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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Captain.« Er nickte beiden zu.
    »Tut mir Leid, das mit dem Einbruch, Nate«, sagte Cliff noch einmal. »Ich hoffe, euch ist nichts Wichtiges abhanden gekommen.«
    »Wir sind im Arsch«, sagte Nate.
    Und Tarwater lächelte – zum ersten Mal überhaupt, wie Nate glaubte.
    »Wir kommen schon zurecht.« Amy grinste und schwenkte ihr Dia-Magazin wie einen Talisman mit Zauberkräften.
    »Ich überleg schon, ob ich mir einen Job bei Starbucks suchen soll«, sagte Nate.
    »Hey, Cliff, woran arbeiten Sie eigentlich gerade?«, fragte Amy, nachdem sie irgendwie nah genug an Cliff Hyland herangerückt war, dass sie ihn mit großen, mädchenhaft blauen Augen und diesem Ausdruck eines faszinierten Kindes ansehen konnte.
    Nate zuckte zusammen. Das war nicht … also, so was tat man einfach nicht. Man fragte nicht, jedenfalls nicht so unverblümt.
    »Nur so Sachen für die Navy«, sagte Cliff und wollte offensichtlich von Amy abrücken, wusste aber, wenn er es täte, würde er wohl sein Gesicht verlieren.
    Nate sah, wie Amy das männliche Ego seines nicht mehr ganz jungen Freundes in Angriff nahm, indem sie einfach einen Schritt näher trat. Auch Tarwater reagierte, schien genervt zu sein, dass sich Amy nur um Cliff kümmerte. Oder vielleicht war er auch nur genervt von Amy, weil sie nervig war. Manchmal musste sich Nate daran erinnern, nicht wie ein Biologe zu denken.
    »Wissen Sie, Cliff«, sagte Amy, »neulich habe ich mal einen Blick auf die Karte geworfen, und Sie sollten sich festhalten, denn es könnte Sie schockieren, aber in Iowa gibt es gar keine Küste. Ich meine, stört das nicht irgendwie beim Studium von Meeressäugern?«
    »Stimmt … wenn man es so sieht«, sagte Cliff. »Wo waren Sie vor zehn Jahren, als ich den Posten angenommen habe?«
    »Grundschule«, antwortete Amy. »Was ist das für eine große Kiste in Ihrem Boot? Sonaranlage? Infraschall? Machen Sie wieder so eine LFA-Studie?«
    Tarwater räusperte sich.
    »Amy«, unterbrach Nate das Geplänkel, »wir sollten da drinnen lieber aufbauen.«
    »Stimmt«, sagte Amy. »War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    Sie ging. Nate grinste … aber nur eine Sekunde. »Tut mir Leid. Du weißt ja, wie es ist.«
    »Yeah.« Cliff Hyland lächelte. »Wir haben dieses Jahr zwei Examenskandidaten bei uns.«
    »Aber wir haben unsere Handlanger zu Hause gelassen, damit sie Daten auswerten«, fügte Tarwater hinzu.
    Nate und Cliff sahen sich an wie zwei alte Löwen mit abgebrochenen Zähnen, denen der Stolz schon lange abhanden gekommen war – müde, aber überzeugt davon, dass sie, wenn sie sich zusammentäten, das jüngere Männchen bei lebendigem Leib zerfleischen könnten. Cliff zuckte fast unmerklich mit den Schultern, und diese kleine Geste sagte: Tut mir Leid, Nate. Ich weiß, er ist ein Arschloch, aber was soll ich machen? Er gibt das Geld.
    »Ich geh lieber rein«, sagte Nate und klopfte auf die Notizen in seiner Hemdtasche. Er kam noch an ein paar Bekannten vorbei, sagte im Vorübergehen »Hallo!« und platzte dann gleich hinter der Tür in einen kleinen Albtraum: Amy war in ein Gespräch mit seiner Ex-Frau Libby und deren Partnerin Margaret verstrickt.
    Es war folgendermaßen gewesen: Sie hatten sich vor zehn Jahren kennen gelernt, im Sommer in Alaska, eine abgelegene Hütte auf Baranof Island an der Chatham Strait, wo man Wissenschaftlern Zugang zu ein paar festen Schlauchbooten und so viel Dosenbohnen, Räucherlachs und russischem Wodka gewährte, wie sie konsumieren konnten. Nate hatte damit begonnen, das Ernährungsverhalten seiner geliebten Buckelwale zu beobachten und Laute aufzunehmen, die ihm helfen sollten, dieses Lied zu interpretieren, das sie sangen, wenn sie vor Hawaii waren. Libby machte Biopsien zur Population der einheimischen (fischfressenden) Killerwale, um zu beweisen, dass die vielen verschiedenen Familien im Grunde demselben Clan angehörten und in Wahrheit blutsverwandt waren. Zwei Jahre zuvor hatte er sich von seiner zweiten Frau scheiden lassen. Libby war dreißig und hatte noch zwei Monate bis zum Abschluss ihrer Dissertation in Cetologie. Entsprechend hatte sie seit der Highschool im Grunde nur Zeit für ihre Forschungen gehabt – neben gelegentlichen Affären mit Skippern, älteren Forschern, Examenskandidaten, Fischern und hin und wieder einem Fotografen oder Dokumentarfilmer. Sie wechselte ihre Partner nicht besonders häufig, aber man segelte durch ein Meer von Männern, wenn man Wale erforschte, und sofern man sein Leben nicht einsam und

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