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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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ihr dann besser gehen. Ich dachte, wir könnten gemeinsam dein erbärmliches Leben betrauern. Überflüssigerweise habe ich mir später Sorgen gemacht und befürchtet, du würdest dich erinnern, dass ich nie zu Dingles gehe, um den Scheißfraß zu kaufen, aber dann sagte ich mir: ›Als ob Ellie jemals eins und eins zusammenzählenwürde.‹« Er schlug sich spöttisch mit der Hand gegen die Stirn.
    Er wollte sarkastisch sein und sie verletzen, aber Ellie konnte sehen, dass ihm langsam die Energie ausging. Damit kannte sie sich aus. Bing glaubte, dass er der Ober-Manipulator sei, aber Ellie wusste ebenfalls, wie sie den einen oder anderen Knopf zu drücken hatte. Sie feixte ihn an. »Hast du dich jemals gefragt, warum ich so viel Zeit in deinem Zimmer verbracht habe?«
    Er lachte. »Damit dir dein großer Freundeskreis nicht ständig auf die Nerven ging?«
    »Weil mir die Pornonummern, die sich ständig in Rachels Bett abspielten, auf die Nerven gingen.«
    »Du bist so eine verdammt schlechte Lügnerin, Ellie.« Aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich nicht so sicher war.
    »Nein, ganz im Ernst. Ich habe dir ja schon gesagt, dass du vermutlich der einzige Kerl in Flowertown bist, der es ihr nicht besorgt hat.« Es war kindisch und sie wusste, dass es nicht stimmte, aber Ellie wollte Bings Schmerz sehen.
    »Du kennst Tito, den mexikanischen Jungen, der in der Bücherei arbeitet? Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause, und sie waren voll zugange. Ich bin keine Expertin in Anatomie, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie es nicht so trieben wie von Gott vorgesehen.«
    Ellie lachte, als sie hörte, wie Bings Atem schneller ging. »Sie sagte mir immer, dass ein Arschfick einfach … «
    Sie blickte gerade noch rechtzeitig hoch, um die weiße Haut von Bings Ellbogen zu sehen, der in ihr Gesicht donnerte. Sie hörte nur ein knirschendes Geräusch, als sie auf dem Boden zusammenbrach. Blut lief in Strömen durch ihre Finger. Über ihr schrie Bing, aber Ellie hörte nichts. Dann spürte sie auch kein Blut mehr, sondern nur noch das vertraute Kribbeln inihren Händen und Füßen, und wie sich ihre heiße Kehle öffnete. Rote Flecken übersäten ihre Haut, als Zorn und Wut wie Ecstasy durch ihren Körper pulsierten. Sekunden später kniete sie nicht mehr auf dem Boden des Pflegezentrums. Jetzt war sie wieder die Ellie aus der ersten Zeit in Flowertown, als in den Krankenzelten die Leute in ihrem eigenen Siff verreckten. Dieses Mal hatte sie allerdings nicht tagelang gekotzt. Dieses Mal war sie gut genährt, und ihre Beine waren stark. Dieses Mal würde sie kein Teppichmesser brauchen, um den Mann vor ihr fertigzumachen.
    Bings Augen weiteten sich vor Schreck, als sie ausholte und sich ihre Hände wie Klauen in seine Haut bohrten. Dabei drang ein schier unmenschliches Geheul aus ihrer Kehle. Welche Gewalt auch immer er über sie gehabt haben mochte, sie hatte sich in jenem Moment verflüchtigt, als Ellie sich wieder an die schwärzeste der schwarzen Wut erinnerte, die sie damals überwältigt hatte. Ellie schlug um sich, sie riss an dem Körper vor ihr und hielt ihn fest umklammert, die Wucht ihrer Schläge drückte ihn auf den Schreibtisch. Bing zog an ihr und schrie, aber sie war zu nah an ihm dran und hielt ihn zu stark fest.
    Ihre Hände rissen an seiner Haut. Sie fühlte nicht, wie ihre Knochen gegen seinen Schädel donnerten, oder wie seine Zähne an ihren Knöcheln brachen. Er versuchte, sie abzuschütteln und sie taumelten ineinander verschlungen zu Boden. Ellie klammerte an seinen Kleidern und seiner Haut wie eine Kreatur aus der Hölle. Er schlug sie, aber sie spürte nichts mehr. Er versuchte, ihren Kopf gegen den Boden zu schmettern, aber sie reckte ihren Hals und biss ihm einmal durch seine Unterlippe, seine Haut platzte auf, und Blut lief in Strömen. Auf seinem Gesicht sah Ellie nichts außer Blut, und noch immer klettete sie sich an ihn, brüllend und beißend. Sie dachte weder anFlucht noch an Rettung, sondern nur noch an Gewalt und an den Klang seines Schmerzes.
    Sie registrierte die Gewehrschüsse erst, als der Verputz von der Decke wie Glitzerstaub auf sie hinabrieselte. Bing jammerte und klagte, seine Lippen waren von ihren Zähnen gepierct, und durch das ganze Blut konnte sie gerade einmal seine wilden Augen sehen. Sie hörte schwere Stiefel auf dem Gang und Kugeln flogen nah an ihr vorbei. Ellie ließ langsam von Bing ab, und sie musste ihren Kopf wenden, um nicht weiter sein fließendes

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