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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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es ein, der Computer teilt die Nachricht in Spitzen und Täler der Wellenform ein, wir spielen den Walbengeln die Frequenzen vor, und sie lassen den Wal entsprechend singen. Das haben wir im Lauf der Jahre so eingerichtet.«
    Nate fiel auf, dass der Walbengel an der Metallkonsole seine Hand in einer organischen Steckdose hatte, wie ein Kabel aus Fleisch und Blut, das durch den Sockel des Geräts mit dem Walschiff verbunden war, wie bei den organischen Pulten, vor denen die Piloten saßen.
    »Wozu die Computer und das ganze Zeug, wenn die Walbengel das alles … ja, wie machen sie es? Instinkt?«
    Der Walbengel an der Konsole grinste Nate an, quiekte, dann machte er das internationale Zeichen für Wichsen.
    »Nur so bleiben wir auf dem Laufenden«, sagte Jane. »Glauben Sie mir, für lange Zeit waren wir hier nur Passagiere. Die Walbengel besitzen den gleichen navigatorischen Sinn wie die Wale. Wir begreifen nichts davon. Es handelt sich um eine Art magnetisches Vokabular. Erst seit die Schmutzfinken – das sind Sie – Computer entwickelt haben und wir ein paar Leute bekamen, die sie auch bedienen konnten, nehmen wir an dem teil, was hier vor sich geht. Inzwischen können wir GPS-Koordinaten feststellen, sie übermitteln und mit den anderen Mannschaften kommunizieren. Wir haben eine gewisse Ahnung davon, was wir tun.«
    »Sie sagen ›für lange Zeit‹. Wie lange?«
    Unruhig sah Jane Nuñez an, die ihren Blick nervös erwiderte. Einen Moment dachte Nate, sie wollten eilig zusammen auf der Toilette verschwinden, was seiner Erfahrung nach das war, was Frauen machten, bevor sie größere Entscheidungen trafen – etwa welche Schuhe sie kaufen sollten oder ob sie jemals wieder mit ihm schlafen würden oder nicht.
    »Für lange Zeit, Nate. Wir wissen nicht genau, wie lange. Noch vor den Computern, okay?«
    Womit sie meinte, dass sie es ihm nicht sagen wollte und sie ihn, wenn er drängte, belügen würde. Plötzlich fühlte sich Nate eher wie ein Gefangener, und als Gefangener war ihm, als sei es seine Pflicht und Schuldigkeit, zu fliehen. Er war sicher, dass genau das die Pflicht und Schuldigkeit eines Gefangenen war. Er hatte es in einem Film gesehen. Auch wenn sein früherer Plan, aus dem Spundloch ins Meer zu springen, ihm im Rückblick nun etwas übereilt schien.
    Er fragte: »Wie tief sind wir?«
    »Normalerweise senden wir bei etwa siebenhundert Metern. Das bringt uns ziemlich genau in den SOFAR-Kanal, egal wo wir uns geografisch befinden.«
    Der SOFAR-Kanal war eine natürliche Kombination aus Druck und Temperatur in bestimmter Tiefe, die einen Korridor aus verringertem Widerstand entstehen ließ, in dem sich der Schall über viele tausend Kilometer ausbreiten konnte. Der Theorie nach verwendeten ihn Blau- und Buckelwale, um miteinander über große Entfernungen hinweg navigatorische Details zu kommunizieren. Offensichtlich machten es die Walbengel und die Leute, die auf ihren Schiffen arbeiteten, genauso.
    »Entspricht dieses Signal dem natürlichen Ruf eines Blauwals?«
    »Ja«, sagte Tim. »Das ist einer der Vorteile, wenn man innerhalb der Wellenform auf Englisch kommuniziert. Als die Walbengel noch für die direkte Kommunikation gesorgt haben, war der Ruf erheblich variantenreicher, aber unser Signal ist gut versteckt, mehr oder weniger. Nur nicht vor ein paar Übereifrigen, die zufällig darüber stolpern.«
    »Wie ich?«
    »Ja, wie Sie. Wir sind in großer Sorge wegen der Akustik-Leute in Woods Hole und beim Hatfield Marine Center in Oregon. Die verbringen viel zu viel Zeit mit ihren Spektrogrammen von Unterwassergeräuschen.«
    »Sie sind sich darüber im Klaren«, sagte Nate, »dass ich diese Sache mit Ihren Schiffen vielleicht nie rausgefunden hätte. Ich habe keineswegs eine Eingebung gehabt, was die binären Signale angeht. Ein bekiffter Surfer hat mich darauf gebracht.«
    »Ja«, sagte Jane. »Wenn es Ihnen damit besser geht, können Sie ihm die Schuld dafür geben, dass Sie jetzt hier sind. Wir haben gewartet, bis Sie anfingen, im Signal nach dem Binärcode zu suchen. Da haben wir Sie abberufen, sozusagen.«
    Nate wünschte wirklich, er könnte Kona die Schuld zuschieben, aber da es so schien, als sollte er nie wieder in die Zivilisation zurückkehren, war es nicht mehr wichtig, einen Sündenbock zu finden. »Woher wussten Sie es? Ich habe ja nicht gerade eine Pressemitteilung rausgegeben.«
    »Wir haben unsere Möglichkeiten«, erwiderte Nuñez, wobei sie sich Mühe gab, nicht allzu geheimnisvoll

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