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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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bloße Statistik. Wir sind eben sexy«, sagte Nate grinsend.
    Amy schnaubte. »Oh ja, ihr Jungs seid die Mae Wests unter den Freaks.«
    »Wir sind Action-Freaks«, erwiderte Nate. »Abenteuer-Freaks. Romantik-Freaks.«
    »Freaks«, sagte Amy.
    Nate sah den klapperdürren Gilbert Box ein wenig abseits der Menge stehen, mit einem Strohhut, dessen Krempe so breit war, dass sie im Zweifel noch drei weiteren Leuten Schatten bot. Dazu trug er eine gigantische Sonnenbrille, wie man sie zum Schweißen oder als Schutz vor einem Atomblitz aufsetzte. Sein ausgemergeltes Gesicht war weiß vom Zinkoxid, das er als Sonnenschutz verwendete, wenn er nicht im Wasser war. Er trug ein langärmliges Khakihemd mit entsprechender Hose und stützte sich auf einen weißen Sonnenschirm, ohne den er niemals vor die Tür ging. Es war eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, eine warme Brise wehte von der Maalaea Bay heran, und Gilbert Box sah aus wie Gevatter Tod auf einem Verdauungsspaziergang – vor einer arbeitsamen Nacht, in der er Millionen glücklichen Gewinnern Herzinfarkte und Tumore bringen würde.
    Nate hatte Box den Spitznamen »Graf Zahl« verpasst, nach dem Sesamstraßen- Vampir mit dem besessenen Drang, alles zu zählen. (Nate war für die Sesamstraße schon zu alt gewesen, hatte sie aber noch in der zehnten Klasse gesehen, wenn er seinen kleinen Bruder Sam hütete.) Die Leute waren der Ansicht, »Graf Zahl« sei ein ausgesprochen passender Name für einen Walzähler mit einer Aversion gegen Wasser und Sonnenlicht, und so hatte sich der Name sogar außerhalb von Nates und Clays unmittelbarem Dunstkreis durchgesetzt.
    Panik krabbelte an Nates Rückgrat hinauf. »Sie werden merken, dass wir nur so tun als ob. Der Graf wird uns den Vortrag um die Ohren hauen, sobald ich irgendwas sage, was wir nicht mit Daten untermauern können.«
    »Woher soll er es wissen? Vor einer Woche hattest du die Daten ja noch. Außerdem: wieso wir? Ich bediene hier nur den Projektor.«
    »Vielen Dank auch.«
    »Da drüben ist Tarwater«, sagte Amy. »Wer sind diese Frauen, mit denen er da redet?«
    »Wahrscheinlich irgendwelche Walliebhaberinnen«, sagte Nate und tat, als wären seine gesamten geistigen Kapazitäten damit ausgelastet, den Pick-up in eine Parklücke zu quetschen, in der vier Autos Platz gefunden hätten. Die Frauen, mit denen sich Tarwater unterhielt, waren Dr. Margaret Painborne und Dr. Elizabeth »Libby« Quinn. Sie arbeiteten mit zwei ausgesprochen maskulin wirkenden, jungen Frauen zusammen und studierten das Kuh/Kalb-Verhalten und Soziale Lautgebung. Sie leisteten gute Arbeit, dachte Nate, selbst wenn ihm das Thema zu geschlechtsspezifisch war. Margaret war Ende vierzig, klein und rund, mit langem, grauem Haar, das sie permanent zu einem Zopf gebunden trug. Libby war fast zehn Jahre jünger, schlank und langbeinig, mit blondem, leicht ergrautem, kurzem Haar, und sie war – vor nicht allzu langer Zeit – Nates dritte Frau gewesen. Eine zweite, gänzlich anders geartete Woge der Beklommenheit spülte über Quinn hinweg. Es war das erste Mal, dass er Libby begegnete, seit Amy im Team war.
    »Die sehen nicht wie Walliebhaberinnen aus«, sagte Amy.
    »Eher wie Wissenschaftlerinnen.«
    »Wieso das?«
    »Die sehen aus wie Action-Freaks.« Amy schnaubte erneut und kletterte aus dem Truck.
    »Das ist nicht sehr professionell«, sagte Nate, »dieses Schnauben, du dauernd drauf hast.« Aber Amy war schon auf dem Weg zum Vortragssaal, mit einem Rundmagazin voller Dias unter dem Arm.
    Nate zählte über dreißig Forscher in der Menge, als er näher kam. Und das waren nur diejenigen, die er persönlich kannte. Die ganze Saison über kamen neue Leute vom Festland herüber – Doktoranden, Film-Crews, Reporter, Leute von der Fischereibehörde, Förderer –, und alle bemühten sich um die wenigen Forschungsgenehmigungen, die für das Schutzgebiet erteilt wurden.
    Aus unerfindlichem Grund steuerte Amy zielstrebig auf Cliff Hyland und Tarwater, den Marine-Wachhund, zu, der seine Uniform abgelegt und gegen Dockers und ein Tommy Bahama-T-Shirt eingetauscht hatte. Allerdings wirkte er noch immer fehl am Platz, weil auch diese Kleidung messerscharf gebügelt war. Seine Schuhe hatte er mit Spucke poliert, und er stand da, als hätte man ihm eine kalte Eisenstange ans Rückgrat geschnallt.
    »Hey, Amy«, sagte Cliff. »Tut mir Leid, das mit dem Einbruch. Schlimm?«
    »Wird schon wieder«, erwiderte Amy.
    Nate schlenderte hinter Amy heran. »Hey, Cliff.

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