Flossen weg
Namen ich nicht nennen möchte – »weil sie dumm wie Brot sind und nicht aus dem Weg gehen, wenn sie ein Schiff kommen hören.« Verdammt, ich lande fast im nächsten Graben, wenn mir ein Eichhörnchen vor den Kühler läuft, und von denen gibt es Millionen. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass ich einen schlingernden Supertanker gefährden würde, um einem der letzten Glattwale auszuweichen.) Jüngste Untersuchungen gehen davon aus, dass es auf der ganzen Welt keine dreihundert Nordamerikanischen Glattwale mehr gibt. (Es lassen sich nur Schätzungen anstellen, weil die Wissenschaftler nicht genügend Tiere finden, als dass sie ernstlich was zu zählen hätten – und wenn man ein Tier findet, muss man wahrscheinlich auf Teufel komm raus loszählen und dann mit Algorithmen und Computerprojektionen extrapolieren.) Glücklicherweise jedoch erholen sich manche Populationen, und obwohl die japanische Regierung anscheinend eine Bande von Großwildjägern ist, scheint die japanische Bevölkerung die Wale lieber zu beobachten als zu essen, so dass der Druck, die Jagd fortzusetzen, auf Dauer abnehmen dürfte.
Der Hammer dabei ist vermutlich, dass die größte Bedrohung für Meeressäuger durch den Verlust ihres Lebensraums und die Verschmutzung – und nicht durch die Jagd – entstehen dürfte. (Ja, aber … Verlust des Lebensraums? Haben die nicht den ganzen Ozean zur Verfügung?) Größtenteils sind unsere Meere große, nasse Wüsten mit Millionen Quadratkilometern, in denen das Leben rar gesät ist. Es war abzusehen, dass die menschliche Bevölkerung früher oder später mit den Meeressäugern um die Nahrungsquellen konkurrieren würde, und angesichts größerer Nachfrage und verbesserter Fangmethoden sind einst reiche Fischgründe irgendwann tot und leer wie kahl geschlagene Wälder. Hydroelektrische Dämme, mit denen die Wanderung von Lachsen und anderen Spezies in ihre Laichgebiete verhindert werden soll, nehmen schon jetzt Einfluss auf die Populationen der Meeressäuger, die sich von ausgewachsenen Lachsen ernähren.
Die Verschmutzung durch Industrie und Landwirtschaft gelangt früher oder später ins Meer. Nun sollte man annehmen, dass die ungeheure Wassermenge diese Chemikalien verdünnt, und das geschieht auch – bis die Chemikalien von einem Mechanismus eingesammelt werden, der sich »Nahrungskette« nennt. Neuere Studien von Gewebeproben einiger Zahnwale (Killerwale und Delfine, die weit oben in der Nahrungskette stehen), ergaben ein so hohes Maß an Toxinen, dass der Speck dieser Tiere als Sondermüll gilt. Momentan werden Studien erstellt, die ergründen sollen, ob die abnehmende Population der Meeressäuger an der Westküste Nordamerikas nicht vielleicht auf die niedrigeren Geburtsraten und das geschwächte Immunsystem der Tiere zurückzuführen ist, die sich von vergiftetem Fisch ernähren. (Ach ja: Raten Sie mal, wer noch ganz oben in der Nahrungskette steht?)
Sie brauchen Hilfe? Passen Sie auf: Sich Sorgen um den Zustand unserer Meere zu machen, heißt nicht, dass man irgendwie durchgeknallt ist, ein Weichei und Baum-Umarmer, sondern es heißt, dass man nachdenkt. Die Gesundheit allen Lebens auf diesem Planeten hängt von der Gesundheit der Meere ab. Es ist ein stetes Geben und Nehmen. (Sogar jemand, der für das Prinzip von Angebot und Nachfrage eintritt, muss zugeben, dass es kein Angebot und entsprechend keine Nachfrage mehr geben wird, wenn ein Fisch erst wegen Überfischung ausgestorben ist.) Achten Sie also darauf, was Sie essen, und nehmen Sie keinen gefährdeten Fisch zu sich (den Schwarzen Seehecht beispielsweise). Und schütten Sie beim Ölwechsel Ihr altes Öl nicht in den Gully, es sei denn, Sie wollen, dass Ihr nächster Krabbenteller nach Motoröl schmeckt. Oder gefällt Ihnen vielleicht die Vorstellung, dass Ihre eigenen Kinder mit Flossen zur Welt kommen?
Und sehen Sie sich ein paar Wale an. Keine gefangenen Tiere, sondern wilde. Am Ende dreht sich immer alles nur ums Geld, und solange es profitabler ist, wenn sich die Menschen Wale ansehen wollen, wird es diese Tiere geben. Falls Sie nicht am Meer leben und auch nicht hinfahren können, kaufen Sie sich ein Wal-Video. Es kann bestimmt nicht schaden.
Ansonsten schreien sie einfach wahllos irgendwelche Leute an, dass sie aufhören sollen, die Wale zu töten. Es könnte sich durchsetzen. Bestimmt.
( »Möchten Sie vielleicht Pommes dazu?«
»Schnauze! Hört auf, Wale zu töten!«
»Danke vielmals. Fahren Sie weiter,
Weitere Kostenlose Bücher