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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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getestet wird. Wir wissen, dass es Tiefseejäger wie den Schnabelwal tötet, und es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es auch die Buckelwale verletzt, und das darf unter keinen Umständen geschehen.«
    »Und wieso sollten wir das tun?«
    »Sie wissen doch, woran ich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren gearbeitet habe, oder?«
    »Sie haben den Gesang der Buckelwale studiert. Sinn und Zweck darin gesucht.«
    »Ich habe ihn gefunden, Tarwater. Es ist ein Gebet. Die Sänger beten.«
    »Das ist grotesk. Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich bin mir sicher. Absolut sicher. Ich weiß, dass es ein Gebet ist und dass die Torpedobasis und das LFA-Sonar gottesfürchtigen Tieren schaden wird.« Nate machte eine Pause, um das sacken zu lassen, aber Tarwater sah ihn nur an wie ein nerviges Nagetier, das sich ins Haus geschlichen hatte.
    »Wie um alles in der Welt wollen Sie das wissen, Quinn?«
    »Weil ihre Gebete beantwortet werden.« Nate nahm ein Diktiergerät aus seiner Hemdtasche und stellte es neben das Meerwasser auf den Tisch. Zuvor hatte er etwas vom Goo hineingemischt. Er drückte den Startknopf, und Buckelwalgesang erfüllte das Büro.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Tarwater.
    »Passen Sie auf«, sagte Nate und deutete aufs Wasser, das zu wirbeln begann, sodass sich ein winziger, rosafarbener Strudel in der Mitte bildete.
    »Lassen Sie mich in Frieden. Ihre Zaubertricks können mich nicht beeindrucken, Quinn.«
    »Passen Sie auf«, sagte Nate noch einmal. Vor ihren Augen weitete sich der rosafarbene Strudel aus, während der Walgesang andauerte, bis das halbe Glas ein schwimmender, rosiger Fleck war. Dann stellte Nate das Band ab.
    »Na und?«, sagte Tarwater.
    »Sehen Sie genauer hin.« Nate öffnete das Glas, griff hinein, holte etwas von dem Rosigen heraus und warf es auf Tarwaters Schreibtisch. Winzige Garnelen – keine länger als drei Zentimeter – zappelten auf der Schreibunterlage herum. »Krill«, sagte Nate.
    Tarwater sagte keinen Ton. Er betrachtete den Krill, dann nahm er ein paar davon in die Hand und untersuchte sie genauer. »Das ist Krill.«
    »Richtig.«
    »Na, das kommt doch aus einem Yps-Heft, oder? Sie hatten Eier von Salzwasser-Garnelen da drin.«
    »Nein, Captain Tarwater. Hatte ich nicht. Die Buckelwale beten Gott antwortet und gibt ihnen Futter. Wir könnten dies kleine Experiment noch hundert Mal wiederholen, und das Wasser wäre am Anfang klar und am Ende voller Krill. Glauben Sie mir, ich habe es versucht.« Und das hatte er auch. Das kleine bisschen Goo im Wasser erschuf den Krill aus dem anderen Leben, das darin enthalten war, den allgegenwärtigen SAR-II-Bakterien, die in jedem Tropfen Meerwasser auf dem Planeten schwammen.
    Tarwater hielt den Krill hoch. »Aber ich dachte, die fressen nichts, wenn sie hier sind.«
    »Sie denken in zu kleinem Maßstab. Die Tiere fressen vier Monate lang überhaupt nichts, und dann tun sie nichts anderes mehr. Sie denken voraus – so wie man vielleicht ans Frühstück denkt, bevor man abends zu Bett geht. Ist eigentlich auch egal. Sie, Captain, müssen alles unternehmen, um die Torpedobasis und die LFA-Tests zu verhindern.«
    Tarwater fehlten die Worte. »Ich bin nur ein Captain.«
    »Aber Sie sind ein ehrgeiziger Captain. Innerhalb von zehn Stunden könnte ein Glas Meerwasser auf einem Schreibtisch im Verteidigungsministerium stehen. Wollen Sie wirklich Ihrer Regierung erklären müssen, dass Sie ein Tier töten wollen, das zu Gott betet? Besonders der jetzigen Regierung?«
    »Nein, Sir, das möchte ich nicht«, erwiderte Tarwater und sah entschieden ängstlicher aus als noch einen Augenblick zuvor.
    »Ich wusste, dass Sie ein intelligenter Mann sind. Und sollten Sie diese Angelegenheit regeln können, wird niemand je wieder etwas von meinem Wasserglas zu sehen bekommen.«
    »Ja, Sir«, sagte Tarwater eher aus Gewohnheit als aus Respekt.
    Nate nahm sein Diktiergerät und das große Glas und ging hinaus, wobei er in sich hineingrinste und an die betenden Buckelwale dachte. Natürlich ist es im Grunde nicht wirklich ein Gott , dachte er, aber sie beten tatsächlich, und ihr Gott füttert sie auch.
    Er machte sich auf den Weg nach Papa Lani, um ein paar Anrufe zu tätigen und den Bericht zu schreiben, der Jon Thomas Fullers Hoffnung torpedieren würde, auf Maui einen Streichelzoo für gefangene Delfine errichten zu dürfen.
    Das Werk eines Piraten ist nie getan.
     
    Drei Monate später erreichte die Clair auf ihrem Weg in die Antarktis die

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