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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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andere.«
    »Sie haben einen Klumpen Haare in Ihren Mund gesteckt.« Der Wachmann musste schwer schlucken, als er auch nur die Worte sagte. »Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder mit Ihnen picknicken möchte.«
    »Lustig.« Ellie ließ eine der Dosen aufploppen und nahm einen Schluck. Sie las das schweißdurchtränkte Namensschild, das auf sein T-Shirt aufgestickt war. »Cooper. Es war nichts Persönliches, wissen Sie.«
    Er richtete seine Augen auf sie, ohne seinen Kopf zu bewegen. »Das ist ein toller Trost.«
    »Wissen Sie, ich habe hier seit Jahren neben diesen Kisten gesessen, und es war mir die ganze Zeit scheißegal, was darin war. Warum sind Sie hier?«
    Er wollte mit den Achseln zucken, hielt sich aber zurück. »Ich gehe dorthin, wohin man mich schickt.«
    Ellie merkte so langsam, wie wenig sie an Gespräche gewöhnt war, in denen sie nicht bekifft war. Sie konnte anscheinend ihren Mund nicht halten. »Woher wissen Sie, dass ich nicht in Ihren kostbaren Kisten herumgewühlt habe, während Sie Brocken ins Klo gekotzt haben? Woher wollen Sie wissen, dass das Ganze nicht ein ausgeklügelter Plan war, um die gefürchtete rote Feno-Garde auszutricksen?«
    Schließlich musterte Cooper sie von Kopf bis Fuß.
    »So klug sehen Sie nicht aus.«
    »Aha, Cooper, das soll ein Witz sein?«
    »Nein.« Er starrte wieder in das Nichts hinter ihrer Schulter, und sie war nicht sicher, ob er nicht ein Lächeln unterdrücken musste.
    »Sie haben keine Unterstützung angefordert. Warum nicht?«
    »Ich habe mit Ihnen schon genug, ich brauche nicht noch meine Kollegen am Hacken.«
    »Das stimmt wahrscheinlich.« Sie hielt ihm die ungeöffnete Dose hin. »Dann können Sie auch ein Friedensangebot akzeptieren. Vertrauen Sie mir. Sie können mir das später bezahlen.«
    Er beobachtete sie lange und akzeptierte schließlich die Dose. Er probierte einen kleinen Schluck, vermutlich erwartete er, dass die Dose explodieren oder nach Urin oder noch Schlimmerem schmecken würde, aber als Ellie weiter aus der Dose trank, während sie zu ihrem Schreibtisch zurückging, entspannte er sich und nahm ebenfalls größere Schlucke.
    »Wird mich das später umbringen?«
    »Das wird die Zeit zeigen.« Ellie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. »Ich denke mal, Sie müssen mir vertrauen.« Der Wachmann schüttelte den Kopf und nippte weiter an seinem Gingerale.
    Jetzt, da seine Aufmerksamkeit wieder abgelenkt war, war Ellie weniger nervös, als sie ihre Füße nach der unter ihrem Tisch versteckten Kiste ausstreckte. Natürlich würde sie nicht die ganze Kiste heraustragen können. Sie würde also nach und nach ein paar Akten herausschmuggeln. Ihr war auch klar, dass sie das rote Sicherheitsklebeband von der Kiste entfernen musste. Das würde nicht einfach werden. Erstens würde das Geräusch sehr auffällig sein. Die meisten Kisten in der ungesicherten Zone hatten einfach nur Deckel oder waren auf altmodische Art mit Schnur und Knopf verschlossen. Nur die Feno-Kisten waren zugeklebt. Außerdem war das Rot des Klebebandes hell und unverkennbar, und ein großes Bündel zusammengeknäulten roten Klebebandes im Papierkorb würde auffallen. Wenn man es zusammengeknüllt in ihrem Schreibtisch fand – nun, dann müsste man nicht Sherlock Holmes sein, um sich die Sache zusammenzureimen.
    Ellie holte einen Brieföffner aus der mittleren Schublade. In den Jahren, die sie in diesem Büro gearbeitet hatte – genau genommen in den zehn Jahren, die sie in irgendeinem Büroumfeld verbracht hatte –, hatte sie niemals einen Brieföffner benutzt. Sie konnte nicht ganz verstehen, warum sie überhaupt immer einen Brieföffner in ihrem Schreibtisch aufbewahrte. Jetzt wusste sie, warum. Brieföffner waren die moderne Entsprechung der Haarnadeln in den alten
films noirs
, die sie und Bing so gerne schauten – harmlos aussehende Waffen. Sie ließ die scharfe, silberne Klinge nach unten zwischen ihre Beine gleiten und tastete nach dem Klebeband, wobei sie den Wachmann durch die Papierstapel auf ihrem Schreibtisch hindurch beobachtete. Sie versuchte, das Geräusch zu dämmen, als sie die Klinge in das Klebeband stieß und das Siegel zerbrach. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie war offiziell in Feno-Eigentum eingebrochen.
    Als ihr Telefon piepste, zuckte sie so heftig zusammen, dass ihre Arme und Beine gegen die flache Schublade über dem Fußraum stießen. Der Brieföffner flog ihr aus der Hand, fiel auf den Deckel der geöffneten Kiste, wo er kurz hin und her

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