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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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Blut einzusaugen.
    »Erschießt sie!«, brüllte Bing, seine Worte waren durch seine Verletzungen entstellt. Zwei Wachen traten vor, ihre Waffen gezückt, aber Ellie war schneller und trat Bing in deren Richtung. Der Wachmann, der ihnen am nächsten gestanden hatte, sprang zurück, damit das Blut nicht auf ihn spritzte, und Bing schlingerte vorwärts in einer klebrig-feuchten Lache, die sich unter ihm gebildet hatte. Der zweite Wachmann feuerte in den Raum, als Ellie sich gerade unter den Schreibtisch zwängte. Sie lag flach auf dem Bauch und quetschte sich unter der Rückseite des schweren Möbelstückes hindurch, bis sie auf der anderen Seite in einen Spalt zwischen zwei Aktenschränken schlüpfte.
    Hinter ihr herrschte absolutes Chaos. Bing schrie unverständliche Befehle, und Ellie nutzte die allgemeine Verwirrung, um aufzustehen und davonzurennen. Es war ein Risiko. Kugeln schlugen durch die Tür und flogen über ihren Kopf, aber sie rannte weiter den Flur hinunter. Es war dunkel, aber die extreme Furcht schärfte Ellies Augen. Hinter sich hörte sie wütende Rufe und schwere Stiefelschritte. Da sah sie das beleuchtete Notausgangszeichen. Sie verlangsamte ihr Tempo nicht. Sie wusste, dass es egal war, ob sie k.o. ging, sollten die Türen abgesperrt sein. Es wäre sogar zu bevorzugen, denn eswäre allemal besser als das, was sie erwartete, sollte sie Bings Schergen in die Hände fallen. Die Kugeln flogen ihr um die Ohren und schlugen in die Notausgangstür, als Ellie sich gegen sie warf und in eine dunkle Gasse taumelte. Vor lauter Blut und Schweiß waren ihre Hände klebrig, und sie spürte, dass der Gegenstand, den sie in der Hand hielt, ihr zu entgleiten drohte. Im Schein einer Straßenlaterne sah sie überrascht, dass das, was sie da in Händen hielt, keine Waffe war. Die Waffe war verloren. Aber dafür umklammerte sie das Plastikgehäuse, in dem sich Bings externe Festplatte befand.

Das Licht der Straßenlaternen machte aus Ellie ein leicht sichtbares Ziel, also huschte sie durch die kleinen Gassen hinter den Gebäuden. Sie musste dringend zum Gesundheitszentrum Nord gelangen. Sie musste unbedingt Guy finden. Sie wusste, dass Bings Männer nach ihr suchen würden; Bing brauchte dringend seine externe Festplatte. Zwar würde er auch ohne sie aus Flowertown herauskommen, aber der Virus, den er gestartet hatte, hatte alle Daten über Fenos Versuchsreihen vernichtet. Die Festplatte war die einzige noch existierende Kopie – und der einzige Beweis dafür, dass sie alle geheilt waren. Aber Ellie brauchte die Festplatte genauso dringend. Sie versenkte die kleine Plastikbox so tief wie möglich in ihrer Hosentasche. Das war ein sicherer Ort, denn ihren schwitzigen und blutverschmierten Händen würde die Festplatte beim Rennen sonst bald entgleiten.
    Hätte sie nur die Waffe noch. Während sie durch die Nacht schlich, hielt sie an den Hinterausgängen Ausschau nach irgendwelchen Bewegungen. Die meisten Gebäude in diesemBlock waren Lagerhäuser und Werkstätten, aber ein höheres Gebäude sah wie ein Wohnhaus aus. Während sie auf die Tür zuging, verlangsamte Ellie ihr Tempo. Es handelte sich um die gleiche Stahltür, die sie von ihrem eigenen Wohnhaus her kannte. Plastikmülleimer standen aufgereiht an einer Seite, und Ellie riskierte es, anzuhalten. Vielleicht benutzen die Bewohner dieses Gebäudes ebenfalls die Hintertür, so wie die Leute aus Ost Fünf? Dann versteckten sie vielleicht auch eine Art Brecheisen hinter den Mülltonnen. Es war zwar keine Pistole, aber Ellie würde sich sicherer fühlen, wenn sie etwas Metallisches in Händen hielte.
    Sie schob die erste Tonne nach vorne und tastete um sich. Sie fand einen Ziegelstein, den sie erst vorsichtshalber zur Seite legte. Er könnte helfen, aber er fühlte sich schwer und unhandlich an. Rechts der Tür fand sie nichts. Auf der linken Seite musste sie unter dem Container für Papier suchen. Ihre Finger hinterließen Blutspuren auf den Tonnen, und das raue Plastik scheuerte an ihren Handflächen. Dann fühlte sie etwas Kaltes. Sie streckte sich so weit sie konnte und zog schließlich ein langes, zugespitztes Brecheisen hervor. Genau das, was sie brauchte.
    Sie hievte das Brecheisen hoch und rannte weiter. Dabei versuchte sie, den pochenden Schmerz in ihrem Gesicht zu ignorieren. Sie musste laut durch den Mund atmen und sich stark zusammenreißen, um durch ihr Keuchen nicht in Panik zu geraten. Die Erkenntnis, dass sie geheilt war, versetzte ihr einen Schub

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