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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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ich in Las Vegas bin und einfach abhaue. Ich denke daran, mein Armband abzuschneiden und einfach wegzulaufen, nach Mexiko oder sonst wohin.
    »Das wundert mich gar nicht, du Süße. Das ist völlig normal.«
    Rachel griff nach Ellies Arm und starrte ihr lange in die Augen. »Aber ich würde so viele Menschen infizieren, ich würde sie krank machen. Aber wenn ich daran denke«, ihr Stimme ging in ein Schluchzen über, »dann ist es mir egal. Mir sind diese Menschen egal. Ich will einfach nur hier raus.«
    »Wie geht es uns, Schätzchen?« Die grün gekleidete Krankenschwester steckte ihren Kopf zur Tür herein, und Rachel und Ellie rückten voneinander ab. Beide hatten Tränen in den Augen, und die Krankenschwester trat noch einen Schritt weiter in den Raum hinein. »Ist alles in Ordnung?« Sie blickte Ellie an, als trüge sie die Schuld an der Situation.
    »Wir haben uns nur unterhalten«, sagte Ellie und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    »Ach ja.« Die Krankenschwester starrte sie noch eine Weile an und wandte sich dann mit einem milderen Gesichtsausdruck an Rachel. »Es sieht ganz so aus, als seist du hier fertig. Du weißt ja, was als Nächstes kommt.« Rachel nickte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte zu Ellie.
    »Wartest du auf mich?«
    »Natürlich. Ich warte gleich hier draußen.«
    Sie drückte Rachels Hand und zwinkerte ihr zu, während die Krankenschwester Rachel von dem Tropf befreite. So sehr sie Krankenhäuser im Allgemeinen verabscheute, und da sie wusste, wie grauenhaft die kommende Stufe des Entgiftungsprozesses sein würde, fiel es ihr sehr schwer, ihre junge Freundinalleine zurückzulassen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und sah, dass Rachel sich auszog. Hilflose Wut flackerte in ihr auf.
    Die beiden Frauen am Ende des Flurs stritten noch immer über die wie auch immer geartete Ablagekrise. Eine der beiden Frauen, so kurz und stämmig wie ein Pfropfen und mit einer schlechten Dauerwelle, echauffierte sich darüber, wie unfair es war, dass sie nun alles stehen und liegen lassen sollte, um Papierkram von Pontius zu Pilatus zu schleppen. Als sie Ellie sah, richtete sie ihre Beschwerden an sie, da sonst niemand mehr zuhörte.
    »Einfach so, ohne uns vorher Bescheid zu geben. Wir haben hier Patienten, um die wir uns kümmern müssen. Meinst du nicht, dass das höchste Priorität hat?«
    Sie schien auf eine Antwort von Ellie zu warten. »Nein?«
    »Natürlich nicht. Wenn es nach dem Büro ginge, könnten die Leute einfach umfallen, wo sie gerade stehen. Macht das irgendeinen Sinn?«
    »Nein.«
    »Eben.« Die kleine Frau huschte an ihr vorbei. Ihre Wangen waren vor Wut gerötet. »Und es ist ja nicht so, dass sie es in sechs Monaten nicht wieder komplett umgestalten werden. Sieh dir das an.« Sie wies auf ein Zimmer voller Aktenschränke in verschiedenen Größen. »Wir haben ein Jahr lang gebraucht, um all die BTM-Akten zu erfassen und neu abzulegen. Sie haben von nichts anderem geredet als von BTM-Punkten, und noch einmal BTM-Punkten, als sei es der verfluchte Heilige Gral der Aktenablage. Als würde es irgendwelche Geheimnisse des Universums entschlüsseln. Und dann, sechs Monate später, fangen sie an, nur noch von QEH zu reden, QEH, und wir müssen alles neu nach QEH ordnen.«
    »Was bedeutet QEH?«
    »Die neue Marke, der neue Test. Hörst du mir überhaupt zu?« Die Frau schien eindeutig nicht zu begreifen, dass Ellie nicht im Pflegezentrum arbeitete. Sie ließ sich von ihrer Tirade davontragen. »Und dann, diese Woche, bumm – auf einmal tauchen alle diese Akten auf und sie erwarten von uns, von mir, sofort alles stehen und liegen zu lassen und den Zauberstab über die Akten zu schwenken und sie nach QEH abzulegen. Nun, ich will dir etwas sagen.« Sie stieß ihren Kuli in Ellies Richtung, die sich nach hinten bog, um der Spitze auszuweichen. »Sie können mich mal am A-R-S-C-H lecken. Was sagst du dazu?«
    »Klingt gut.« Ellie verstand, warum alle Kollegen diesem kleinen menschlichen Tsunami aus dem Weg gingen. Ihre keuchenden Atemzüge und ihre stampfenden kleinen Füße erzeugten überall dort, wo sie auftauchte, heiße Wellen der Frustration. Ellie wollte nicht vor ihr hergehen und machte ihr deshalb Platz, indem sie sich zwischen zwei der Aktenschränke quetschte, die zu der Lieferung gehörten, über die sich die Frau so aufgeregt hatte. Die schimpfte noch immer vor sich hin und schmiss mit allem, was ihr unter die Finger geriet, um sich. Ellie hoffte, dass

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