lichter des Tauchboots erhellten kaum die Höhlenwände, aber alle hundert Meter kamen sie zu einer großen, rosigen Scheibe aus lebendigem Gewebe, wie eine gigantische Seeanemone, die sich öffnete, um sie passieren zu lassen, und sich gleich wieder schloss, um die Durchfahrt zu versperren. Nate sah, wie die Druckanzeige jedes Mal etwas anstieg, wenn sie eines der Tore passierten, und da wurde ihm bewusst, dass er keineswegs dabei war zu entkommen. Das Goo wusste genau, wo und wer sie waren, und es ließ sie gehen.
»Du wirst mir doch erklären, was das alles hier zu bedeuten hat, oder?«, fragte Clay, ohne sich von den Kontrollanzeigen abzuwenden.
Nate schreckte aus seinen Gedanken auf. »Clay, ich kann es gar nicht glauben … ich meine, ich glaube es, aber … Danke, dass du gekommen bist, um mich zu holen.«
»Na ja, ich hab es dir nie gesagt, und ich weiß auch, dass ich es vielleicht besser für mich behalten sollte, aber Loyalität bedeutet mir sehr viel.«
»Nun, ich respektiere das, Clay, und ich bin dafür sehr dankbar.«
»Ach was, keine Ursache.«
Dann wurden sie beide etwas verlegen und taten, als kratze sie etwas im Hals, und sie mussten husten und sich eine Weile um ihre Atmung kümmern, obwohl die Luft in dem kleinen U-Boot gefiltert und befeuchtet und absolut sauber war.
38
Piraten
Nate stand bei Clay am erhöhten Steuerstand der Clair, als diese in den Au’au-Kanal einlief.
»Du solltest lieber Sonnencreme auftragen, Nate.«
Nate betrachtete seine Unterarme. Er hatte in Gooville fast seine ganze Bräune verloren, und er fühlte, wie die Sonne brannte, sogar durchs T-Shirt.
»Ja, sollte ich.« Er blickte nach Lahaina hinüber, diesen Hafen, den er schon tausendmal angelaufen hatte. Mit einem Schiff dieser Größe würden sie draußen vor der Hafenmauer ankern müssen, aber dennoch fühlte er sich, als käme er nach Hause. Der Wind war sanft und warm, das Wasser herzerwärmend blau, wie die Augen eines Neugeborenen. Ein Buckelwal zeigte etwa achthundert Meter nördlich von ihnen seine Fluke, und der Schwanz glitzerte in der Sonne, wie mit Pailletten besetzt.
»Die Saison dauert noch gut einen Monat«, sagte Clay. »Wir könnten immer
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