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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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gesamten Grotte gab es keinen rechten Winkel. Hunderte Menschen liefen zwischen ebenso vielen Walbengeln herum und transportierten Proviant und Ausrüstung mit Dingern, die wie ganz normale Karren und Handwagen aussahen.
    »Wo zum Teufel sind wir?«, fragte Nate, der fast seinen Kopf verdrehte, um alles gleichzeitig zu betrachten. »Ich meine: Was zum Teufel ist das?«
    »Wirklich erstaunlich«, sagte Cal. »Ich beobachte es gern, wenn Leute Gooville zum ersten Mal sehen.«
    Nate strich mit der Hand über die Erde oder den Boden oder was auch immer diese Oberfläche sein mochte, auf der sie saßen.
    »Was ist das für Zeug?« Es schien glatt zu sein, besaß aber Struktur, Poren, ein wenig rau, wie Steingut oder …
    »Es ist ein lebender Panzer, wie von einem Hummer. Der ganze Bau hier lebt, Nate. Alles – die Decke, der Boden, die Wände, die Einfahrt vom Meer her, unsere Unterkünfte – das alles ist ein einziger, gewaltiger Organismus. Wir nennen es das Goo .«
    »Das Goo. Dann ist das hier Gooville?«
    »Ja«, sagte Cal mit einem breiten Lächeln, das makellose Zähne bloßlegte.
    »Und dann sind Sie …?«
    »Genau. Die Goos. Darin steckt eine wunderbare Logik, denken Sie nicht?«
    »Ich kann nicht denken, Cal. Wissen Sie, sein ganzes Leben lang hört man Leute von Dingen reden, die unfassbar sind, aber das ist nur ein hohles Klischee – eine Hyperbel –, als würde man sagen, einem würde das Blut in den Adern gefrieren.«
    »Jep.«
    »Also, ich bin völlig aus der Fassung. Total fassungslos.«
    »Und Sie dachten, die Schiffe wären eindrucksvoll, hm?«
    »Ja, aber das hier? Ein lebender Organismus, der sich selbst geformt hat, und zwar zu einem komplexen … ja, was? System? Ich fass es nicht.«
    »Stellen Sie sich vor, wie die Bakterien, die in Ihrem Verdauungstrakt leben, über Sie denken.«
    »Also, im Moment glaube ich, sind sie von mir genervt.«
    Mehrere Walbengel versammelten sich etwa zehn Meter vor ihnen, deuteten auf Nate und kicherten.
    »Die kommen nur, um sich die Neuen anzusehen. Wundern Sie sich nicht, wenn sie sich auf der Straße an ihnen reiben. Man will Ihnen nur ›Hallo‹ sagen.«
    »Straßen?«
    »Wir nennen sie Straßen. In gewisser Weise sind es auch welche.«
    Nachdem sie nun nicht mehr im mattgelben Licht der Walschiffe standen, fiel Nate auf, wie groß die farbliche Bandbreite der Walbengel war. Manche waren tatsächlich blau gesprenkelt wie Blauwale, andere dagegen schwarz wie ein Grindwal oder hellgrau wie Zwergwale. Manche besaßen sogar die schwarzweiße Färbung von Orcas oder Weißseitendelfinen, andere wieder waren weiß wie Belugas. Die Körperformen waren allesamt sehr ähnlich, unterschieden sich nur in der Größe, wobei die Killerwalbengel gut dreißig Zentimeter größer und fünfzig Kilo schwerer waren und etwa doppelt so breite Kiefer wie alle anderen hatten. Außerdem fiel im Licht auf, dass er der einzige Mensch mit sonnengebräunter Haut war. Die Leute, selbst Cal und seine Mannschaft, sahen gesund aus. Es schien nur, als habe keiner von ihnen je die Sonne gesehen. Wie die Briten.
    Nuñez kam herüber und half erst Cal und dann Nate auf die Beine.
    »Wie sind die Schuhe?«
    »Ungewohnt, wenn man so lange keine mehr getragen hat.«
    »Sie werden ein paar Stunden etwas wacklig auf den Beinen sein. Sie werden das Schwanken spüren, wenn Sie still stehen. Es dauert etwa einen Tag. Genau so, als wäre man mit einem ganz normalen Schiff auf See gewesen. Ich bringe Sie in Ihr neues Quartier, führe Sie ein bisschen herum, damit Sie sich einleben können. Der Colonel wird vermutlich bald nach Ihnen schicken. Man wird Ihnen helfen, Menschen wie Walbengel. Alle wissen, dass Sie neu sind.«
    »Wie viele, Cielle?«
    »Menschen? Fast fünftausend leben hier. Walbengel vielleicht halb so viele.«
    »Wo ist ›hier‹? Wo sind wir?«
    »Ich hab ihm von Gooville erzählt«, sagte Cal.
    Nuñez blickte zu Nate auf, dann schob sie die Sonnenbrille zur Nasenspitze, so dass er ihre Augen sehen konnte. »Flippen Sie mir bloß nicht aus, okay?«
    Nate schüttelte den Kopf. Was glaubte sie denn? Dass sie ihm irgendwas erzählen konnte, was schräger, irrsinniger oder beängstigender wäre als alles, was er bereits gesehen hatte?
    »Über dieser Decke befindet sich dicker Fels, auch wenn wir nicht genau wissen, wie dick eigentlich – jedenfalls sind wir etwa zweihundert Meter unter der Oberfläche des Pazifischen Ozeans. Wir befinden uns ungefähr dreihundert Kilometer vor der

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