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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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hohes, eisgekühltes Glas und setzte sich neben ihn auf einen anderen dieser großen Korbstühle. Sie war barfüßig und trug einen geblümten Kaftan und eine gelbrote Hibiskusblüte im Haar, halb so groß wie ihr Kopf. Wahrscheinlich war sie früher mal ’ne scharfe Braut, zu Lincolns Zeiten, dachte Clay.
    »Wie schön, dich zu sehen, Clay. Ich bekomme nicht viel Besuch. Nicht dass ich einsam wäre, du weißt schon. Ich hab die Katzen und die Wale, wenn ich reden will. Aber es ist nicht dasselbe, als wenn mich einer meiner Jungs besucht.«
    Oje, dachte Clay. Einer ihrer Jungs. Oje. Er musste es ihr sagen. Er wusste, dass er es ihr sagen musste. Er war hierher gekommen, um es ihr zu sagen, und er würde es ihr sagen, Schluss aus. »Das ist ausgezeichneter Tee, Elizabeth. Mango, sagtest du?«
    »Stimmt genau. Mit einem Hauch von Minze. Also, worüber musst du so dringend mit mir sprechen?«
    »Mit Eis? Ich finde, die Kühlung macht ihn so … gibt ihm so eine fantastische, mh …«
    »Temperatur? Ja, Eis ist ein essenzieller Bestandteil von Eistee, Clay. Daher der Name.«
    Sarkasmus ist bei alten Leuten so hässlich, dachte Clay. Niemand mag sarkastische Rentner. Er sagte: »Du meinst Eistee?« Oh, Mann, es wird sie umbringen, dachte er.
    »Falls es um ein neues Boot gehen sollte, Clay, nur nicht so schüchtern. Ich weiß, wie gern du dieses Boot hattest, und wir werden dir ein neues beschaffen. Ich weiß nur nicht, ob es wieder so ein schönes wird. Meine Geldanlagen sind in den letzten beiden Jahren nicht mehr so gut gelaufen.«
    »Nein, nein, es geht nicht ums Boot. Das Boot war versichert. Es geht um Nate.«
    »Wie geht es Nathan? Ich hoffe, er behandelt seine kleine Schwärmerei für eure neue Mitarbeiterin inzwischen mit etwas mehr Würde. An diesem Abend in der Schutzstation war es nicht zu übersehen. Man sollte meinen, dass ein Mann, der so klug wie Nathan ist, sich besser im Griff hat.«
    »Nate hatte ein Auge auf Amy geworfen?« Clay wollte es ihr erzählen, wirklich. Er war auf dem besten Wege dazu.
    »Du sagst ›hatte‹?«, fragte die Komische Alte. »Du sagst, Nate ›hatte‹ ein Auge auf Amy geworfen.«
    »Elizabeth, es hat einen Unfall gegeben. Vor drei Tagen ist Nate getaucht, um sich einen Sänger genauer anzusehen, und … na ja, wir konnten ihn nicht wiederfinden.« Clay stellte seinen Tee ab, damit er die alte Frau auffangen konnte, falls sie in Ohnmacht fallen sollte. »Es tut mir sehr Leid.«
    »Ach, das. Ja, ich hab davon gehört. Nate geht es gut, Clay. Der Wal hat es mir erzählt.«
    Und plötzlich fand sich Clay in einem anderen Dilemma wieder. Sollte er ihr den Glauben lassen, so verrückt dieser auch sein mochte, oder sollte er sie mit der Wahrheit unglücklich machen?
    Während Nate Elizabeths Exzentrizität meist als ärgerlich empfunden hatte, gefiel Clay ihr Beharren darauf, dass die Wale mit ihr sprachen. Er wünschte, es wäre wahr. Er trat an ihren Stuhl und nahm ihre Hand.
    »Elizabeth. Ich glaube, du verstehst nicht, was ich sage –«
    »Er hat das Pastrami-Sandwich mit dunklem Brot doch mitgenommen, oder? Er hatte es versprochen.«
    »Mmh, das ist nicht wirklich relevant. Seit drei Tagen ist er verschwunden, und sie waren kurz vor dem offenen Meer, drüben bei Molokai, als es passiert ist. Raue See. Wahrscheinlich ist er nicht mehr unter uns, Elizabeth.«
    »Aber natürlich ist er nicht mehr unter uns, Clay. Ihr werdet einfach weitermachen müssen, bis er wiederkommt.« Dann tätschelte sie seine Hand. »Er hat das Sandwich doch mitgenommen, oder? Der Wal hat genau gesagt, was er wollte.«
    »Elizabeth! Du hörst mir nicht zu. Hier geht es nicht um die Wale, die dir durch die Bäume was vorsingen. Nate ist nicht mehr da!«
    »Schrei mich nicht an, Clay Demodocus. Ich versuche, dich zu trösten. Und es war nicht das Rauschen der Bäume. Was glaubst du denn? Dass ich eine komische Alte bin? Der Wal hat mich angerufen.«
    »Oh, Jesus, Maria und Josef. Ich weiß nicht, wie ich das hier handhaben soll.«
    »Noch etwas Tee?«, fragte die Komische Alte.
     
    Als Clay sich auf dem Weg den Vulkan hinab zurück nach Papa Lani befand, versuchte er zu verhindern, dass er Hoffnung schöpfte. Die Komische Alte war überzeugt davon, dass es Nathan Quinn bestens ging, obwohl sie es nur damit begründen konnte, dass der Wal – nachdem er ein Pastrami-Sandwich mit dunklem Brot bestellt hatte – versicherte, alles würde gut werden.
    »Und woher wusstest du, dass du den Wal am Telefon

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