Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
Vom Netzwerk:
unterrichtet hatte, hatte offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Jeder wusste, dass es nur eine Sache gab, die in den Augen der abgebrühten Langzeitbewohner lustiger war, als einen Frischling zum Brechen zu bringen, und das war, diesen Frischling danach dabei zu beobachten, wie er einen Wutanfall bekam. Es galt als Gag-Zugabe, und der junge Wachmann gab alles, um sich zusammenzureißen.
    Er marschierte entlang der Grenze der rot bemalten Zone. Bing verkniff sich ein Lachen, als die schweren Fußstapfen neben Ellies Schreibtisch donnerten und der Wachmann jeden Zentimeter der bewachten Zone beäugte und abmaß. Sie hoffte, dass es überzeugend wirkte, als sie wegen seiner Kontrolle mit den Augen rollte und betete insgeheim, dass es nicht zu auffällig war, wie sie dasaß: in dem Bemühen, noch das kleinste Fitzelchen des gestohlenen Feno-Eigentums zu verbergen, war sie fast mit ihrem halben Körper unter den Schreibtisch gerutscht.
    Der Wachmann schritt die rote Linie ab. Schließlich marschierte er zwischen den Kisten und Schubladenschränken hindurch, wobei er die kichernden Büroangestellten seitlich im Blick behielt. Ellie schmeckte Blut in ihrem Mund, weil sie sich in die Wange gebissen hatte, als der Wachmann vor dem Stapel mit Kisten stehen blieb, den sie gerade erst durcheinandergebracht hatte. Hatte sie die Kisten ordentlich aufgereiht? Hatte sie irgendein Sicherheitsmerkmal übersehen, das nur ausgebildeten Experten auffallen würde?
    Bing beobachtete den Wachmann dabei, wie er sie von der anderen Seite des Kistenstapels aus belauerte. Er beugte sich nah zu Ellie und flüsterte: »Glaubst du, er muss pinkeln?« Ellie lachte so hektisch und hart, dass sie schnaubte, und der Wachmann kam schnell hinter den Kisten hervor und nahm wieder seinen Posten ein. In Ehrerweisung und um sich zu verabschieden, klopfte Bing mit seinen Fingerknöcheln auf ihren Schreibtisch und erhob sich. Dabei murmelte er irgendetwas davon, dass er sein Gras zurück wollte. Ellie winkte ihm zum Abschied und beobachtete, wie er mit den Hausmeistern scherzte, die gerade ankamen, um die stinkende Sauerei aufzuwischen. Sie konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber als die drei Männer in lautes Gelächter ausbrachen, sah sie, wie das graue Gesicht des Wachmanns errötete. Es war eine simple Tatsache in Flowertown: Egal, wie groß deine Waffe war – die Lache Kotze war entscheidend.
    Ellie versuchte, sich auf die Aktenordner in ihrem Posteingang zu konzentrieren. Bei ihren Bemühungen, den Wachmann abzulenken, hatte sie ein solches Chaos angerichtet, dass ihr Schreibtisch nun wahllos mit Ordnern aus allen möglichen Kisten zugemüllt war. Sie wusste, dass sie ihren Stuhl irgendwann unter dem Schreibtisch herausziehen musste. Also seufzte sietief, schob sich mit beiden Füßen von der Kiste weg und rollte nach hinten. Der Wachmann schaute nicht in ihre Richtung. Sie bezweifelte, dass er es jemals wieder tun würde. Aber sollte er aus dem richtigen Winkel auf ihren Schreibtisch blicken, wenn sie nicht am Platz war, dann war das Spiel aus.
    Ellie atmete tief ein, nahm eine Handvoll Akten und begann, diese in die entsprechenden Kisten zurückzulegen. Die stumpfsinnige Arbeit ließ sie ein bisschen entspannen, obwohl sie noch immer wahnsinnig gerne eine kleine Tüte gebaut und geraucht hätte. Keine gute Idee, das wusste sie, aber verglichen mit ihrer letzten Nummer ein Kinderspiel. Dieser Gedanke brachte sie laut zum Lachen, und sie bemerkte die Anspannung im Kiefer des Wachmanns. Er glaubte, dass sie noch immer über ihn lachte, und Ellie kam zu dem Schluss, dass das wohl nicht die beste Masche war. Wenn es einen guten Moment gab, um nett zu tun, dann wohl, nachdem man geheime Dokumente geklaut hatte. Ellie verließ den Stapel Kisten, an dem sie gerade arbeitete und ging, ohne im Vorübergehen auf den Wachmann zu schauen, in die Küche.
    Sie nahm eine Dose Gingerale einer No-Name-Marke aus dem Kühlschrank, hielt einen Augenblick inne und nahm dann eine zweite. Der Wachmann beobachtete sie beim Näherkommen. Zweifelsohne fürchtete er sich vor dem, was sie im Schild führen könnte. Er wich ihrem Blick aus, als sie vor ihm anhielt und ihm beide Dosen anbot.
    »Es ist Gingerale. Das wird Ihnen helfen.«
    »Entfernen Sie sich von der Sicherheitszone, Madam.«
    Ellie seufzte und hielt die Dosen weiterhin vor sich ausgestreckt.
    »Wirklich. Es ist nur Gingerale und ich habe keine derDosen geöffnet. Sie wählen aus, welche. Ich nehme die

Weitere Kostenlose Bücher