Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
Lautsprecher weit auseinander stellen – kriegen wir dann ein Ahnung davon, woher es kommt?«
    Clay schüttelte den Kopf. »Die Mikros liegen direkt nebeneinander. Man müsste sie mindestens einen Meter weit voneinander trennen, um einen räumlichen Eindruck zu erhalten. Ich kann dir nur sagen, dass es aus dem Wasser kommt und nicht besonders laut ist. Hätte ich keinen Rebreather verwendet, hätte ich es nie gehört. Du bist unsere Audio-Spezialistin. Was kannst du mir dazu sagen?«
    Er spulte zurück und spielte es noch mal ab.
    »Es ist eine menschliche Stimme.«
    Clay sah sie an, als wollte er sagen: Klar, ich hob dich aufgeweckt, damit du mir erzählst, was ich schon weiß.
    »Und es ist militärisch.«
    »Wieso meinst du, es ist militärisch?«
    Amy warf Clay den gleichen Blick zu, mit dem er sie bis eben angesehen hatte. »›Käpt’n‹?«
    »Oh, richtig«, sagte Clay. »Lautsprecher im Wasser? Taucher mit Unterwasserfunk? Was meinst du?«
    »Hört sich nicht so an. Hat es sich für dich danach angehört, als käme es aus kleinen Lautsprechern?«
    »Nein.« Clay ließ es noch mal laufen. »Sandwich?«, sagte er.
    »Sandwich?«
    »Die Komische Alte hat gesagt, jemand hätte sie angerufen und behauptet, er sei ein Wal, und sie dann gebeten, Nate zu sagen, dass er ihm ein Sandwich mitbringen soll.«
    Amy drückte Clays Schulter. »Er ist tot, Clay. Ich weiß, du glaubst mir nicht, was ich gesehen habe, aber es hatte ganz bestimmt nichts mit einer Sandwich-Verschwörung zu tun.«
    »Das sage ich ja nicht, Amy. Ich sage nicht, dass es einen Zusammenhang mit Nates« – er wollte Ertrinken sagen, bremste sich aber, – »Unfall gibt. Aber vielleicht hat es damit zu tun, dass jemand unser Labor auf den Kopf gestellt hat, dass die Bänder gestohlen wurden und jemand versucht, die Komische Alte durcheinander zu bringen. Irgendjemand spielt mit uns, Amy, und es könnte sehr wohl derjenige sein, der auf diesem Band zu hören ist.«
    »Und es kann nicht sein, dass die Kamera ein Signal aus der Luft eingefangen hat, irgendwas auf derselben Frequenz oder so? Ein Handy oder irgendwas?«
    »Durch ein festes Aluminiumgehäuse und dreißig Meter Wasser? Nein, das Signal ist durchs Mikro reingekommen. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Amy nickte und sah sich das Standbild auf dem Monitor an. »Also suchst du jemanden vom Militär und jemanden, der sich für Nates Arbeit interessiert.«
    »Kein Mensch interessiert sich –« Clay stutzte, als ihm wieder einfiel, was er zu Nate gesagt hatte, als das Labor verwüstet worden war. Dass sich niemand für ihre Arbeit interessierte. Offenbar doch. »Tarwater?«
    Amy zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Er ist vom Militär. Lass das Band draußen liegen. Ich mache morgen früh ein Spektrogramm der Tonaufnahme. Vielleicht kann ich dann sagen, ob es aus einem Verstärker oder so was kommt. Heute Nacht schaff ich das nicht mehr. Ich bin zu kaputt.«
    »Danke«, sagte Clay. »Ruh dich aus, Kleine. Ich hau mich auch aufs Ohr. Morgen früh fahr ich gleich runter zum Hafen.«
    »Okay.«
    »Oh, und hey, das mit der ›Kleinen‹ … ich wollte damit nicht sagen –«
    Amy nahm ihn in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Du großes Mondkalb. Keine Sorge, wir schaffen das schon.« Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg zur Tür.
    »Amy?«
    Sie blieb in der Tür stehen. »Ja?«
    »Darf ich dir eine, na ja … persönliche Frage stellen?«
    »Schieß los.«
    »Dieses Hemd … wer ist ›stupid‹?«
    Sie sah ihr Hemd an, dann wieder ihn und grinste. »Scheint immer zu passen, Clay. Egal wo oder bei wem ich bin, irgendwann lichtet sich der Nebel, und das Hemd stimmt. Man muss die Wahrheit festhalten, wenn man sie findet.«
    »Ich mag die Wahrheit«, sagte Clay.
    »Nacht, Clay.«
    »Nacht, Kleine.«
     
    Am nächsten Tag schlug das Wetter um, mit Schaumkronen auf dem Kanal bis rüber nach Lanai, und die Kokospalmen bewegten sich wie epileptische Staubwedel. Clay fuhr in seinem Truck zum Hafen und bemerkte das Kajütboot, das Cliff Hylands Gruppe benutzt hatte, an seinem Liegeplatz. Als er schließlich am hundert Jahre alten Pioneer Inn vorbeifuhr, sah er im Augenwinkel Captain Tarwaters Marineweiß vor der grünen Wand. Er parkte seinen Wagen unter dem großen Feigenbaum neben der Tür und lief ins Restaurant.
    Als er reinkam, führte die Kellnerin eben Cliff Hyland, Tarwater und eine Studentin, eine junge, blonde Frau mit Waschbären-Sonnenbrand und strohtrockenem Haar, an

Weitere Kostenlose Bücher